Haarverlust bringt zusätzliche Belastung
Eine Chemotherapie wirkt effektiv gegen den Tumor, viele Frauen haben jedoch Angst vor der zusätzlichen emotionalen Belastung, die mit dem Haarverlust einhergeht. „Häufig haben Patientinnen nach einer Brustoperation eine veränderte Selbstwahrnehmung und müssen mit einer Veränderung ihrer weiblichen Silhouette leben lernen. Kommt dann noch Haarausfall hinzu, ist das für viele Betroffene psychisch schon sehr belastend“, betont Priv.-Doz. Dr. Stefan Krämer, Leitender Arzt des Brustzentrums im Helios Klinikum Krefeld.
Mit Kältehaube oft kein Haarausfall
Die Kühlkappen werden von den Patientinnen während der Infusion der Chemotherapie getragen. Die Blutgefäße der Kopfhaut verengen sich, das Tumormedikament dringt nur noch in deutlich geringerer Konzentration bis zu den Haarwurzeln vor und entfaltet die schädliche Nebenwirkung deutlich weniger. So können Krebspatientinnen auch weiterhin für sich entscheiden, wem sie von ihrer Erkrankung erzählen möchten und wem nicht und erhalten sich dadurch etwas Normalität im Alltag.
Erfolgsquote liegt bei 80 Prozent
„Etwa 70 bis 80 Prozent aller Frauen, die wir im vergangenen Jahr behandelt haben, verlieren mit dieser Methode gar keine Haare, 20 bis 30 Prozent verlieren nur einen Teil. In wenigen Ausnahmefällen konnte die Kühlung der Kopfhaut den Haarverlust nicht verhindern“, beschreibt Dr. Gunter Rogmans, Leiter des Zentrums für ambulante gynäkologische Onkologie (ZAGO) im Helios Klinikum Krefeld, die Erfolgsrate.
Kühlung beginnt vor der Chemotherapie
Immer zwei Patientinnen gleichzeitig können das Gerät nutzen. Vor der eigentlichen Infusion werden die Haare angefeuchtet – so wird die Kälte besser transportiert und die Kappe mit der Kühlflüssigkeit liegt enger an. Etwa eine halbe Stunde kühlt so der Kopf vor, erst dann beginnt die eigentliche Chemotherapie-Sitzung.
Drei Stunden unter der Kühlhaube
Mit Decken, Wärmekissen, heißem Tee und viel Zuwendung werden die Patientinnen warmgehalten – nur die Kopfhaut soll konstant auf vier Grad gekühlt bleiben. „Die Kälte auszuhalten, verlangt natürlich auch etwas Überwindung. Mit Vor- und Nachkühlzeit behalten die Frauen die Kappe etwa zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden auf. Selten dauert es länger “, erklärt Gynäkologe Rogmans.
Kühlhaube nicht nur bei Brustkrebs einsetzbar
„Grundsätzlich ist das Kühlsystem nicht nur bei Brustkrebs einsetzbar. Es wird auch bei allen anderen gynäkologischen Tumoren wie Eierstock- oder Gebärmutterkrebs angeboten“, erläutert Professor Michael Friedrich, Chefarzt der Frauenklinik im Helios Klinikum Krefeld. Vorstellbar ist auch eine Anwendung bei anderen Krebsarten. Eine Ausnahme bildet der Einsatz bei einem Hirntumor oder Schädelknochenmetastasen. Hier liegt die gekühlte Kopfhaut zu nah am zu bekämpfenden Tumor. Anders als eine Perücke, wird dieses Verfahren von den Krankenkassen nicht erstattet.
In diesem Text finden Sie weitere hilfreiche Informationen zum Leben mit Brustkrebs.
Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.