Fakten über die Leber
Rund 300 Milliarden Leberzellen schuften Tag für Tag, um unseren Körper sauber zu halten. Doch das Organ ist ein Sensibelchen – Alkohol, Fett oder Viren können ihre Funktion vermindern. Bemerkbar macht sich das aber oftmals erst spät. Im schlimmsten Fall entwickeln sich aus den Schädigungen bösartige Tumore. Jährlich erkranken in Deutschland mittlerweile rund 9.000 Menschen an Leberkrebs. Deshalb sind frühzeitige Informationen und Diagnosestellungen umso wichtiger.
Probleme mit der Leber frühzeitig erkennen
Die Zuordnung ist nicht immer einfach, da die Leber meist lange „still“ leidet und keine Schmerzsignale sendet. Oberbauchbeschwerden und Druckgefühl können mögliche Anzeichen sein, aber auch Müdigkeit oder Gewichtsveränderungen sowie eine Gelbfärbung der Haut sind Hinweise auf Veränderungen der Leber.
Das wichtigste Instrument zur Diagnostik sind dann die Leberwerte. Sie müssen regelmäßig kontrolliert werden, denn schon kleine Unterschiede können erste Hinweise auf Erkrankungen geben. Der nächste Schritt ist eine ausführliche Ultraschalluntersuchung. Mittlerweile können sogar Lebertumore so entdeckt werden. Je steifer beziehungsweise unelastischer das Lebergewebe, umso vernarbter und kränker das Organ.
Welche Ursachen kann eine Lebererkrankung haben?
Patient:innen, die an der Leber erkranken, fühlen sich oftmals dem Vorwurf ausgesetzt, selbst daran schuld zu sein - etwa durch übermäßigen Alkoholkonsum. Diese Stigmatisierung und die bei Lebererkrankungen meist erst spät auftretenden Symptome könnten zumindest eine Erklärung sein, warum die Zahl der Betroffenen auch in Deutschland immer weiter steigt.
Dabei gibt es viele Ursachen für die Erkrankungen, unter anderem:
- Schlechte Ernährung
- Diabetes mellitus
- Virale Erkrankungen (Hepatitis/Leberentzündung)
- Autoimmunerkrankungen
Bleiben all diese Ursachen unbehandelt, kann ihr Einfluss zu einem echten Problem für die Leber werden.
Woran erkennt man eine Lebererkrankung?
Oberbauchbeschwerden und Druckgefühl können mögliche Anzeichen für krankhafte Prozesse sein. Aber auch Symptome, wie Müdigkeit, Leistungsminderung, Gelenkschmerzen oder Depressionen geben Hinweise auf eine zugrundeliegende Lebererkrankung.
Bei einer Gelbfärbung der Augen oder Haut muss sofort eine ärztliche Praxis aufgesucht werden. Wichtig ist, die Leberwerte im Blick zu behalten, denn daran lassen sich Veränderungen oftmals schon vor den eigentlichen Symptomen erkennen. Ab 35 Jahren ist ein regelmäßiger Check – also eine Untersuchung der Leberwerte – bei Hausärzt:innen empfehlenswert.
Was ist, wenn die Leberwerte schwanken?
Hier sollte man unbedingt der Ursache auf den Grund gehen, auch wenn das Risiko für eine Erkrankung bei den verschiedenen „Leberwerten“ (GOT, GPT, Gamma-GT, alkalische Phosphatase/AP und Bilirubin) unterschiedlich hoch sein kann. Die Kombination dieser Werte ergibt oft Anhaltspunkte für eine mögliche Diagnose. Ein erhöhter Gamma-GT-Wert alleine muss nicht zwingend schlimm sein. Dieser kann aber auf eine Fettleber hindeuten und sollte gerade in Kombination mit anderen Werten weitere Untersuchungen nach sich ziehen. Das beinhaltet unter anderem eine spezifische Blutuntersuchung, Ultraschall und in unklaren Fällen auch die Entnahme einer Gewebeprobe.
Wie kann ich meine Leber besser schützen?
Einen spezifischen Leberschutz gibt es nicht und viele in Reformhäusern und Apotheken angebotene Präparate haben keinen erwiesenen Nutzen. Aber erst kürzlich haben Forscher:innen herausgefunden, dass moderater Kaffeekonsum, das heißt, drei bis vier Tassen am Tag, das Fortschreiten einer Lebererkrankung, wie das der Fettleber zur Leberzirrhose, reduzieren kann.
Das ist aber natürlich kein Freibrief für alle anderen „Lebersünden“, daher sollte man übermäßigen Alkoholkonsum und allzu fettreiche Ernährung vermeiden. Schon zwei Gläser Wein täglich können die Leber auf Dauer schädigen, insbesondere bei Frauen. Auch bei Übergewicht lagert sich Fett in den Leberzellen ein, sie schwellen an und können nicht mehr richtig arbeiten. Sport unterstützt den Stoffwechsel und kann Leberfett abbauen. Ein gesunder Lebensstil beugt am besten vor.
Bei Diabetiker:innen sollten die Medikamente optimal eingestellt sein, damit der Stoffwechsel nicht leidet. Auch Impfungen gegen bestimmte Hepatitis-Viren (A und B) schützen das Organ, insbesondere bei Risikogruppen.
Wie hängen Leber und Gallenblase zusammen?
Die Leber produziert Gallenflüssigkeit, die in den Darm abgegeben wird und für die die Fettverdauung, und Aufnahme von Vitaminen wichtig ist. Die Gallenblase liegt in einer Einbuchtung direkt unterhalb der Leber. Sie ist über einen Gallengang mit ihr verbunden und speichert überschüssige Gallenflüssigkeit. Bei Bedarf, etwa nach einem fettigen Essen, gibt sie die Flüssigkeit portionsweise in den Zwölffingerdarm ab und unterstützt so die Verdauung.
Gallensteine können diese verschiedenen Zugänge manchmal blockieren, was äußerst schmerzhaft ist und sofort behandelt werden muss. Zudem gibt es Autoimmunerkrankungen der Gallenwege, die unbehandelt zur Leberzirrhose führen können und daher früh erkannt werden müssen.
Welche Therapieansätze gibt es bei Leberkrebs?
Das hängt sehr stark von der Größe des Tumors und einer möglichen zugrundeliegenden Leberzirrhose ab. Im frühen Stadium können die Tumore noch operiert werden, denn die Leber hat eine beeindruckende Fähigkeit zur Regeneration. Entferntes Gewebe wächst schnell nach. Gleiches gilt übrigens bei Lebermetastasen, zum Beispiel von Darmkrebs.
Wenn bereits eine fortgeschrittene Leberzirrhose besteht, kommen bei Leberkrebs schonende Katheterverfahren mit lokaler Hitze-, Chemo- oder Strahlentherapie zum Einsatz. Auch Medikamente können das Wachstum des Tumors aufhalten.
Was tun bei Leberzirrhose mit Bauchwasser?
Vor allem Patient:innen mit einer Leberzirrhose können eine sogenannte Bauchwassersucht (Aszites) entwickeln. Dabei sammelt sich literweise Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle und drückt auf die umliegenden Organe, denn die vernarbte Leber behindert den Blutfluss. Unbehandelt kann es zu Entzündungen, Nierenschäden und einer starken Einschränkung der Lebensqualität kommen. Meist wird das Wasser mithilfe einer Punktion aus dem Bauch geleitet.
Dauerhaft müssen aber andere Therapien greifen, wie etwa das moderne TIPSS-Verfahren (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stent-Shunt). Hier wird gemeinsam mit der Radiologie ein spezieller Stent in die Leber gelegt, um den Blutstau zu umgehen und Bauchwasser zu verhindern. So werden auch Krampfadern der Speiseröhre behandelt, die bei Leberzirrhose häufig sind und gefährlich bluten können.
Ist die Angst vor Lebertransplantationen berechtigt?
Die Lebertransplantation ist bei Patienten mit akutem oder chronischen Leberversagen notwendig. Sie gehört zu den schwierigsten Organtransplantationen.
Unsicherheit und Angst sind verständlicherweise beim Thema Transplantation groß, was wohl auch an den zahlreichen Meldungen zu beeinflussten Vergabeverfahren liegt. Nichtsdestotrotz ist die Möglichkeit der Transplantation eine der größten Errungenschaften der Medizin und rettet vielen Patient:innen mit Leberversagen, fortgeschrittener Zirrhose oder Leberkrebs das Leben. Erfahrene Leberspezialist:innen können gut abschätzen, welche Patient:innen für eine Lebertransplantation in Frage kommen und in Zusammenarbeit mit einem Transplantationszentrum auch die Vor- und Nachsorge übernehmen.