Ist eine endoprothetische Operation wirklich notwendig oder sinnvoll?
Wenn die Funktion des Kniegelenks stark beeinträchtigt ist und anhaltende Schmerzen auftreten, kann häufig nur noch eine Kniegelenksprothese Abhilfe schaffen. Erfahren Sie hier mehr über den Ablauf der Implantation.
Bevor ein künstliches Kniegelenk eingesetzt werden kann, müssen unter anderem folgende Mindestvoraussetzungen erfüllt sein:
- Schmerzen im Knie, die seit mindestens drei Monaten bestehen
- Schmerzen sind dauerhaft oder treten mehrmals wöchentlich auf
- Schädigung des Kniegelenks und verengter Gelenkspalt in Bildgebung eindeutig erkennbar
- konservative Therapien bringen nicht gewünschte Schmerzlindrung
- tägliche Leben durch Schmerzen stark beeinträchtigt, sodass Leidensdruck wächst
Gelenkersetzende Operationen
Das Ziel der modernen Endoprothetik (operatives Behandlungsverfahren zum Einsatz künstlicher Gelenke) ist eine schnelle und vor allem schmerzarme oder schmerzfreie Rückkehr der Patientinnen und Patienten in den Alltag oder Beruf. Dabei soll die beste Funktion des Gelenkersatzes bei langen Standzeiten erreicht werden.
Unsere erfahrenen Operationsteams implantieren moderne langjährig bewährte Prothesensysteme mit hochwertigen Materialen. Um eine hohe Qualität und Präzision der Implantation zu sichern, nutzen wir ein Navigationssystem. Dabei handelt es sich um ein computerbasiertes Hilfsmittel, mit dem die Operateur:innen beim Einsetzen des künstlichen Kniegelenkes unterstützt wird. Das Navigationssystem gibt den Ärzt:innen während der Operation wichtige Informationen zur Ausrichtung der Implantate und der Einstellung der Gelenkstabilität. Außerdem prüfen wir mit dem Navigationssystem die Präzision der durchgeführten Knochenschnitte und Implantatpositionen.
Abweichungen von der Idealposition können so noch während der Operation erkannt und korrigiert werden. Im Unterschied zum Operationsroboter führen bei uns die Operateur:innen die gesamte Operation selbst aus. Wir konnten mit unserer Navigation beispielsweise bei künstlichen Kniegelenken nachweislich eine erhebliche Verbesserung der Überlebensrate dieser Gelenke erreichen.
Schonende Operationstechnik und Implantate
Wir verwenden grundsätzlich Operationszugänge, die einen bestmöglichen Schutz der Muskeln und Sehnen im Operationsgebiet erlauben. Implantate werden immer so ausgewählt, dass sie so klein und gleichzeitig so stabil wie möglich sind.
Teilprothese des Kniegelenkes
Bei der Implantation einer Teilprothese (Hemischlitten) wird nur der verschlissene Anteil des Kniegelenkes – oft der innen gelegene Teil – endoprothetisch ersetzt. So können eine schnellere Mobilisation und in den meisten Fällen ein höherer Bewegungsumfang des Kniegelenkes erzielt werden. Der geringere Verlust an Knochensubstanz und vor allem die Schonung der Weichteilstrukturen des Kniegelenkes führen meist zu einem verbesserten Körpergefühl. Auch das Risiko einer Infektion sinkt nochmals deutlich. Unsere Spezialist:innen besprechen vorab mit Ihnen, ob Sie als Patient:in beziehungsweise Ihr Kniegelenk für diese minimalinvasive Technik infrage kommen.
Auswechselungsoperationen künstlicher Gelenke
Besonders anspruchsvoll sind Wechseloperationen künstlicher Gelenke. Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrungen unserer Expertenteams, der notwendigen Ausstattung mit geeigneten Implantaten und oftmals einer eigenen Knochenbank, mit deren Hilfe wir auch große Defekte auffüllen können, werden wir diesen Ansprüchen gerecht. Auswechseloperationen verlangen im besonderen Maße ein individuelles Eingehen auf die spezielle Situation der Patient:innen, was wir in unseren Sprechstunden und im Rahmen der Aufklärungsgespräche vor Operationen sicherstellen.
Gelenkerhaltende Operationen
Die körpereigenen Gelenke zu erhalten, hat Vorrang vor dem Gelenkersatz, soweit es begründete Erfolgsaussichten dafür gibt. Hierzu werden zuerst konservative, also nicht operative Therapiemaßnahmen ausgeschöpft. Sind diese Maßnahmen nicht erfolgreich, gibt es in geeigneten Fällen operative Behandlungsmethoden, mit denen die Gelenke langfristig erhalten und damit die Notwendigkeit eines künstlichen Gelenkes vermieden oder hinausgeschoben werden kann. Beispielsweise lassen sich Deformitäten der unteren Extremitäten, wie O- oder X-Beine, korrigieren und damit die Belastung der Kniegelenke verbessern.
Roboterassistierte Knie-Operation
Wir bieten beim Einsatz eines künstlichen Kniegelenks auch roboterassistierte Verfahren an, die den Patient:innen einen zusätzlichen Nutzen bieten. Das innovative System ersetzt dabei weder die Operateur:innen, noch operiert es selbstständig. Vielmehr „leiht" der Roboter den Chirurg:innen in seiner Präzision und unterstützt dabei, den Eingriff mit größtmöglicher Genauigkeit zu planen und durchzuführen.
Wissenschaftliche Studien zeigten eine hohe Reproduzierbarkeit und extrem geringe Fehleranfälligkeit. Es wurden bereits zahlreiche positive Effekte nachgewiesen, wie beispielsweise ein geringeres Risiko für Revisionsoperationen (Auswechselungsoperation) und eine schnellere Rehabilitation oder geringerer Schmerz nach der Operation.
Operationen am Knie gelten als schwierig – das Kniegelenk ist ein hochkomplexes System mit Knochen, Nerven, Sehnen, Bändern. Studien zufolge sind rund 25 Prozent der Patient:innen nach herkömmlichen Knieoperationen mit ihrer Prothese nicht vollkommen zufrieden. Sie klagen unter anderem über Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.
Wie funktioniert eine roboterassistierte Operation?
Zuerst wird das Knie mithilfe von Röntgenaufnahmen individuell vermessen. Am Computer fertigen die Orthopäd:innen dann eine digitale Operationsplanung an. Im Operationssaal werden sogenannte Tracker am Knie der Patient:innen angebracht – die Navigationseinheit erkennt sie und überträgt die räumliche Kniestellung sowie die geplanten Knochenschnitte an den Roboter.
Am einarmigen Roboter können Werkzeuge befestigt werden, um den Knochen zu bearbeiten. Die Operateur:innen führen mit ihren Händen selbst die Säge/Fräse und besitzen jederzeit die Kontrolle über das Instrument. Der Roboter definiert millimetergenau die Schnittebene und die Grenzen. Dadurch wird ein unkorrektes Sägen verhindert. Nerven, Gefäße oder Bänder werden besser geschützt.
Am Ende der Knie-Operation kann noch einmal die geplante Prothesenposition und die korrekte Stabilität im Gelenk individuell überprüft werden. Dabei hilft die Kontrollfunktion des Systems. Durch die digitale Dokumentation wird die Operation sehr genau nachvollziehbar.
Vorteile der Robotik bei der Knietotalendoprothese
Der Ersatz des Kniegelenks ist ein orthopädischer Routineeingriff. Das Entscheidende dabei ist, mit dem Implantat der natürlichen Gelenkanatomie möglichst nahezukommen und die Prothese so exakt und individuell wie möglich einzusetzen.
Das neue System erlaubt es uns, das Implantat mit einer Präzision von über 99,5 Prozent noch genauer zu positionieren und die optimale Spannung der Bänder am Knie zu bestimmen. Die optimale Bandspannung ist deshalb so wichtig, weil sie das feine Gleichgewicht zwischen erforderlicher Stabilität und hoher Beweglichkeit des Knies sichert. Erst wenn das Kniegelenk ausgerichtet und die Bandspannung darauf angepasst ist, setzen die Chirurg:innen die Knieprothese ein.
Exakt geplant, perfekt anatomisch eingepasst
Mithilfe des roboterassistierten Operationsverfahrens können wir das Weichgewebe des Knies schonen und den Eingriff messbar knochensparender ausführen. Das Ergebnis: Die Patient:innen sind schneller und mit weniger Schmerzen nach der Operation auf den Beinen und erzielen früher ein günstigeres Ergebnis. Außerdem ist durch die hochpräzise Prothesenplatzierung eine längere Haltbarkeit zu erwarten.