Was sind Hodentumore?
Bei einem Hodentumor handelt es sich um eine bösartige Geschwulst des Hodengewebes. „Am häufigsten sind die Patienten zwischen 20 und 45 Jahre alt. Das generelle Erkrankungsalter liegt zwischen 15 und 45 Jahre", sagt Dr. Inga Kunz, Leitende Ärztin des Zentrums für rekonstruktive urologische Chirurgie bei Kindern und Erwachsenen im Helios St. Josefshospital Uerdingen.
Hodentumore verursachen im Frühstadium in der Regel noch keine Beschwerden. Einige Patienten verspüren ein gelegentliches Ziehen oder ein unspezifisches Gefühl.
Prinzipiell besteht bei Hodenkrebs eine hohe Heilungschance, da er sich gut behandeln lässt. Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch etwa 97 Prozent der Patienten.
Früherkennung: Regelmäßiges Abtasten der Hoden ist wichtig
Wie bei anderen Krebserkrankungen gilt auch bei Hodenkrebs: je früher erkannt, desto besser die Heilungschancen. Daher sollten Männer ihre Hoden regelmäßig abtasten.
Beim Abtasten hält eine Hand den Hoden fest, während die zweite Hand langsam tastet. Zu achten ist dabei auf:
- die Größe
- die Konsistenz (fest, weich, ist eine Stelle härter als der Rest)
- die Form
Wichtig: Nicht jede Veränderung am Hoden ist bösartig. Bei Auffälligkeiten sollte eine urologische Praxis aufgesucht werden, um diese abklären zu lassen.
Weitere Gründe für veränderte und auffällige Hoden sind etwa Entzündungen der Hoden und Nebenhoden, Vergrößerung von Hoden oder ein Wasserbruch (Hydrocele). In solchen Fällen können ebenfalls entsprechende therapeutische Maßnahmen einleiten.
Was sind Ursachen von Hodentumoren?
Die genauen Ursachen von Hodentumoren sind noch nicht geklärt, dennoch gibt es einige Risikofaktoren, die eine Entstehung begünstigen.
Hodenhochstand: Patienten, die im Kindesalter einen Hodenhochstand hatten, haben als (junge) Erwachsene ein höheres Risiko an Hodenkrebs zu erkranken. Ziel ist, den Hodenhochstand vor dem Ende des ersten Lebensjahres zu korrigieren. Dennoch bleibt auch nach frühzeitiger Korrektur im Kindesalter, ein erhöhtes Risiko für einen Hodentumor bestehen.
Familiäre Häufung: Hodenkrebs kommt in Familien meist gehäuft vor, was auf eine genetische Veranlagung hinweisen kann. Ist der Vater oder Bruder erkrankt, steigt das eigene Risiko. Wenn der Bruder erkrankt ist, erhöht sich das Hodenkrebsrisiko sogar um das Zehnfache.
Genetische Veränderung: Zum Beispiel Patienten mit dem Kinefelter-Syndrom haben ein doppeltes X-Chromosom und ebenfalls ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
Diagnostik bei Verdacht auf Hodenkrebs
Besteht die Annahme, dass ein Hodenkrebs vorliegen könnte, findet eine gründliche Untersuchung in der urologischen Praxis statt. „Zunächst sprechen wir dem Patienten über mögliche Symptome und den Grund für seinen Besuch in der Praxis. Anschließend tasten wir beide Hoden im Rahmen der körperlichen Untersuchung ab. Dabei können leicht schmerzlose Knoten oder auch Schwellungen identifiziert werden", sagt die Urologin.
Im Anschluss an die körperliche Untersuchung folgt ein Ultraschall. Dieser zeigt auch kleinere, nicht-tastbare Knoten im Hoden. Der Ultraschall wird immer an beiden Hoden durchgeführt, um einen beidseitigen Befall zu erkennen und auszuschließen.
Therapie bei Hodentumoren
„In den meisten Fällen wird der betroffene Hoden operativ über einen Schnitt in der Leiste entfernt", sagt Dr. Inga Kunz.
Sollte nicht eindeutig klar sein, ob der Tumor gut- oder bösartig ist, kann während der Operation ein Schnellschnitt erfolgen. Dazu wird ein Stück aus dem Tumorgewebe entnommen und an die Pathologie geschickt. Noch während der Operation erhalten die Urolog:innen eine Einschätzung zum Tumors und können entscheiden, ob der Hoden entfernt werden muss oder nicht.
Liegt ein nachgewiesener bösartiger Befund vor, folgt zudem eine Computertomographie von Thorax (Lunge) und Abdomen (Bauchraum), da sowohl die Lunge als auch die Lymphknoten typische Bereiche für Metastasen sind.
Was passiert vor der Entfernung des Hodens?
Jeder Patient bekommt vor der Entfernung des Hodens die Möglichkeit, sich für oder gegen ein Hodenimplantat zu entscheiden.
Zudem werden vor allem jüngere Männer mit Kinderwunsch zur Kryokonservierung von Samenzellen geschickt, um Spermien einzufrieren und sie zu einem späteren Zeitpunkt zu verwenden. Die Spermien bleiben auch nach jahrelanger Lagerung befruchtungsfähig. Dies kann sowohl vor der operativen Entfernung des tumorbefallenen Hodens stattfinden.
Spätestens vor einer Strahlen- und Chemotherapie sollten Betroffene diese Option in Betracht ziehen und nutzen, da die Fruchtbarkeit durch die Behandlung eingeschränkt sein kann.
Was passiert nach der Operation?
Die meisten Patienten bleiben nach der Operation noch zwei bis drei Tage im Krankenhaus. Eine Drainage dient als Ableitung von Körperflüssigkeiten und soll eine postoperative Ansammlung von Blut im nun leeren Hodensack verhindern.
Nach spätestens zwei Wochen sind die meisten Patienten wieder leistungsfähig. Wer im Büro arbeitet, kann oft nach einer Woche wieder arbeiten gehen. Bei schwerer, körperlicher Arbeit sollten noch zwei bis drei Wochen Ruhe eingehalten werden.
Sport oder Geschlechtsverkehr sollte für mindestens vier Wochen pausiert werden, um einem Leistenbruch vorzubeugen.