Was ist ein ischämischer Schlaganfall?
Ursache eines akuten Schlaganfalls ist in den allermeisten Fällen ein Verschluss von großen Hirnarterien durch einen Blutpfropf (Thrombus), der aus dem Herzen oder den großen Halsschlagadern mit dem Blut ins Gehirn geschwemmt wird. Man spricht auch von einem zerebralen Gefäßverschluss. Seltener kann auch eine Engstelle der Hirnarterie selbst die Ursache sein. In beiden Fällen kommt es durch den Gefäßverschluss zu einer verminderten Durchblutung und so zu einem Sauerstoffmangel des betroffenen Hirnareals. Dies führt zunächst zu einem Erliegen der Funktionen dieses Hirnareals (zum Beispiel Sprachzentrum, Bewegung, Sehen). Bei länger andauerndem Verschluss werden die Zellen unumkehrbar geschädigt, es kommt zum Hirninfarkt.
Was sind Symptome eines ischämischen Schlaganfalls?
Plötzlich auftretende, schmerzlose Lähmungen einer Körperhälfte oder der Verlust der Sprache: Die Betroffenen sind dann häufig nicht mehr in der Lage, sich bemerkbar zu machen. In einem solchen Fall muss unmittelbar eine Notärztin oder ein Notarzt über den Notruf 112 verständigt werden. Patient:innen müssen sofort in die nächstgelegene Klinik gebracht werden, die auf die Behandlung solcher Schlaganfälle spezialisiert ist. Häufig gehen einem Schlaganfall auch geringere oder kurzzeitige Beschwerden, wie zum Beispiel
- Sehstörungen auf einem Auge
- Sprachstörungen
- Taubheitsgefühl / Schwäche eines Arms oder Beins
voraus, die sich von selbst wieder zurückbilden.
Auch dann muss so schnell wie möglich eine auf Neurologie spezialisierte Ärztin oder ein Arzt kontaktiert werden, damit das Schlaganfallrisiko erkannt und abgewandt werden kann.
„Bei einem Schlaganfall ist es von entscheidender Bedeutung, die Durchblutung des Gehirns schnellstmöglich wiederherzustellen. Time is brain“, sagt Dr. Hildegard Gräfe, Chefärztin am Institut für Neuroradiologie in der Helios Klinik Bad Saarow.
Wie werden ischämische Schlaganfälle behandelt?
Die Standardtherapie hierfür ist die Verabreichung eines Medikaments zur Thrombolyse über die Vene durch geschulte Neurolog:innen in spezialisierten Zentren. Dadurch soll sich das Blutgerinnsel (Thrombus) auflösen. Vor allem bei besonders schweren Fällen mit Verschluss eines Gefäßhauptstamms führt diese Therapie jedoch häufig nicht zur vollständigen Rückbildung der Symptome.
Für diese Patient:innen besteht neben der Standardtherapie die Möglichkeit einer notfallmäßigen Wiedereröffnung des Gefäßes durch einen Kathetereingriff – die sogenannte Thrombektomie. Hierbei wird ein dünner Katheter meist von der Leiste aus zu dem Verschluss geführt. Von dieser Stelle aus kann man mit verschiedenen Werkzeugen den Blutpfropf direkt aus dem Gefäß entfernen und somit die Durchblutung des Gehirns unmittelbar wiederherstellen. Dieser Eingriff wird meist unter Narkose durchgeführt.
In den letzten Jahren ist die Technik der endovaskulären (minimalinvasiven, kathetergestützten) Gefäßeröffnung bei Patient:innen mit schweren akuten Schlaganfällen deutlich verbessert worden. Heutige Systeme (beispielsweise Stent-Retriever) können in fast allen Fällen schnell und vollständig das Blutgerinnsel aus dem Hirngefäß entfernen.