Was ist ein Hexenschuss?
Die Mehrzahl der deutschen Bevölkerung leiden mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen, wozu auch der Hexenschuss zählt. „Der Hexenschuss, oder auch Lumbago, beschreibt eine Lendenlähmung und geht mit heftigen, bewegungsunabhängigen Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule einher", so Dr. Oliver Schindler, Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie an der Helios St. Elizabeth Klinik Oberhausen.
Bei einem Hexenschuss sitzen die Schmerzen im unteren Rücken. Der akute Hexenschuss zählt zu den unspezifischen Rückenschmerzen.
Lumbago ist nicht zu verwechseln mit:
- Ischialgie, auch bekannt als lumbale Radikulopathie, die mit einem Beinschmerz einhergeht.
- Wurzelkompression mit Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel, etwa nach einem Bandscheibenvorfall.
Hexenschuss erkennen
Hier die Symptome im Überblick:
- Akut einsetzender, positionsabhängiger Kreuzschmerz
- Verspannungen der lumbalen Rückenstreckmuskulatur
- Schmerzhafte Bewegungseinschränkung
- Bewegungssperre der Lendenwirbelsäule (LWS)
- Klopf- und Stauchungsschmerz der unteren LWS
- Neurologische Symptome, wie Taubheit und Lähmung
- Reflexabschwächung fehlt
Achtung: Bei einem Hexenschuss strahlen die Schmerzen nicht in die unteren Extremitäten aus.
Ursachen für einen Hexenschuss
„Die Ursachen einer Lumbago sind sehr unterschiedlich. Laut Leitlinie wird von einem akuten nicht spezifischen Kreuzschmerz gesprochen. Oft geben die Betroffenen eine unvorhersehbare Belastung der Wirbelsäule wie Bücken und Heben, an“, sagt Dr. Oliver Schindler.
Kurzübersicht für Ursachen der Lumbago:
- Schweres Heben von Lasten
- Ruckartige Bewegungen
- Starke Belastung der unteren Wirbelsäule
- Feuchtes oder kaltes Wetter
- Psychische Belastungen
- Schlecht trainierte Rückenmuskulatur
Bei vielen Betroffenen ist die Rückenmuskulatur bereits eine Weile geschwächt. Ausgangspunkt sind Muskelverspannungen, Verschleißerscheinungen der Bandscheiben, entzündliche Reizungen der Zwischenwirbelgelenke sowie Arthrosen in Zwischenwirbelgelenken und Fehlhaltung. Auch Muskelverspannungen, Übergewicht und Bewegungsmangel können einen Hexenschuss begünstigen.
Psychosoziale Faktoren, wie Stress, Überarbeitung oder Übermüdung, können ebenfalls zu einer akuten Lumbago führen. Oft handelt es sich um eine Kombination aus einer Blockade der Wirbelgelenke und einer verspannten Rückenmuskulatur.
Diagnose Hexenschuss
Die heftigen Schmerzen im Kreuz führen die Betroffenen meist in ihre hausärztliche Praxis. Dort erfolgt zunächst ein Gespräch, in dem die Ärzt:innen die Anamnese (Krankengeschichte) und aktuelle Beschwerden erheben.
Im Anschluss folgen die körperliche und neurologische Untersuchung, etwa eine Reflexprüfung. „Laut Leitlinie sollen zunächst keine bildgebenden Verfahren durchgeführt werden, solange es durch die Anamnese und die körperliche Untersuchung keine Hinweise auf gefährliche Verläufe oder andere ernstzunehmende Erkrankungen gibt", sagt Dr. Schindler.
Bei anhaltenden oder fortschreitenden (progredienten) Kreuzschmerzen und angemessener Therapie sollte nach vier bis sechs Wochen die Indikation für eine bildgebende Diagnostik geprüft werden.
Hexenschuss behandeln: Was hilft gegen die akuten Schmerzen?
Die Behandlung richtet sich primär nach dem Auslöser. „Bei der unspezifischen Lumbago gelten dieselben Empfehlungen wie bei anderen unspezifischen Rückenschmerzen. Wir behandeln die Symptome, um die akuten Rückenschmerzen des Patienten zu lindern“, so der Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie.
Kälte
Insbesondere in der akuten Phase können Kälteanwendungen helfen, die Schmerzen zu reduzieren. Auch Bettruhe kann den Rücken zunächst entlasten.
Stufenlagerung
Erste Hilfe gegen akute Schmerzen sowie zur kurzzeitigen Schmerzlinderung bietet die sogenannte Stufenlagerung: Dazu sollten sich Betroffene auf einen harten Boden legen und die Unterschenkel auf einem Stuhl oder dem Sofa hochlagern. Die Knie sollten dabei einen rechten Winkel einnehmen.
Wärme
Wärme, etwa durch Wärmflaschen, Kirschkernkissen oder Wärmepacks dienen dazu, die Durchblutung anzuregen und die Muskeln zu entspannen.
Schmerzmedikamente
„Trotz Schmerzen sollten Betroffene versuchen, ihren normalen Alltag so gut wie möglich beizubehalten und sich bewegen. Gegen die Schmerzen können sie Schmerzmedikamente einnehmen", empfiehlt Dr. Oliver Schindler.
Als Schmerzmittel eignen sich Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Am besten können Ärzt:innen entscheiden, welches Schmerzmittel geeignet ist.
Geduld
„Die Schmerzen im Kreuz klingen nach kurzer Zeit meist von allein wieder ab. Man braucht oft nur etwas Geduld, bis die unangenehmen Schmerzen abklingen", so Chefarzt Schindler.
Hexenschuss vorbeugen
„Das oberste Ziel ist, chronische Schmerzen zu vermeiden", so der Experte.
Informieren: Informieren Sie sich gut über die Entstehung und den Verlauf einer Lumbago. So können Sie besser einschätzen, in welcher Situation Sie Ihren Rücken besser schonen und schützen sollten.
Bewegung: Gerade wer viel sitzt, sollte versuchen, sich viel und im Rahmen seiner Möglichkeiten zu bewegen. Nach längerem Sitzen sowie vor dem Anheben oder Tragen schwerer Lasten sollten Sie sich ausgiebig dehnen und strecken.
Warmhalten: Vermeiden Sie Kälte und Nässe im Rückenbereich.
Rückenmuskulatur stärken: Ein Hexenschuss ist oft die Folge einer schwachen Rückenmuskulatur. Kräftigen Sie diese mit gezielten Übungen. Ihre Ärzt:innen als auch Physiotherapeut:innen können Ihnen geeignete Übungen zeigen. In einer Rückenschule lernen Sie rückengerechte Bewegungsabläufe.
Abnehmen: Übergewicht kann eine Lumbago begünstigen. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen, wie Sie sicher und gesund Gewicht reduzieren können. Dies hat einen positiven Effekt auf den ganzen Körper.
Stress reduzieren: Psychischer Druck und Probleme sowie psychische Erkrankungen können die Schmerzen im Kreuz begünstigen. Versuchen Sie, sich Auszeiten zu gönnen und zu entspannen. Auch Gespräche mit Psycholog:innen können sich positiv auswirken.
Einfache Übungen nach der Lumbago
Aufwärmen ist vor jeder sportlichen Aktivität wichtig. So können sich die Muskeln und Faszien auf die anstehenden Übungen vorbereiten und sind aufgewärmt.
Übung 1: Drehsitz für mehr Beweglichkeit
Diese Übung dehnt vor allem die Brust-, schrägen Bauch- und Gesäßmuskeln. Insbesondere die Wirbelsäule im Brustbereich wird mobilisiert.
- Setzen Sie sich aufrecht mit gestreckten Beinen auf eine weiche Matte auf den Boden.
- Stellen Sie den rechten Fuß neben der Außenseite des linken Knies ab.
- Drehen Sie den Rumpf nach links und drücken Sie dabei mit gestrecktem rechten Arm gegen den Oberschenkel des rechten Beins.
- Die linke Hand mit gestreckten Arm hinter dem Körper absetzen.
- Achten Sie darauf, dass der Oberkörper aufrecht bleibt.
- Blicken Sie nun über die linke Schulter und halten Sie die Position für zehn Sekunden.
- Kommen Sie dann zurück in die Ausgangsposition und wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.
Übung 2: Koordination im Vierfüßlerstand stärken
Diese Übung trainiert die Koordination von Armen und Beinen und entlastet die Muskulatur in Nacken, Schulter und unterem Rücken.
- Kommen Sie in den Vierfüßlerstand und achten Sie darauf, dass Ihr Rücken gerade bleibt.
- Ziehen sie den Bauchnabel Richtung Wirbelsäule.
- Strecken Sie den rechten Arm parallel zum Boden nach vorne, der Daumen zeigt zur Decke.
- Strecken Sie gleichzeitig das Bein nach hinten. Die Zehen zeigen Richtung Schienbein.
- Halten Sie die Position für 20 Sekunden und kommen Sie dann in die Ausgangsposition zurück.
- Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite. Achten Sie stets darauf, nicht ins Hohlkreuz zu fallen.
Übung 3: Plank für einen starken Bauch
Diese Übung aktiviert und kräftigt die Bauchmuskulatur.
- Legen Sie sich mit gestreckten Beinen auf den Bauch und stützen Sie die Unterarme parallel zueinander auf den Boden.
- Heben Sie nun die Beine, setzen Sie die Zehenspitzen auf und heben Sie den Po an, bis Rücken, Becken und Beine eine gerade Linie bilden.
- Halten Sie die Position etwa 30 Sekunden.
Übung 4: Dehnen im Stehen
Diese Übung dehnt Muskeln und Faszien im ganzen Körper. Gleichzeitig verbessert sie das Gleichgewicht.
- Stellen Sie sich aufrecht hin.
- Heben Sie das rechte Bein in Richtung Po.
- Umfassen Sie den Fußrücken mit der rechten Hand und ziehen Sie das Bein möglichst an den Po.
- Das Knie des Standbeins und des gehaltenen Beines sollten sich möglichst nicht berühren.
- Achten Sie darauf, dass die Wirbelsäule aufgerichtet bleibt und halten sie den Kopf gerade als Verlängerung der Wirbelsäule.
- Für mehr Stabilität können Sie sich mit der linken Hand an der Wand oder auf einer Stuhllehne abstützen.
- Halten Sie die Position zunächst zehn Sekunden und steigern Sie die Dauer nach und nach auf 30 Sekunden.
- Wiederholen Sie die