Unfruchtbarkeit, Infertilität, Sterilität: Was sind die Unterschiede?
Häufig werden die Begriffe Sterilität und Infertilität als Synonyme für Unfruchtbarkeit verwendet. Um eine genauere Beschreibung der Unfruchtbarkeit zu bekommen, unterscheiden Mediziner:innen allerdings zwischen den unterschiedlichen Bezeichnungen.
So liegt eine Sterilität vor, wenn eine Frau nicht schwanger werden kann beziehungsweise, wenn ein Mann nicht in der Lage ist, ein Kind zu zeugen (Zeugungsunfähigkeit). Infertilität bedeutet, dass eine Frau zwar grundsätzlich schwanger werden kann, jedoch das Kind nicht austragen kann – die Schwangerschaft endet vorzeitig.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird von einer Unfruchtbarkeit gesprochen, wenn es trotz regelmäßigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr innerhalb eines Jahres zu keiner Schwangerschaft kommt und es dafür keine offensichtlichen organischen Ursachen gibt. Spätestens dann wird eine ärztliche Beratung notwendig.
Gründe für Unfruchtbarkeit sind vielfältig
Eine ungewollte Kinderlosigkeit kann viele Ursachen haben – und sie sind immer bei beiden Partnern zu suchen. Neben körperlichen Ursachen können weitere Gründe eine Unfruchtbarkeit oder Infertilität hervorrufen, zum Beispiel:
- seelische Faktoren
- Umweltbelastungen
- Stress
- ungesunde Ernährung
- starkes Übergewicht oder Untergewicht
- übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum
- Drogenkonsum
- Medikamente
- Stoffwechselerkrankungen
- Störungen des Immunsystems
- Alter
Unfruchtbarkeit beim Mann
Ist ein unerfüllter Kinderwunsch nicht auf eine Infertilität oder Sterilität der Frau zurückzuführen, spricht dies für eine Unfruchtbarkeit beim Mann.
Mögliche Gründe können sein:
- Hodenhochstand
- unterentwickelte Hoden
- Krampfadern am Hoden
- angeborene Fehlbildungen des Hodens
- Hodenverletzungen und Hodeninfektionen
- Entzündungen der Nebenhoden, Prostata oder Harnröhre
- Hormonstörungen (beispielsweise Schilddrüsenunterfunktion)
Unfruchtbarkeit bei der Frau
Bleibt trotz der Fruchtbarkeit des Mannes eine Schwangerschaft aus, könnte eine Unfruchtbarkeit der Frau der Grund sein.
Häufige Ursachen sind:
- Hormonstörungen, hormonelle Funktionsstörungen der Eierstöcke
- geschädigte Eierstöcke und Eileiter
- Entzündungen der Eierstöcke oder Eileiter
- Tumore
- Endometriose (Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut)
- Muskelknoten in der Gebärmutter
- angeborene Fehlbildung
Neben möglichen organischen Ursachen spielt auch das Alter der Frau eine entscheidende Rolle bei der Kinderplanung.
Frauen neigen in der heutigen Zeit dazu, ihren Kinderwunsch in der Lebensplanung nach hinten zu verlegen. Allerdings sinkt mit zunehmendem Alter die Chance einer Schwangerschaft. Denn: Je älter die Eizellen sind, desto schwieriger ist es für die Frau schwanger zu werden. So liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zwischen 30 und 35 Jahren bei etwa 75 Prozent. Ab dem 35. Lebensjahr sinkt dieser Wert auf 66 Prozent. Frauen ab 40 Jahren können nur noch in 44 Prozent der Fälle mit einer Schwangerschaft rechnen. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko an Fehlgeburten und Komplikationen.
Ältere Frauen müssen nicht kinderlos bleiben
Doch auch für ältere Frauen kann der Kinderwunsch noch in Erfüllung gehen, wie Prof. Dr. Jürgen Kleinstein, Leiter des Departments Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie im Helios Klinik Köthen, weiß: „Ein unerfüllter Kinderwunsch, der auf das Alter oder Gebärmutterprobleme bei der Frau zurückzuführen ist, ist heute kein Schicksal mehr. Die moderne Medizin bietet viele Möglichkeiten für den Weg zu einer glücklichen Elternschaft.“
Frauen um die 30 rät der Experte, sich nach einem Jahr ärztliche Hilfe zu suchen, wenn es mit dem Nachwuchs nicht klappt. Bei Frauen ab 35 Jahren kann es sogar noch länger dauern, bis sie schwanger werden. Sie sollten schon nach sechs Monaten eine Arztpraxis aufzusuchen, um nicht in einen „Teufelskreis“ zu geraten. Denn mit jedem Jahr sinkt die Fruchtbarkeit, sodass ein unerfüllter Kinderwunsch die Psyche stark belastet und der Druck steigt.
Der Weg zum Wunschkind: Therapiemöglichkeiten
Oftmals gelingt es, die Ursache der Unfruchtbarkeit erfolgreich zu behandeln und ein Kind letztlich doch auf natürlichem Weg zu zeugen. Je nachdem wie die Diagnose ausfällt, kommen bei Männern und Frauen unterschiedliche Behandlungsmethoden zum Einsatz. Frauen werden häufig hormonell behandelt. Bei Männern kann eine Operation infrage kommen. Der Erfolg einer solchen Behandlung hängt sehr von den individuellen Voraussetzungen des Paares ab.
Ist die Unfruchtbarkeit oder Infertilität nicht zu beheben, gibt es noch die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung.