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Mit Kunsttherapie die Seele ergründen

Der Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder. Diese Erkenntnis des Schweizer Schriftstellers Elias Canetti wird als Therapieform der von Sigmund Freud (1856-1939) begründeten Psychoanalyse bereits seit über einhundert Jahren angewendet. Auch die Kunsttherapeutin Elisa Ludwig vom Helios Park-Klinikum Leipzig weiß bei ihrer psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die Vorzüge von Stift, Papier oder Farbe überaus zu schätzen.

Symbolbilder Psychosomatik

Vorteile der Kunsttherapie

Die moderne Psychoanalyse kennt viele Formen, dank derer Patient:innen die auf ihrer Seele lastenden Schatten lösen können. Kunsttherapie ist eine von ihnen. „Sie ist ein gut geeignetes Mittel, mit deren Hilfe Betroffene zeigen, welche Konflikte sie in ihrem Inneren ausfechten. Bilder oder aus Ton gefertigte Figuren offenbaren eigene Bedürfnisse, bieten Gefühlen, Impulsen oder Konflikten Raum und Platz zur Entfaltung“, sagt Elisa Ludwig.

Losgelöst von der Sprache, die manchmal auch ein Hemmnis dabei sein kann, sich zu öffnen, bleibt mit einem Bild oder einer Arbeit aus Ton ein dauerhafter Abdruck der Seele erhalten. „Vielfach staunen unsere jungen Patientinnen und Patienten darüber, was sie vor sich sehen. Sie haben, ohne es wirklich zu wollen, etwas geschaffen, das ein ganz individueller Ausdruck ihres Selbst ist und ihnen gleichzeitig einen Blick auf sich selbst ermöglicht", verdeutlicht Elisa Ludwig.

In gemeinsamer Betrachtung mit den Patient:innen und der anschließenden verbalen Bezugnahme wird Empfundenes, Erlebtes, Erfahrenes miteinander geteilt und voneinander abgegrenzt sowie in einen bewussten Zusammenhang gebracht. Das fertige Bild oder Objekt bietet außerdem die Möglichkeit, den Prozess spielerisch fortzusetzen und damit die Entwicklung zu fördern.

Chance für das Seelenheil

Ganz nach den Bedürfnissen der Patient:innen können diese zu unterschiedlichen Materialien wie Stift, Farbe oder Ton greifen, um dem Seelenheil eine neue Chance zu geben. „Anwendung finden aber auch Fotos oder Zeitschriften, mit denen sich beispielsweise Collagen erstellen lassen“, erläutert Elisa Ludwig.

Doch unabhängig von dem verwendeten Material – alle Ausgangsstoffe eint das gleiche Ergebnis: Die Patient:innen haben die Chance, etwas eigenes zu schaffen, können dabei Beklemmungen ablegen und steigern maßgebend ihr Selbstwertgefühl. „Ich tue etwas und kein anderer bestimmt dabei über mich“, vermittelt den Patient:innen dabei eine innere Stimme.

Psychische Erkrankungen haben viele Ursachen

Kinder und Jugendliche, mit denen Kunsttherapeut:innen wie Elisa Ludwig arbeiten, haben zum Teil völlig unterschiedliche Symptome, die auf eine psychiatrische Erkrankung hindeuten. Es sind Jungen und Mädchen, deren Verhalten durch unkontrollierte Aggression, Störung des Sozialverhaltens, Essstörung, Traumafolgestörung, Depression oder Schulabstinenz geprägt ist.

Die entstandenen Bilder oder Formen geben Aufschluss über innere psychische Ereignisse und zwischenmenschliche Erfahrungen.

Gemeinsames Gestalten ist wichtig

Patient:innen tragen diesen Kampf letztendlich mit sich selbst aus. Und dennoch sind sie im Schicksal vereint. Das gemeinsame Gestalten in der Gruppe ist deshalb auch im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie ein wichtiger Bestandteil der Kunsttherapie. „Die Gruppe ermöglicht es, sich einander anzunähern, hilft Scham zu überwinden oder Standpunkte zu vertreten.

Sie erlaubt ein ‚sich einfühlen und hineinversetzen‘, aber auch Distanz und Perspektivwechsel. Sie ist ebenso eine gute Plattform, um verloren gegangenes Selbstvertrauen oder das Vertrauen zu anderen wiederaufzubauen“, sagt Ludwig. Dabei ist die Gruppe nicht nur ein „Container“ verschiedener Beziehungsangebote, es entstehen auch Beziehungen zu den verschiedenen Bildern und vielfältige Vernetzungen.

Kunsttherapie öffnet neue Wege

„Kunst ist die Schnittstelle, an der sich Vergangenheit und Zukunft begegnen und neue Wege entdecken. Diese Kreativität bricht das Leben auf, lässt neue Kräfte wachsen und führt dich zu dir selbst. Beim Malen entdecke ich unbekannte Räume in meiner Seele. Die Farben bringen Licht und Heilung. Hier findet alles seinen Ausdruck: Das Schwere und Dunkle, das Leichte und Helle, die Stille und der Lärm”, sagt die Künstlerin Marion Theresa Douret. Schöner und genauer lässt sich die Intention der Kunsttherapie nicht beschreiben.

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