Was ist ein Leistenbruch?
Als Leistenbruch oder auch Leistenhernie bezeichnet man einen Durchbruch von Bauchorganen durch eine Lücke in der Leistendecke. Nach Angaben der Deutschen Herniengesellschaft leiden bundesweit allein etwa 275.000 Menschen jährlich an einem solchen Leistenbruch. „Dabei ist die Gefahr durch mögliches Einklemmen der Organe bei Jung und Alt und daraus resultierende bleibende Schäden sehr groß“, weiß Dr. Stephan Ruff, Facharzt am Helios Universitätsklinikum Wuppertal. Dabei können Leisten- und andere Hernien durch moderne Methoden in der Regel unkompliziert und schonend operativ versorgt werden.
Was verursacht einen Leistenbruch?
Der Leistenbruch ist eine Form des Eingeweidebruchs. Hier zwängt sich der Darm entweder durch den Leistenkanal in den Hodensack oder in die große Schamlippe (indirekter Leistenbruch) oder unmittelbar durch die leistennahe Bauchdecke (direkter Leistenbruch) unter die Haut. Ursachen sind unter anderem ein weiter Leistenkanal, hoher Druck im Bauchraum (schweres Heben!) und/oder eine Bindegewebsschwäche der Bauchwand.
Welche Beschwerden macht ein Leistenbruch?
Der unter die Haut vorgestülpte Darmabschnitt kann leicht ziehende bis sehr starke Schmerzen hervorrufen. Werden die Eingeweideteile in diesem Defektbereich abgeklemmt und ihre Blutversorgung abgeschnürt, kann es zu einem schweren, lebensbedrohlichen Krankheitsbild kommen.
Wie wird ein Leistenbruch behandelt?
Da sich die Bruchpforte im Laufe der Zeit allmählich vergrößert und das Risiko einer Einklemmung nicht von vornherein sicher ausgeschlossen werden kann, sollte jeder Bauchwandbruch operativ versorgt werden.
Offene Leistenbruchoperation
Bei der herkömmlichen offenen Methode verschließen die Operateur:innen die Bruchlücke (Bauchdeckendefekte), indem sie im Bruchbereich einen Hautschnitt anlegen, die einzelnen Bestandteile der Bauchwand sorgfältig freilegen und dann miteinander so vereinigen, dass eine stabile Leistenkanalwand entsteht. Dieses Verfahren wird im Regelfall für Erstoperationen bei jungen Patient:innen bevorzugt.
Offene Leistenbruchoperation mit Netzeinsatz
Zeigen sich jedoch im Bereich der Bauchdecken sehr große Lücken, die sich nicht mit ausreichender Sicherheit dauerhaft wiedervereinigen lassen, setzen die Chirurg:innen ein gut verträgliches Kunststoffnetz ein, das die Bauchwand in diesem Bereich verstärken soll. Diese Technik ist bei sehr großen Brüchen oder Wiederholungsbrüchen oft notwendig.
Endoskopische Leistenbruchoperation
Die endoskopische Leistenbruchoperation gehört zu den minimalinvasiven chirurgischen Verfahren. Ihr Vorzug besteht darin, dass sich große Hautschnitte vermeiden lassen. Mit dieser Technik gelingt es, die Bruchlücke über ein Endoskop, das ist ein röhrenförmiges Licht-, Sicht- und Arbeitsinstrument, unter der Haut zu verschließen. Da die Arbeitsgeräte sehr klein sind, bedarf es nur kleiner Hautschnitte, um das Endoskop einzuführen und bis zum Operationsgebiet vorzuschieben.
Nachdem die Chirurg:innen sich auf diesem Weg sorgfältig Überblick über Leistenband, Blutgefäße und Bruch verschafft haben, präparieren sie zunächst sehr genau die anatomischen Strukturen und überspannen dann die nun sichtbare Bruchlücke mit einem Netz. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, die relativ frühe vollständige Belastbarkeit des verschlossenen Bruches, sodass die Patient:innen sich anschließend nicht intensiv schonen müssen.
Ergebnisse nach einer Leistenbruchoperation
Für die offenen Standardeingriffe in der Leistenbruchchirurgie werden Rezidivraten (Wiederauftreten des Bruches) mit maximal drei Prozent angegeben. Die Realität in Deutschland sieht anders aus.
Dies hat zur Verwendung von Kunststoffnetzen zum Verschluss der Bauchwand geführt. Hierfür wurden minimalinvasive Techniken entwickelt, die einen Schnitt in der Bauchwand oder Leistenregion ersparen. Vorteile hierbei sind:
- weniger Wundheilungsstörungen,
- weniger Schmerzen
- sofortige volle Belastbarkeit des Bruches
Die Rezidivrate liegt hier bei unter einem Prozent. Die bei uns durchgeführte Technik macht einen Zugang über die Bauchhöhle nicht notwendig. Daher eignen sich auch Patient:innen mit ausgedehnten Voroperationen in der Bauchhöhle für dieses Verfahren. Die eingebrachten Netze haben ein Eigengewicht von maximal drei Gramm und sind extrem gut körperverträglich (keine Abstoßungsreaktionen).