Woher kommen Schulterschmerzen?
Schulterschmerzen sind häufig unklar und treten oft auch ohne einen entsprechenden Unfall oder ein Ereignis auf. Meistens führt ein andauernder Nachtschmerz die Betroffenen in die hausärztliche Praxis. Obwohl Beschwerden sehr ähnlich ausgeprägt sind, ist deren Ursache doch sehr unterschiedlich. Sehr häufig klagen Patient:innen über Bewegungseinschränkungen und starke Schmerzen. Manchmal ist nicht einmal klar, ob diese überhaupt in der Schulter entstehen oder eventuell auch durch Erkrankungen der Halswirbelsäule in die Schulterregion ausstrahlen.
Kalkschulter: Was steckt dahinter?
Bei der Tendinitis calcarea oder auch Kalkschulter handelt es sich um eine sehr intensiv, meist nachts auftretende und schmerzhafte Erkrankung der Schulter. Dabei sind die Sehnen der Rotatorenmanschette an der Schulter betroffen.
Dabei ist meist die Supraspinatussehne, gelegentlich sind aber auch andere Sehnen der Rotatorenmanschette, befallen. Es treten akute entzündliche Beschwerden auf, Frauen erkranken häufiger als Männer.
Ursachen der Kalkschulter
Die genaue Ursache dieser Erkrankung ist weiterhin unklar. Man weiß jedoch, dass kein Zusammenhang mit erlittenen Unfällen besteht. Die Erkrankung verläuft schubweise. Die Beschwerden bei Tendinitis calcarea können erheblich variieren, je nach der Größe des Kalkdepots und dem Stadium der Erkrankung.
Einen akuten Entzündungsschmerz erfährt die Patientin/der Patient während der Auflösung des Kalkdepots oder wenn das Kalkdepot in den Schulterdachschleimbeutel einbricht. Die spitzen kristallinen Kalkstrukturen führen zu einer heftigen Schleimbeutelentzündung mit stärksten Schmerzen.
Diagnostik der Kalkschulter
Sobald eine Verkalkung eingetreten ist, kann man sie mit einer Ultraschalluntersuchung nachweisen.
Auch im Röntgenbild kann die Verkalkung sehr gut erkannt werden. Für die Diagnostik der Tendinitis calcarea spielt die Magnetresonanztomographie (MRT) eine untergeordnete Rolle, da das Kalkdepot sich dort nicht immer gut darstellen lässt. Es kann zu Verwechslungen mit einer Rotatorenmanschettenläsion (Rotatorenmanschettenriss) kommen.
Wie erfolgt die Behandlung?
Die Behandlung fokussiert sich auf die durch das Kalkdepot ausgelöste akute Schleimbeutelentzündung (Bursitis subacromialis). Durch schmerzstillende Medikamente und nichtsteroidale Antirheumatika, die stark entzündungshemmend wirken, können die Schmerzen gelindert werden.
Das Kühlen der Schulter (Kryotherapie) hilft ebenfalls Schmerzen zu lindern und bremst zudem die Entzündungsvorgänge. Eine schnelle Schmerzlinderung kann durch die Injektion eines lokalen Betäubungsmittels unter zusätzlichem Kortisonzusatz erreicht werden. Das lokale Betäubungsmittel sorgt für einen sofortigen schmerzlindernden Effekt, während das Kortison, als das am stärksten entzündungshemmende Medikament überhaupt, für eine Schmerzlinderung auch nach dem Abbau des Betäubungsmittels sorgt.
Da Kortison den Blutzuckerspiegel stark ansteigen lässt, müssen Zuckerpatient:innen (Diabetes mellitus) ihren Insulinbedarf anpassen und den Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren. Sobald die Schmerzen nachlassen, kann eine Krankengymnastik (Physiotherapie) begonnen werden.
Ziele sind die Entlastung der Schultersehnen unter dem Schulterdach sowie der Erhalt der Schultergelenksbeweglichkeit. Bei Patient:innen, die anhaltend unter starken Schmerzen leiden, deren Kalkherde groß sind und eine harte Konsistenz aufweisen, und die auf konservative Methoden nicht ausreichend ansprechen, kann eine Operation notwendig werden.
Operation nicht immer nötig
Da die Tendinitis calcarea eine hohe Spontanheilungstendenz aufweist, ist die Indikation zur Operation jedoch zurückhaltend zu stellen.
Im Rahmen der Operation werden die Kalkdepots entfernt und der subakromiale Raum erweitert. Der Eingriff kann minimalinvasiv, also mittels einer Schultergelenksspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt werden. Nach der Spiegelung des Schultergelenkes, erfolgt in der Regel eine Erweiterung des Schulterdachraumes durch sparsame Knochenabtragung.
Alternativ kann das Ausräumen des Kalkherdes auch mit einer herkömmlichen Operation über einen kleinen Hautschnitt von circa drei Zentimeter erfolgen. Nach einem operativen Eingriff sollte die Schulter über zwei bis drei Wochen geschont werden. In der Regel erfolgt die Nachbehandlung mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten. Krankengymnastische Übungsbehandlungen sollen die Schultergelenksbeweglichkeit erhalten.