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Wie gesund ist Schwimmen wirklich?

Schwimmen gilt als idealer Gesundheitssport, besonders im Sommer. Regelmäßiges Schwimmen soll einen positiven Effekt auf Muskeln, Gelenke, Ausdauer und Kondition haben. Aber stimmt das eigentlich? Das erklären die Gelenkexperten vom Helios Park-Klinikum Leipzig. 

Unterwasseraufnahme Schwimmen

Viel hilft nicht viel

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Mit wenigen Worten bringt das Sprichwort auf den Punkt, was Mediziner:innen längst wissen. „Sport ist nur dann gesund und effizient, wenn man ihn regelmäßig und in Maßen ausübt“, betont Prof. Dr. Géza Pap, Direktor des Orthopädisch-Traumatologischen Zentrums im Helios Park-Klinikum Leipzig. Vor allem bei saisonal ausgeübten Sportarten gelte es, behutsam zu agieren.

Denn wer mit Macht und schnell viel erreichen will, bewirkt oft das Gegenteil. Ein gutes Beispiel dafür sei nach Ansicht des Mediziners das Schwimmen. „Diese Sportart berührt aus orthopädischer Sicht zwei Bereiche – die Wirbelsäule und Gelenke wie Schulter, Knie und Hüfte“, erläutert Prof. Pap.

Falsche Körperhaltung, falsche Technik

Eine falsche Technik birgt, besonders für Menschen mit Vorerkrankungen, spezielle Gesundheitsrisiken. „Das beginnt schon bei der Körperhaltung im Wasser. Bei den meisten Menschen ragt beim Brustschwimmen der Kopf aus dem Wasser. Was zur Folge hat, dass die Wirbelsäule am oberen Ende völlig überdehnt wird.

Ideal wäre eine gerade Linie, nur das schaffen die Wenigsten“, ergänzt Dr. Jens Gulow, der Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie am Helios Park-Klinikum. Ähnlich falsch angewandt wird die schnellste Schwimmart, das Kraulen. Auch hier sorgt eine fehlerhafte Schwimmtechnik für enorme Überlastungen an Wirbelsäule und Gelenken.

Schwimmen fordert die Gelenke heraus

„Sich im Wasser aufzuhalten, ist prinzipiell gesund, da es die Gelenke entlastet. Baden ist aus medizinischer Sicht immer empfehlenswert. Schwimmen jedoch, zumal ausdauernd und über längere Strecken, sollte nur, wer es auch kann“, mahnt Prof. Pap. Schwimmen erfordert einen höheren Bewegungsumfang und extremere Bewegungen als zur Fortbewegung an Land.

Auch der permanente Wechsel zwischen maximalem Krafteinsatz und null Widerstand sei fester Bestandteil des Wassersports und alles andere als gesund. „Bereits eine mittlere Schwimmbelastung fordert die Gelenke massiv heraus. Selbst Profis, die ihren Körper auf diese Sportart gezielt ausrichten, sind vor Gelenkproblemen nicht gefeit“, betont er.

Zu kurz und zu intensiv

Kritisch erachten Prof. Dr. Pap und Dr. Gulow darüber hinaus die begrenzte Zeitspanne, in der das Schwimmen ein Thema ist. Kaum jemand schwimmt ganzjährig. Wenn es das Wetter gut meint, ergeben sich vielleicht drei, vier Monate im Jahr. Den Rest des Jahres meiden wir die Gewässer. Ähnlich verhält es sich beim Skifahren. Hier allerdings ist der praktizierte Zeitraum wesentlich kürzer.

Während auf der Piste daraus ein erhöhtes Unfallrisiko resultiert, zieht die Überlastung der Gelenke beim Schwimmen ein höheres Verletzungsrisiko nach sich. Sowohl Pap als auch Gulow kennen eine Vielzahl solcher Verletzungen aus ihrer Praxisarbeit im Klinikum. Auf Sport und körperliche Aktivitäten sollte trotz aller Mahnung aber niemand verzichten.

Helios Park-Klinikum Leipzig

Ärztlicher Direktor | Direktor des Orthopädisch-Traumatologischen Zentrums

Sich im Wasser aufzuhalten, ist prinzipiell gesund, da es die Gelenke entlastet. Baden ist aus medizinischer Sicht immer empfehlenswert. Schwimmen jedoch, zumal ausdauernd und über längere Strecken, sollte nur wer es auch kann.

Tipps zum richtigen Schwimmen

Mit den folgenden vier Tipps steht dem gesunden Spaß im Wasser nichts mehr im Wege.

Tipp 1: Brustschwimmen

Brustschwimmen mit dem Kopf ständig über Wasser schadet nicht nur der Rückenwirbelsäule, auch die Bandscheiben werden dadurch einseitig belastet und langsam deformiert. Die dauernde Überstreckung des Kopfes führt zu Verspannungen in der Nackenmuskulatur.

Besser ist der gleichmäßige Wechsel von Entspannung und Spannung. Atmen Sie über Wasser ein und unter Wasser aus. Das entlastet den Nacken und eine regelmäßige und tiefe Atmung stellt sich ein.

Die falsch ausgeführte Beinschere kann zu Fehlbelastungen des Beckens führen und belastet Hüftgelenke und Kniegelenke. Mit einem Schwimmbrett kann die richtige Bewegung gut geübt werden. Bei Knieproblemen oder nach einer Knieoperation wählen Sie lieber eine andere Schwimmtechnik.

Tipp 2: Rückenschwimmen

Diese Schwimmtechnik ist am besten für Wirbelsäule und Gelenke. Achten Sie darauf, den Kopf gerade im Wasser zu halten – als Verlängerung zur Wirbelsäule. Neigen Sie das Kinn nicht zur Brust, da ansonsten die Brustwirbelsäule gekrümmt wird, was dauerhaft zum Rundrücken führen kann. Achten Sie bei der Paddelbewegung der Beine darauf, dass diese aus der Hüfte kommt. Die Beckenregion bleibt angehoben und stabilisiert den Körper.

Tipp 3: Kraulschwimmen

Strecken Sie den Kopf nicht zu hoch aus dem Wasser – dadurch ergeben sich Nackenschmerzen. Achten Sie auf eine gute Rollbewegung des ganzen Körpers bei der Seitatmung – nur den Kopf drehen reicht nicht. Der Beinschlag erfolgt aus der Hüfte.

Tipp 4: Ausreichend trinken

Denken Sie beim Schwimmen auch daran, ausreichend zu trinken. Oft wird der Flüssigkeitsverlust im Wasser unterschätzt. Doch auch Schwimmer schwitzen und müssen dem Körper wieder Flüssigkeit zuführen. 

Helios Park-Klinikum Leipzig

Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Masterzertifikat der DWG // Terminvereinbarung unter +(0341) 864-2277

Bei den meisten Menschen ragt beim Brustschwimmen der Kopf aus dem Wasser. Was zur Folge hat, dass die Wirbelsäule am oberen Ende völlig überdehnt wird. Ideal wäre eine gerade Linie.

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