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Hippotherapie: Wie Pferde Kinder therapieren

Tiergestützte Kompensationstherapie,  auch als Hippotherapie oder Reittherapie bekannt, wendet sich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche mit Angst- und Essstörungen, Depressionen, Bindungsauffälligkeiten oder Störungen des Sozialverhaltens und der Emotionen. Wie das therapeutische Reiten genau abläuft und wie es helfen kann, erklären wir Ihnen.

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Pferde helfen Kindern

Das Besondere an der Therapie mit Pferden ist die Möglichkeit, dass belastete Kinder und Jugendliche intensive und positive Beziehungserfahrungen machen und nicht selten eine Stärkung ihres Selbstwertgefühls angeben. „Pferde nehmen alle Emotionen auf, spiegeln unser Befinden und geben ein Gefühl zurück, dass die Kinder und Jugendlichen wertvoll und liebenswert sind sowie ein Recht darauf haben, gemocht zu werden“, so Jana Albertus, Psychologin der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an den Helios Fachkliniken Hildburghausen.

Die Kinder lernen hierbei, die eigene Körpersprache zu beachten, auf ihr Bauchgefühl zu hören und sich etwas mehr zuzutrauen. Die Arbeit mit Pferden bringt eine Reihe positiver Nebeneffekte mit sich. So lernen sich die Kinder und Jugendlichen in den Therapiestunden besser kennen und bauen eine Beziehung zu den Pferden sowie umgekehrt auf. Sie übernehmen für das Pferd Verantwortung.

Die Therapeutin kann ihre jungen Patient:innen hierbei intensiv beobachten und mit ihnen gezielt kommunizieren. Seit 2016 bietet Jana Albertus einmal wöchentlich diese Therapie auf ihrem Hof an – sehr zur Freude der Kinder und Jugendlichen, aber auch der Mitarbeiter:innen der Klinik, die die Therapieeinheiten unterstützen.

Pony Frieda ist bei allen beliebt

Die älteste vierbeinige Kollegin in der tiergestützten Kompensationstherapie heißt Frieda, ein Zwergpony – geboren am 20. Mai 1995 und 85 Zentimeter groß. Frieda hat ihren ganz eigenen Kopf und echte Führungsqualitäten, die sie gerne auch mit kleinen wie großen Patient:innen ausführlich diskutiert. Besonders gut kommen dann immer Freundschaftsangebote der Kinder und Jugendlichen in Form von Möhren, Äpfeln, Brotscheiben bei ihr an. Dankbar zeigt sie sich auch stets für Streicheleinheiten, Geduld und Umsicht beim Putzen.

Außerdem besitzt sie ein Faible für schicke Frisuren, die ihr kreative Kids zaubern. Oft bringt sie alle zum Staunen und Lachen, wenn sie mitten in der Therapiestunde selbstbewusst den Ausgang des Reitplatzes sucht und sich auf der Wiese etwas Rückzug und Pausenzeit gönnt. Von Selbstfürsorge und Entspannung hält sie äußerst viel. Sowohl die Kinder als auch das behandelnde Team können Wesentliches von der fuchsfarbenen Ponydame lernen – deshalb wurde ihr der Titel „Mitarbeiterin des Jahres 2020“ verliehen.

Was Kinder, Jugendliche und sogar Erwachsene von Pferden lernen können

Aber nicht nur Frieda gelingt es, Kindern und Jugendlichen nahe zu kommen und ein gutes Gefühl zu vermitteln. Ihre beiden Pferdekollegen Peanut, eine 16-jährige American Quarter Horse-Stute, und der elegante Dressurwallach Herbstfunke, ein 18-jähriger Trakehner, sind ganz wichtige Stützen in der Therapie. Peanut versucht immer dem Kind Sicherheit und Klarheit zu vermitteln. Oft gibt sie gerade ängstlichen Kindern die Sicherheit durch ihre ruhige, sanfte, fast mütterliche Art und lädt Kinder förmlich dazu ein, die Angst loszulassen und entspannt durchzuatmen.

Herbstfunke, der selbst sehr ehrgeizig, äußerst feinfühlig und intelligent ist, zeigt den Kindern und Jugendlichen gern, wie man Nähe und Zuwendung einfordern kann und Grenzen anzeigt, nicht einfach duldet, wenn man etwa zu viel Druck im Alltag spürt, zu hohe Erwartungen Spannungen in uns auslösen. Trotz seiner beeindruckenden Größe suchen Kinder und Mitarbeitende oft seine Nähe, lehnen sich an ihn an, nehmen seine Stärke und Gelassenheit auf.

„Für mich ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn die Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende mit einem zufriedenen Lächeln und einem entspannten Gang den Hof nach der Therapie verlassen, die Kids fünfmal ‚Bis bald!‘ zu den Pferden sagen und sich rückversichern, auch wirklich beim nächsten Mal wieder dabei sein zu dürfen. Ich vergesse nie, mich nach dem Therapietag bei meinen vierbeinigen Kollegen zu bedanken, denn sie machen eine tolle Arbeit und zeigen mir, dass sie es auch gerne tun“, sagt Jana Albertus.

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