Wie entsteht Krebs eigentlich?
Krebs kann nahezu überall in unserem Körper entstehen – auch im Skelett. Denn unser Körper besteht aus Millionen von Zellen, die sich regelmäßig neu bilden. Es kann jedoch vorkommen, dass sich Zellen aufgrund eines Defekts unkontrolliert vermehren und ihre Zellteilung nicht mehr richtig regulieren können. Folglich bildet sich eine bösartige Geschwulst, ein Tumor, der sich manchmal sogar im Körper ausbreitet.
Dies geschieht dann, wenn sich einzelne Krebszellen aus dem Tumor lösen und in die Blutbahn gelangen. Auf diesem Weg erreichen die Krebszellen andere Organe, befallen sie und bilden eventuell weitere Tumore, die auch als Metastasen bezeichnet werden. Allgemein wird zwischen verschiedenen Krebsarten unterschieden, die, je früher sie erkannt werden, mit modernen Therapiemethoden umso besser behandelt werden können.
Sarkome – bösartige Tumore des Knochens
Knochenkrebs tritt als primärer, also ursprünglicher, Krebs recht selten auf, nur etwa 600 Patient:innen erkranken pro Jahr in Deutschland. Als Knochenmetastasen, Ableger eines Tumors aus einem anderen Organ, kommt Knochenkrebs häufiger vor. Die primären, ursprünglich im Knochengewebe entstandenen bösartigen Tumoren im Knochen werden als Sarkome bezeichnet. Unterschieden wird zwischen
- Bösartige Knochentumoren: hierzu gehört zum Beispiel das Osteosarkom, das mit etwa 160 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland das häufigste Sarkom im Knochen ist, betroffen sind vorwiegend Jugendliche.
- Bösartige Knorpeltumoren: von denen das Chondrosarkom mit 130 Neuerkrankungen der zweithäufigste Tumor unter den Knochensarkomen ist. Es tritt vorwiegend in der zweiten Lebenshälfte auf.
- Knochenmarkstumoren: hierzu gehören zum Beispiel die sehr seltenen Ewing-Sarkome, die bei Kindern wesentlich häufiger als bei Erwachsenen auftreten. Hier sind knapp 100 Neuerkrankungen pro Jahr zu erwarten.
Viele Krebsarten bilden Tochtergeschwülste in den Knochen – allen voran Lungenkrebs, Prostatakrebs, Brustkrebs, Nierenkrebs und Schilddrüsenkrebs. Solche Metastasen sind unter Umständen als Knochenkrebs bereits erkennbar bevor der eigentliche Ursprungskrebs für die Patient:innen überhaupt spürbar wird.
Warnzeichen und Symptome von Knochenkrebs
Jährlich erkranken rund 600 Menschen in Deutschland an Knochenkrebs, der leider oftmals erst spät entdeckt wird, da die Symptome meist unspezifisch sind und auf den ersten Blick falsch gedeutet werden. Schmerzen und Schwellungen können schließlich zahlreiche andere Ursachen, beispielsweise eine Sportverletzung oder eine Knochenentzündung, haben.
Viele Eltern, deren Kinder über Schmerzen in den Armen und Beinen klagen, denken zudem zuerst einmal an Wachstumsschmerzen. Da diese aber in der Regel nur nachts auftreten, deuten Beschwerden, die stetig zunehmen und auch tagsüber für Unwohlsein sorgen, auf eine andere Ursache hin und sollten umgehend untersucht werden. Doch auch für Knochenkrebs gilt: Je früher er erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
Achten Sie besonders auf:
- Schmerzen: Oft das erste Symptom von Knochensarkomen oder Metastasen anderer bösartiger Erkrankungen.
- Schwellungen: Deuten auf Gewebewucherungen und mögliche Sarkome, besonders in der Nähe von großen Gelenken, hin.
- Knochenbrüche: Häufig bei Knochenmetastasen, seltener bei den primär bösartigen Knochentumoren (Sarkome). Diese Knochenbrüche resultieren meist ohne einen adäquaten Unfall, ohne erkennbaren Grund.
- Fieber und Unwohlsein, Müdigkeit und Gewichtsverlust in Verbindung mit Schwellung und Schmerzen an Beinen oder Becken können Anzeichen eines Ewing-Sarkoms sein.
Genaue Diagnose wichtig
Mit einer Röntgenuntersuchung wird zunächst geprüft, ob ein Verdacht auf einen bösartigen Knochentumor besteht. Zudem können mithilfe weiterer Untersuchungen wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztherapie (MRT), Skelettszintigraphie und einem Ultraschall herausgefunden und zugleich beurteilt werden, wie bösartig der Tumor ist. Denn schließlich gibt es auch gutartige Knochentumore, bei denen es sich nicht um Krebs handelt.
Welche Art von Tumor tatsächlich vorliegt, wird anhand einer Gewebeuntersuchung, einer sogenannten Biopsie, diagnostiziert. Um außerdem das Stadium der Krebserkrankung festzustellen, wird der Körper während eines sogenannten „Stagings“ nach Tochtergeschwülsten abgesucht. Liegt die vollständige Diagnose vor, kann mit der Behandlung begonnen werden.
So wird Knochenkrebs behandelt
Der Ablauf einer Knochenkrebs-Behandlung richtet sich immer nach der Art und der Ausbreitung des Tumors und sollte am besten in einem auf Knochenkrebs spezialisierten Krankenhaus erfolgen. Informationen zu geeigneten Häusern erhalten Sie etwa auf dem Portal OncoMap.de der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Krankenhausübergreifend orientieren sich Ärzt:innen in Deutschland und anderen europäischen Ländern bei der Therapie von Knochenkrebs zudem immer an standardisierten Protokollen.
Die einzelnen Behandlungsschritte, die nach aktuellem Wissensstand am wirksamsten gegen die vorliegende Tumorart helfen, sind in einem eigenen Protokoll festgehalten. Um einen Knochentumor langfristig zu besiegen, wird meist eine Kombination aus mehreren Behandlungsformen festgelegt. Dazu zählen die Operation, Chemotherapie und/oder eine Strahlentherapie. Im Zuge der Operation kann es zudem vorkommen, dass große Teile des Knochens entfernt werden müssen. In diesem Fall werden diese durch biologische Rekonstruktionen oder Implantate ersetzt.
Für Patient:innen im Kindes- oder Jugendalter gibt es mittlerweile sogar „mitwachsende“ Prothesen, die den jungen Patient:innen eingesetzt werden.
Die verschiedenen Arten von Knochenkrebs
Bei den meisten Menschen, die an Knochenkrebs erkranken, entwickelt sich ein Osteosarkom. Am zweithäufigsten wird ein Chondrosarkom diagnostiziert, während jährlich nur etwa 50 Menschen an einem Ewing-Sarkom erkranken. Wie die verschiedenen Arten von Knochenkrebs behandelt werden, hängt von der Art und des Tumors und dem Stadium der Erkrankung ab.
Osteosarkom
Über den Krebs: Entstehen im Knochen bösartige Tumorzellen, die unreifes Knochengewebe bilden, welches sich allzu stark vermehrt, spricht man von einem Osteosarkom. Die sich so entwickelnden Tumore verdrängen und zerstören das gesunde Knochengewebe. Die Ursache dieser Krebsart, deren Name sich von dem altgriechischen Wort osteon für Knochen ableitet, ist weitestgehend ungeklärt.
Betroffen sind vor allem sich im pubertären Wachstum befindende Kinder und Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren sowie ältere Patient:innen um das 60. Lebensjahr, die sich bereits einer vorausgegangenen Strahlentherapie unterzogen haben. Dabei entspringt das Osteosarkom meist an den Enden der langen Röhrenknochen der Arme oder Beine und tritt bei der Hälfte der Fälle in der Nähe des Kniegelenks auf.
Da es sich hierbei um einen hochgradig bösartigen Knochentumor handelt, der schnell wächst und Tochtergeschwülste in beispielsweise der Lunge bilden kann, sollten Patient:innen mit nicht durch einen Unfall entstandenen Schmerzen oder Schwellungen in diesem Bereich umgehend einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Die Behandlung: Auf der Grundlage des Behandlungsprotokolls wird der Tumor im Rahmen einer Operation entfernt, bei der das Ärzteteam stets darauf achtet, die Funktionalität von Bein oder Arm bestmöglich zu erhalten. Im Vorfeld, aber auch nach der Operation findet zudem eine Chemotherapie statt, deren Ziel es ist, alle im Körper zirkulierenden Tumorzellen abzutöten. Insgesamt wird für die Therapie ein Zeitraum von knapp neun Monaten angesetzt.
Die Prognose: Hat der Tumor noch keine Tochtergeschwülste entwickelt, sind fünf Jahre nach der Diagnose etwa 60 bis 70 von 100 betroffenen Patient:innen am Leben. Sind Tochtergeschwülste vorhanden, verschlechtert sich die Prognose, Heilungschancen bestehen dennoch weiterhin.
Ewing-Sarkom
Über den Krebs: Das Ewing-Sarkom bildet sich häufig in den Beckenknochen oder mittig an den langen Röhrenknochen und verursacht dort Schmerzen oder eine Schwellung. Auch Fieber kann mitunter ein Symptom sein. Die Krebserkrankung kommt vor allem bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren vor, wobei auch bei dieser Art von Knochenkrebs die Ursache noch nicht geklärt ist. Bekannt ist jedoch, dass sie sich oft frühzeitig im Körper ausbreitet, sodass es bei möglichen Anzeichen wichtig ist, umgehend eine ärztliche Praxis aufzusuchen.
Die Behandlung: Um das Ewing-Sarkom zu behandeln und zu entfernen, bedarf es meist einer Kombination aus Operation, Chemotherapie und/oder Strahlentherapie. Begonnen wird die Behandlung mit einer zehnwöchigen Chemotherapie, bei der verschiedene Medikamente verabreicht werden. In dieser ersten Phase sollen der Tumor sowie eventuelle Tochtergeschwülste verkleinert und abgetötet werden. Im Anschluss an die einleitende Chemotherapie wird der Tumor operativ vollständig entfernt. Die Chemotherapie wird nach der Operation fortgeführt, um alle verbleibenden Krebszellen abzutöten und die Bildung neuer Tochtergeschwülste zu verhindern.
Ist eine Operation aufgrund der Lage des Tumors oder des Gesundheitszustands der Patient:innen nicht möglich, wird eine Strahlentherapie durchgeführt. Oftmals ist jedoch auch eine Kombination von Operation und Strahlentherapie möglich und notwendig. Der Ablauf einer solchen Therapie wird von dem behandelnden Ärzteteam individuell festgelegt. Die Behandlung des Ewing-Sarkoms dauert circa ein Jahr.
Die Prognose: Hat der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose noch keine Tochtergeschwülste gebildet, leben 65 von 100 Patienten länger als fünf Jahre. Die Prognose verschlechtert sich hingegen, wenn der Tumor bereits in die Lunge gestreut hat. Von 100 Betroffenen leben fünf Jahre nach der Diagnose dann nur noch rund 50 Patient:innen.
Chondrosarkom
Über den Krebs: Das Chondrosarkom entsteht typischerweise im Becken, im Rumpf oder an den rumpfnahen langen Röhrenknochen, wobei sich die Tumorzellen unkontrolliert vermehren und übermäßig viel Knorpel bilden. Dementsprechend leitet sich die Bezeichnung „Chondrosarkom“ von dem griechischen Begriff chondros für Knorpel ab. Der wuchernde Tumor verdrängt folglich mehr und mehr die gesunde Knochensubstanz und verursacht bei den Patient:innen Schmerzen. Allerdings wächst diese Art von Knochenkrebs langsam, sodass sich auch die Symptome erst spät bemerkbar machen und vor allem Menschen ab dem 50. Lebensjahr betreffen.
Die Behandlung: Das Chondrosarkom wird im Rahmen einer Operation komplett entfernt, da diese Tumorart auf eine Chemo- oder Strahlentherapie in der Regel schlecht anspricht.
Die Prognose: Wie erfolgreich der Tumor behandelt werden kann, hängt von seiner Lage und der Größe ab. Die jeweilige Prognose für betroffene Patient:innen wird zudem von dem sogenannten Differenzierungsgrad beeinflusst, der angibt, wie stark sich das Tumorgewebe vom gesunden Gewebe unterscheidet.
- Der Differenzierungsgrad 1, welchem etwa 60 von 100 Patient:innen zugeordnet werden, umfasst Chondrosarkome, die langsam wachsen und in der Regel keine Metastasen bilden. Mehr als 90 von 100 Menschen mit einem Grad 1-Chondrosarkom überleben daher langfristig.
- Chondrosarkome zweiten Grades sind bösartiger und bilden häufiger Metastasen. Dies beeinträchtigt die Überlebenschancen der Patient:innen. Von 100 Betroffenen leben zehn Jahre nach der Diagnose noch 60 bis 70 Erkrankte.
- Grad 3-Chondrosarkome breiten sich nicht nur schnell aus, sie wachsen auch schnell. Die Prognose: Zehn Jahre nach der Diagnose leben von 100 Betroffenen noch 40 Patienten.
- Die geringsten Heilungschancen weist ein sogenanntes dedifferenziertes Chondrosarkom auf, das deutlich aggressiver wächst als die anderen Chondrosarkome. So leben fünf Jahre nach der Diagnose noch weniger als 20 von 100 Patienten.
Nach der Behandlung
Auch bei gut behandelten Knochentumoren sind Rückfälle, Rezidive, möglich. Regelmäßige Kontrollen erfolgen daher in engen Abständen. Der eigentliche Verlauf der Krankheit wird beeinflusst von der Ausbreitung des Tumors zu Behandlungsbeginn und von der genauen Art des Tumors.
Bei den Knochenmetastasen stehen Heilungschancen und direkt mit der Behandlung des Ausgangskrebses zusammen.
Wie kann das Risiko für Knochenkrebs minimiert werden?
Da die Ursachen für diese seltene Krebserkrankung nicht bekannt sind, ist es schwer, Risikofaktoren auszuschließen. Unsere Empfehlung: Neben einer gesunden und ausgewogenen Lebensweise sollten Betroffene bei auftretenden Beschwerden eine ärztliche Praxis aufsuchen, der frühzeitig eine Diagnose stellen und, wenn nötig, umgehend weitere Schritte einleiten kann, sodass die Heilungsprognose entsprechend günstiger ist.