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Was ist ein Herzklappenfehler?

Das menschliche Herz pumpt täglich bis zu 10.000 Liter Blut durch die Blutgefäße. Liegt ein Herzklappenfehler vor, ist die Pumpleistung des Herzens gestört. Was heißt das für Betroffene?

Herzkatheteruntersuchung in der interventionellen Kardiologie

Prof. Dr. Uwe Mehlhorn, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Herzchirurgie in der Helios Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe, erklärt, welche Symptome auf einen Herzklappenfehler hinweisen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Herzklappenfehler erklärt: Was steckt dahinter?

Das menschliche Herz ist mit vier Herzklappen ausgestattet: die Aortenklappe und Pulmonalklappe am Übergang der Herzkammern in die Blutgefäße und die Mitralklappe sowie Trikuspidalklappe als Verbindung der Vorhöfe mit den Herzkammern.

Die vier Herzklappen funktionieren wie Ventile und sorgen für einen geordneten Ein- und Ausfluss des Blutes zwischen dem Herz und den herznahen Blutgefäßen.

"Bei einem Herzklappenfehler liegt eine Funktionsstörung der Klappenventile im Herz vor. Wenn die Herzklappe nicht mehr richtig schließt, handelt es sich um eine Klappeninsuffizienz, bei der das Blut in die falsche Richtung fließen kann. Liegt eine Verengung vor, gelangt nur noch eine verminderte Menge Blut durch die Herzklappe", sagt Prof. Dr. Uwe Mehlhorn.

Die Ursachen für einen Herzklappenfehler sind vielfältig

angeborene Herzklappenfehler:

  • Aortenklappenstenose
  • Pulmonalklappenstenose

erworbene Herzklappenfehler:

  • altersbedingter Verschleiß und Verkalkung
  • Entzündung der Herzklappen (z. B. durch rheumatisches Fieber, Herzinnenhautentzündung oder Streptokokken)
  • systemischer Lupus erythematodes
  • Herzinfarkt

Helios Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe

Chefarzt Herzchirurgie & Ärztlicher Direktor

Bei einem Herzklappenfehler liegt eine Funktionsstörung der Klappenventile im Herz vor.

Wie äußert sich ein Herzklappenfehler?

Zu Beginn der Erkrankung sind die meisten Betroffenen beschwerdefrei. Symptome treten erst auf, wenn das Herz nicht mehr genügend Blut in den Körper pumpen kann.

Zu den typischen Symptomen zählen:

  • Luftnot bei körperlicher Belastung
  • unregelmäßiger, schneller oder langsamer Puls
  • Wassereinlagerungen in den Beinen oder der Lunge
  • Druckgefühl in der Brust
  • ggf. Schwindel oder Ohnmacht

Rechtsherzklappenfehler

  • Luftnot
  • Wassereinlagerung in den Beinen

Linksherzklappenfehler

  • verstärkte Luftnot
  • Wassereinlagerungen in der Lunge

Welche Arten von Herzklappenfehlern gibt es?

Eine Herzklappenerkrankung führt entweder zu einer Verengung (Stenose) oder Undichtigkeit (Insuffizienz). Häufig tritt auch eine Kombination auf.

Herzklappenstenose

Bei einer Stenose handelt es sich um eine Verengung der Herzklappe. Dies führt zu einem Blutstau im Herzen, wodurch weniger Blut in den Körperkreislauf gelangt.

Ursachen können Ablagerungen in den Blutgefäßen, rheumatisches Fieber oder genetische Veranlagungen sein.

Das Krankheitsbild „Rheumatisches Fieber“ kann beispielsweise einige Wochen nach einer bakteriellen Streptokokken-Infektion auftreten. Aufgrund einer Autoimmunreaktion greifen die Abwehrkräfte körpereigene Zellen an.

Dies kann zu Entzündungen an Organen, Gelenken oder der Haut führen. Diese Erkrankung hat allerdings nichts mit dem sogenannten „Rheuma“ bei Arthritis der Gelenke zu tun.

Herzklappeninsuffizienz

Liegt eine Insuffizienz vor, schließt die Herzklappe nicht mehr richtig. Ein Teil des Blutes fließt zurück.

Ursachen können eine erweiterte Herzkammer oder Hauptschlagader, ein geschwächtes oder geschädigtes Klappengewebe, ein Mitralklappenprolaps, also eine Vorwölbung der Mitralklappe, akute, meist durch aggressive Bakterien verursachte Entzündungen, oder genetische Veranlagung sein.

Diagnose Herzklappenfehler

Beim Abhören des Brustkorbs ist in der Regel ein typisches Herzgeräusch zu vernehmen, das durch die Herzerkrankung verursacht wird. So sind angeborene Herzfehler bereits während einer U-Untersuchung im Babyalter oder bei Routinekontrollen gut festzustellen. Auch bei erworbenen Herzklappenfehlern kann Abhören bereits erste Hinweise geben.

 

Um den Verdacht zu bestätigen, können Kardiolog:innen anschließend eine Ultraschall-Untersuchung (Echokardiographie) des Herzens machen. Der Herz-Ultraschall erfolgt sowohl von außen über den Brustkorb als auch von innen über die Speiseröhre, ein sogenanntes „Schluck-Echo“.

 

Weitere Untersuchungen zur Sicherung des Verdachts auf einen Herzklappenfehler sind unter anderem: EKG, Thorax-Röntgen, Herz-MRT und eine Herzkatheteruntersuchung.

 

Behandlung eines Herzklappenfehlers

Welche Behandlung infrage kommt, hängt davon ab, wie geschädigt die Herzklappe ist. Auch die Beschwerden des Patienten, das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand spielen eine Rolle. 

Medikamente können die Beschwerden des Patienten zunächst meist lindern. Dazu zählen etwa harntreibende Medikamente, ACE-Hemmer, AT 1-Anatgonisten oder Betablocker. "Allerdings lässt sich ein Fehler der Herzklappe oft nicht allein durch eine Therapie mit Medikamenten beheben. Diese dienen eher einer Entlastung im Alltag des Patienten, bis eine Herzklappen-Operation durchgeführt wird", so Prof. Dr. Uwe Mehlhorn.

Prinzipiell kann jede defekte Herzklappe chirurgisch ersetzt werden. Dazu gibt es biologische oder mechanische Herzklappenprothesen. Undichte Klappen können häufig rekonstruiert und wieder voll funktionstüchtig gemacht werden. Eine verengte Herzklappe muss chirurgisch ersetzen werden.

Die Eingriffe erfolgen heute in den meisten Fällen minimal-invasiv, sodass über einen kleinen Schnitt am Brustkorb der Zugang zum Herzen erfolgt oder häufig sogar endoskopisch operiert wird.

In den letzten Jahren nimmt das Einsetzen von Aorten-Herzklappenprothesen mit dem Herzkatheterverfahren zu. Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation, kurz TAVI, stellt ein schonendes Verfahren dar, bei dem die Ersatz-Aortenklappe mittels Katheter meistens über die Schlagader in der Leiste exakt in Position gebracht werden kann.

 

Leben mit einem Herzklappenfehler

Ein Klappenfehler kann je nach Schweregrad zu geringer bis hochgradiger Einschränkung der Belastbarkeit führen. Es kann auch zum (akuten) Herzversagen mit Todesfolge kommen.

Daher rät Prof. Dr. Uwe Mehlhorn: "Es ist wichtig, Herzklappenfehler nicht zu verschleppen, sondern durch regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen den richtigen Zeitpunkt für eine Behandlung zu bestimmen."

Konnte die Herzklappe rechtzeitig repariert oder ersetzt werden und sind noch keine Folgeschäden am Herzen oder anderen Organen entstanden, ist die Lebenserwartung der Patienten ganz normal.  

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