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Hallux rigidus: Die Arthrose im Zeh

Beim Hallux rigidus kann jeder Schritt zur Qual werden. Erfahren Sie, wie Sie die Arthrose in der Großzehe erkennen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

16. November 2022
Closeup of female holding her painful feet and massaging her bunion toes to relieve pain. Swollen bunion at the edge of the big toe causes deformity (Hallux valgus). Woman's health concept.

Wie äußert sich Hallux Rigidus?

Der Hallux rigidus, lateinisch für "steife Großzehe", ist eine der häufigsten Erkrankungen der Zehen. Schmerzen beim Abrollen des Fußes und eine eingeschränkte Beweglichkeit sind häufig erste Anzeichen der Erkrankung. Ursache für das steifer werdende Zehgelenk ist Gelenkverschleiß und eine daraus resultierende Arthrose im Großzehengrundgelenk.

Eine Vorstufe ist der sogenannte Hallux limitus. Hier besteht ein Anfangsstadium der Arthrose im Großzehengrundgelenk, wobei dessen Funktion noch nicht völlig aufgehoben, sondern limitiert ist.

Durch die Arthrose kommt es zu einem schrittweisen Knorpelverschleiß, bis hin zu einem vollständigen Knorpelverlust. Um diesen Verlust auszugleichen, bildet der Fußknochen knöcherne Ausziehungen (Exostosen), die je nach Stadium zu einer sichtbaren und spürbaren Konturvergröberung des gesamten Gelenkes führen können. Die Betroffenen versuchen häufig das Großzehengrundgelenk zu schonen und rollen den Fuß über die Außenseite ab. Diese Fehlbelastung führt zu weiteren Schmerzen im Fuß.

Ursachen und Risikofaktoren

Warum genau der Hallux rigidus entsteht, lässt sich häufig nicht eindeutig feststellen. Es werden verschiedene Ursachen diskutiert, eine Kombination unterschiedlicher Einflüsse ist ein wahrscheinlicher Auslöser.

Mögliche Ursachen für die Arthrose im Großzehengrundgelenk:

  • Genetische Veranlagung: Patienten berichten häufig von Fällen von Arthrose im großen Zeh in der Familie.
  • Unfälle: Sportunfälle können eine Verletzung des Knorpels zur Folge haben, die langfristig zu einer steifen Großzehe führt.
  • Hallux valgus: Durch die Fehlbelastung des Gelenks infolge des Hallux valgus kann sich ein Hallux rigidus bilden.
  • Erkrankungen: Gicht oder Rheuma können die Arthrose im Zeh auslösen.
  • Schuhwerk: Durch das Tragen von hohen Absätzen oder zu engen, vorne spitz zulaufenden Schuhen kann es zu einer Überlastung des vorderen Fußquergewölbes kommen, was zur Fehlstellung führt.
  • (Starkes) Übergewicht: Da der Fuß unser gesamtes Gewicht tragen muss, kann Übergewicht zu einer Verformung der Füße und damit zur Fehlstellung führen.

 Symptome und Diagnose

Bis das Gelenk vollständig steif ist, vergehen meist mehrere Jahre. Der Krankheitsverlauf wird in mehrere Stadien eingeteilt.

Im Frühstadium verursacht das Abrollen des Fußes beim Gehen zunehmend Schmerzen. Das Tragen von hohen Schuhen ist oft nicht mehr möglich, weil es als zu schmerzhaft empfunden wird. Die Patienten gehen bereits in eine Schonhaltung und belasten die Außenkante des Fußes. Auf dem Röntgenbild ist häufig noch keine oder nur eine unspezifische Veränderung zu sehen.

Im mittleren Stadium verstärken sich die Schmerzen beim Abrollen des Fußes und es kommt zu ersten Bewegungseinschränkungen. Erste degenerative Veränderungen auf der Rückseite des Gelenks werden in der Bildgebung sichtbar.

Im fortgeschrittenen Stadium hat sich die Arthrose voll ausgebildet. Das Gelenk ist vollständig versteift. Das Gehen fällt den Patienten jetzt schwer, weil sie den Fuß nicht mehr abrollen können. Es können sich in diesem Stadium Schwielen an der Fußsohle bilden. Auf dem Röntgenbild ist das Ausmaß der Arthrose jetzt eindeutig sichtbar.

Erste typische Anzeichen für eine Arthrose im Großzehengrundgelenk:

  • Auftreten von Schmerzen – anfangs noch vorübergehend
  • Rötungen und Schwellungen an Ballen und Zehe
  • Reibegeräusche bei Bewegung
  • Verändertes Gangbild durch die Belastung der Außenkante des Fußes
  • zuckende Muskeln
  • Schwielenbildung an der Fußsohle
  • Schwierigkeiten, passende Schuhe zu finden
  • eventuell Folgebeschwerden an Knie und Hüfte durch die Fehlbelastung

Diagnostische Verfahren und ärztliche Untersuchung

In einer ersten klinischen Untersuchung werden das Gangbild des Patienten und der Grad des Schmerzes beim Abrollen erfasst. Ein weiterer wichtiger Indikator ist die Beweglichkeit des Zehengelenks, insbesondere das Bewegen des Zehs nach oben.

Im Röntgenbild kann der Hallux rigidus dann eindeutig diagnostiziert werden. Hier sieht der Orthopäde, die Reduzierung des Gelenkspalts und die knöchernen Ausziehungen, die sich in Folge der Arthrose gebildet haben. Um eine möglichst genaue Diagnose zu stellen, werden die Röntgenbilder unter Gewichtsbelastung des Fußes in verschiedenen Ebenen angefertigt.

In einzelnen Fällen können zur Diagnose beziehungsweise zum Ausschluss von Begleiterkrankungen der Sehnen oder der Fußgelenke auch zusätzliche bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz kommen.

Helios ENDO-Klinik Hamburg

Leitender Oberarzt | Helios ENDO-Klinik Hamburg

Ein Hallux rigidus kann die Lebensqualität deutlich einschränken. Je frühzeitiger wir mit der Behandlung anfangen, desto höher stehen die Chancen, den Verlauf der Arthrose zu verlangsamen.

Therapie bei Hallux Rigidus

Im frühen Stadium reicht meist die Behandlung mit konservativen Maßnahmen, um die Beschwerden zu lindern und die Operation zu vermeiden oder hinauszuzögern. Ist der Hallux rigidus bereits im fortgeschrittenen Stadium, gibt es die Möglichkeit zur operativen Therapie.

Konservative Therapie

Große Erleichterung bringt zu Beginn der Erkrankung häufig schon das richtige Schuhwerk. Mit speziell für den Hallux rigidus entwickelten Schuhen hat Ihr Fuß genug Platz im Schuh und Sie können wieder beschwerdefrei laufen. Ebenfalls Entlastung bringen in diesem Stadium orthopädische Einlagen zum Beispiel mit einer eingearbeiteten Rigidus-Feder, die den Bereich des Großzehengrundgelenkes beim Abrollvorgang stabilisiert

Die Schmerzen und die Entzündung im Gelenk werden im frühen Stadium mit Schmerzmitteln in Tablettenform oder als schmerzlindernde Salbe behandelt. Physiotherapeutische Maßnahmen wie manuelle Therapie oder spezielle Fußgymnastik können im Anfangsstadium die Beschwerden lindern.

Operative Eingriffe

Bringen die konservativen Maßnahmen keine Linderung mehr, ist eine Operation oft unumgänglich.

Es stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung. Welches bei Ihnen am sinnvollsten ist, hängt von der Ausprägung der Arthrose und den individuellen Gegebenheiten Ihres Fußes ab. Ihr behandelnder Orthopäde wird ausführlich mit Ihnen besprechen, welche Methode sich bei Ihnen am besten eignet, um Ihre Beschwerden zu lindern.

Mögliche operative Verfahren:

  • Abtragung knöcherner Vorsprünge (Cheilektomie): Dies ist eine gelenkerhaltende Operation, die die Beweglichkeit des Gelenks verbessert und einen normalen Abrollvorgang beim Gehen wieder möglich macht. Die schmerzhaften Knochenvorsprünge werden mit Hilfe dieses Verfahrens abgetragen und der vom Verschleiß betroffene Gelenkbereich somit entlastet.
  • Implantation von Kunstgelenken: Bei weiter fortgeschrittener Arthrose kann ein Kunstgelenk als Ersatz des verlorengegangenen Knorpels eingesetzt werden. Dieses verhindert, dass Knochen auf Knochen reibt. Auch wenn die Implantate bei vielen Patienten Linderung und neue Beweglichkeit bringen, sind deren Standzeiten nicht vergleichbar mit Hüft- oder Kniegelenkersatz und im jeweiligen Einzelfall kritisch zu prüfen.
  • Gelenkversteifung (Arthrodese): Ist das Gelenk bereits vollständig zerstört, ist die zielführende Methode der Wahl die Versteifung des Großgrundzehengelenks. Der zerstörte Knorpel wird entfernt und die Gelenkflächen in korrigierter Stellung der Großzehe miteinander verschraubt. Dies verringert die Schmerzen, die Abrollbewegung über die Großzehe ist durch diese Stabilisierung wieder möglich.

Was passiert, wenn Hallux rigidus nicht operiert wird?

Nicht jeder Hallux rigidus muss operiert werden. Reichen konservative Maßnahmen jedoch nicht mehr aus, um die Beschwerden zu lindern, ist eine Operation häufig die einzige Möglichkeit, damit Patienten sich wieder schmerzfrei bewegen können. Ohne den Eingriff wird die Arthrose in diesen Fällen weiter fortschreiten und ein schmerzfreies Gehen erschwert.

Vorbeugung und Selbsthilfe bei Hallux Rigidus

Auch wenn man die familiäre, genetische Neigung zur Arthrose oder das Auftreten einer Arthrose nach Unfällen und Verletzungen nicht immer ganz vermeiden kann, gibt es doch einige Maßnahmen zur Vorbeugung. Die Arthrose ist häufig eine Folge von Fehl- oder Überbelastungen des Fußes, der Sie entgegenwirken können.

So können Sie dem Hallux rigidus vorbeugen:

  • Das Tragen von zu kleinen oder sehr hohen Schuhen vermeiden – stattdessen lieber flache, bequeme Schuhe mit ausreichend Platz für die Zehen wählen
  • Mit Fehlstellungen wie Plattfuß oder Ballenfuß rechtzeitig zum Arzt gehen
  • starkes Übergewicht vermeiden
  • in Bewegung bleiben, ohne den Fuß zu überlasten
  • Verletzungen auskurieren und einen Arzt aufsuchen

Was kann man gegen Hallux rigidus tun?

Auch wenn der Hallux rigidus eine degenerative Veränderung ist, die Sie weder aufhalten noch heilen können, gibt es gezielte Übungen, die Ihre Beschwerden lindern können.

  1. Greifübungen mit den Zehen: Legen Sie ein dünnes Handtuch vor Ihren Fuß und greifen Sie dieses mit den Zehen. Anschließend legen Sie es abwechselnd rechts und links wieder ab.
  2. Nehmen Sie einen Faszien- oder Igelball und massieren Sie die Fußsohle im Stehen und mit Ihrem Körpergewicht auf der Fußsohle.
  3. Setzen Sie sich aus dem Vierfüßlerstand nach hinten und legen Sie den Fußrücken nach hinten ab und dehnen Sie ihn.
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