Wer ist von Lipödemen betroffen?
Es trifft junge Mädchen, Frauen und ältere Damen, meist nach der Pubertät, Schwangerschaft oder nach den Wechseljahren: dicke Beine. „Der vermeintliche Speck rund um die Hüften ist jedoch nicht das Ergebnis von Völlerei oder zu wenig Bewegung, sondern eine krankhafte Einlagerung von Wasser.
Man spricht dann von einem Lipödem, da sich das Wasser vorrangig in den Fettzellen einlagert“, erklärt Dr. med. Hans-Georg Damert, Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie in der Helios Bördeklinik.
„Man kann auch als Laie das Lipödem recht gut erkennen, denn es sind immer beide Beine gleichzeitig betroffen, öfter auch die Arme, jedoch nie Hände oder Knöchel. Die vermeintlichen Fettansammlungen sind nicht durch Diät reduzierbar und Betroffene leiden vor allem nach längerem Stehen oder bei warmen Temperaturen unter Spannungsschmerzen in den betroffenen Regionen.“
Besonders wichtig bei der Diagnostik ist die Abgrenzung zum Lymphödem, bei dem sich Wasser ansammelt, weil das Lymphsystem nicht mehr richtig funktioniert. „Im Gegensatz zum Lipödem tritt das Lymphödem jedoch nie gleichmäßig an beiden Extremitäten auf.“
Hohes Schamgefühl bei Betroffenen
Das Problem bei den Patientinnen: „Vielen wird vom ihrem sozialen Umfeld zu ein bisschen Sport und Diät geraten. Passende Kleidung zu finden, ist schwer, denn die Proportionen sind beim Lipödem gestört. Auch bei schlanker Silhouette sind Ober- und Unterschenkel und manchmal auch die Arme dicker als der Rest des Körpers. Die Scham bei Betroffenen ist hoch, da ihnen nicht immer bewusst ist, dass sie unter einer ernstzunehmenden Erkrankung leiden“, so der Chefarzt weiter.
Je nach Schweregrad und Typ des Lipödems wird auch die Lebensqualität der Patientinnen eingeschränkt, bis sie sich zunehmend zurückziehen. Immerhin jede zehnte Frau in Deutschland ist vom Lipödem betroffen, rund ein Viertel aller Lipödeme wird erst nach mehr als 30 Jahren erkannt.
Wassereinlagerungen durch Gefäßdurchlässigkeit
Doch wie entsteht das Lipödem? „Durch einen veränderten Hormonhaushalt werden vor allem bei Frauen die Gefäße durchlässiger. Flüssigkeiten aus dem Blut und der Lymphe gelangen in die Zellen und lagern sich dort an. Am häufigsten sind die Fettzellen betroffen, da sie viel Wasser einlagern können“, so Dr. Damert.
Ein weiteres Problem: Das Lipödem ist eine sogenannte progrediente Erkrankung. „Das bedeutet, sie wird im Verlauf schlimmer, immer mehr Wasser lagert sich ein, wenn das Lipödem unerkannt und unbehandelt bleibt“, erläutert der Experte.
Therapie: Konservativ und operativ – das hilft
„Zu Beginn kann eine Gewichtsabnahme bei vorhandenem Übergewicht durchaus helfen. Auch Lymphdrainagen und Bewegung sowie Kompressionsstrümpfe sind Maßnahmen, die bei ersten Anzeichen eines Lipödems zur Reduzierung beitragen können“, rät Dr. Damert.
Im fortgeschrittenen Stadium und wenn konservative Therapien versagen, kann eine Fettabsaugung der letzte Schritt sein. „Dazu sollte immer ein ausgewiesener Experte aufgesucht werden. In unserer Klinik führen wir diesen Eingriff routinemäßig und mit großer Erfahrung durch“, betont der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Der Eingriff wird derzeit noch nicht durch die Krankenkassen übernommen. „Hier unterstützen wir die Betroffenen vollumfänglich bei der Beratung.“