Wie beginnt Hautkrebs?
Es beginnt häufig mit einem rötlichen Fleck auf den sogenannten Sonnenterrassen – so nennen Ärzt:innen die Regionen des Körpers, die der UV-Strahlung am intensivsten ausgesetzt sind, also Stirn, Nase oder Ohren.
Im Anfangsstadium ähnelt der helle Hautkrebs eher einer Unreinheit: Manchmal eben, manchmal buckelig, oft umgeben von kleinen Äderchen. Auch wenn Betroffene die rote Stelle wegkratzen, sie kehrt immer wieder zurück. „Das ist eines der ersten Warnsignale“, erklärt Dr. Roman Hirt, Oberarzt der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in der Helios Klinik Zerbst/Anhalt.
„Erst mit der Zeit beginnen die Stellen zu verkrusten und zu bluten. Spätestens dann sollten Betroffene einen Hautarzt aufsuchen“, sagt der Experte. Wie wichtig dieser möglichst frühe Schritt ist, zeigen die Statistiken: Rechtzeitig erkannt, ist der helle Hautkrebs zu fast 100 Prozent heilbar. Fast immer wird er operativ entfernt.
Ursachen und Varianten des Hautkrebses
Die Ursache des Krebses liegt, neben erblichen Faktoren, im „Elefantengedächtnis“ unserer Haut. Sie erinnert sich an vieles und verzeiht wenig – am wenigsten den übermäßigen Genuss von UV-Strahlung. Die Folge: Bereits ein paar Verbrennungen im Kindesalter reichen aus, um sie dauerhaft zu schädigen. Wer sich dazu jedes Jahr aufs Neue einen Sonnenbrand holt, bietet den Tumoren beste Bedingungen.
Die häufigste Form ist das Basallzellkarzinom. Es macht rund zwei Drittel der Neuerkrankungen aus. Der Tumor wächst sehr langsam und bildet in der Regel keine Metastasen. „Doch nach einiger Zeit dringt er immer tiefer in umliegendes Gewebe vor. Das bedeutet dann größere Operationen, die den Patienten kosmetisch entstellen können“, erklärt Dr. Hirt.
Oft sehen Ärzt:innen auch erst beim Eingriff, wie weit die Karzinome in das Gewebe und die anliegenden Organe wachsen. Aber nur selten gelten Patient:innen als inoperabel. Hier besteht die Möglichkeit, den Tumor etwa mithilfe von Bestrahlungen oder Chemotherapeutika zu therapieren.
Das sogenannte Plattenzellkarzinom ist eine seltenere Form des hellen Hautkrebses. Er kann sowohl die Sonnenterrassen als auch andere Teile des Körpers befallen, wächst schneller und bildet Tochtergeschwülste. Erkennen können Patient:innen ihn häufig an einer rötlichen, verknoteten Unebenheit – ähnlich einer Warze – mit sehr rauer Oberfläche.
Patient:innen mit Hautkrebs sind immer jünger
Betroffen sind überwiegend Menschen ab dem 50. Lebensjahr, doch Dermatolog:innen bekommen es auch immer häufiger mit jungen Patient:innen zu tun. Für Dr. Hirt ist dies ein Grund zur Sorge: „Wer mit Mitte 20 bereits die erste Tumorentfernung hinter sich bringen muss, dem stehen in der Regel noch weitere bevor.“
Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist ständiger Sonnenschutz die beste Vorsorge. Doch auch hier sind viele Mythen im Umlauf. Etwa, dass Sonnencreme allein schon ausreicht, oder dass Schatten vor UV-Strahlung schützt. Auch Vorbräunen soll angeblich helfen, Hautschäden zu vermeiden.
Vor allem ersteres gilt nur bedingt und nur dann, wenn die Cremes und Sprays richtig angewendet werden. Klar ist: Keine einzige Marke hält alle UV-Strahlen über längere Zeit ab. Das liegt zum einen an den Mitteln selbst, zum anderen daran, dass die meisten Verbraucher:innen nur einen Bruchteil der notwendigen Dosis auftragen.
Auch wer den Großteil des Sommers im Schatten verbringt, bekommt immerhin noch rund die Hälfte der Strahlung ab, durch einen wolkenverhangenen Sommerhimmel gelangen bis zu 80 Prozent.
Genauso wenig hilfreich ist es, seine Haut durch Vorbräunen abzuhärten. Selbst wer von März an theoretisch jeden Tag draußen verbringt, erreicht damit nur einen vergleichbaren Sonnencreme-Schutzfaktor von 1,5. Vor allem Menschen mit hellerem Hauttyp, erblicher Vorbelastung oder einem Beruf an der frischen Luft sollten daher die Vorsorgeangebote nutzen.
Bereits ab dem 35. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse alle zwei Jahre die Kosten für das Hautkrebs-Screening in einer dermatologischen Praxis.
Mythen rund um die Haut
Lesen Sie hier, die häufigsten Mythen zur Hautgesundheit im Sommer.
Mythos 1: Aus rot wird braun
Stimmt nicht. Das kräftige Rot eines Sonnenbrandes ist keine Vorstufe zu schöner Urlaubsbräune. Die Haut rötet sich aufgrund einer Entzündungs- beziehungsweise Verbrennungsreaktion, oft sind die oberen Zellschichten stark beschädigt und die Blutgefäße weiten sich. Darauf folgt in der Regel das Abstoßen der abgestorbenen Zellen, das heißt, die Haut „pellt sich“.
Mythos 2: Im Auto ist die Haut vor Sonne geschützt
Stimmt nur bedingt. Die Seitenscheiben lassen sogar bis zu 80 Prozent der UV-Strahlung durch. Nur die Frontscheibe blockt durch eine massivere Oberfläche einen Großteil der Sonne ab. Daher ist es ratsam, bei längeren Fahrten die nach außen zeigenden freien Körperflächen einzucremen.
Mythos 3: Sonne hilft gegen Pickel
Stimmt nicht. Zwar wird in der Akne-Therapie durchaus UV-Licht eingesetzt, doch das nur in geringen Dosen und ohne Hitzeentwicklung. In freier Natur regt Sonnenstrahlung die Talgproduktion an und kann so die Entstehung von Pickeln am ganzen Körper sogar begünstigen.
Mythos 4: Häufiges Sonnenbaden erfrischt und strafft die Haut
Das ist gänzlich falsch. Neben übermäßigem Alkohol- oder Zigarettenkonsum, Stress oder falscher Ernährung rangiert die Sonne auf Platz eins der Faktoren, die die Hautalterung beschleunigen. Das Schädliche ist die Reaktion der Haut auf das UV-Licht. Denn es begünstigt die Entstehung sogenannter freier Radikale, die in den tiefen Hautschichten empfindlich in die Prozesse eingreifen, die für die Kollagenproduktion verantwortlich sind.
Zudem stört die Strahlung die Elastizität der Haut. Ein weiterer Hinweis auf eine übermäßige Sonneneinstrahlung sind auch sogenannte Altersflecken. Diese entstehen im Lauf des Lebens ganz natürlich an den besonders exponierten Hautstellen im Gesicht und auf den Händen. Vor allem Zellen, die UV-Licht lange und ungeschützt ausgesetzt sind, sorgen für die Bildung von Altersflecken.
Mythos 5: Viel trinken verhindert Falten
Stimmt nur bedingt. Wer viel trinkt, tut seinem Organismus und damit auch seiner Haut zwar grundsätzlich etwas Gutes. Doch gegen Falten wirkt es nur minimal.
Mythos 6: Am besten nur Wasser und Seife auf die Haut
Stimmt nicht. Nur Menschen mit robuster oder sehr fettiger Haut sollten zum Duschen und Waschen reine Seife verwenden. Denn sie enthält einen erhöhten pH-Wert, der auf Dauer den Säureschutzmantel der Haut zerstören kann.