Verschiedene Lungenerkrankungen
Verschiedene akute oder chronische Erkrankungen können die Lunge dauerhaft schädigen. Das führt zum Verlust der Lungenfunktion. Die Atmung ist eingeschränkt und die körperliche Belastbarkeit verschlechtert sich. Zunächst werden die medikamentöse Therapie oder Therapien mittels Operation oder Intervention (gezielte Eingriffe, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen) ausgeschöpft. Wenn diese keine Verbesserung des Gesundheitszustands bringen, kann die Lungentransplantation die einzige Behandlungsoption darstellen.
Die häufigsten Grunderkrankungen sind eine COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung) – umgangssprachlich oft „Raucherlunge“ genannt oder eine idiopathische Lungenfibrose und eine zystische Fibrose. Bei einer Fibrose wird das Lungengewebe nach und nach durch Bindegewebe ersetzt, sodass die Lunge funktionsunfähig wird.
Seltenere Lungenerkrankungen können α1-Antitrypsinmangel, idiopathische pulmonal-arterielle Hypertonie, Sarkoidose, Bronchiektasen, kongenitale Vitien, Lymphangioleiomyomatose oder eine erneute Lungentransplantation nach Transplantatversagen sein.
Lungentransplantation
Warteliste, Operation und mögliche Risiken: Hier finden Sie alle wichtigen Informationen rund um eine Lungentransplantation:
Eine sorgfältige Untersuchung der Kandidat:innen zur Transplantation ist vor Aufnahme auf die Lungentransplantationsliste notwendig, um Nebenerkrankungen auszuschließen und die Schwere der Lungenerkrankung einzuschätzen.
Das Auswerten und Durchführen der notwendigen Untersuchungen erfolgt in enger Kooperation mit der Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Leipzig. Gemeinsam mit dem Herzzentrum Leipzig bilden diese beiden Bereiche das Lungentransplantationszentrum Leipzig.
Spezielle Untersuchungen sind zum Beispiel
- ein Sechs-Minuten-Gehtest, ein Test der Lungenfunktion
- Laborparameter, Echokardiographie, Sonographie des Bauches, Computertomographie des Brustkorbs
- eine zahn- und HNO-ärztliche Untersuchung zum Ausschluss eines Infekts
- gynäkologische oder urologische Untersuchung
- Links- und Rechtsherzkatheteruntersuchungen
- Magen- und Darmspiegelung
- Doppleruntersuchung der Hals und Becken-Bein-Arterien
Kontraindikationen, die gegen die Durchführung einer Lungentransplantation sprechen, sind vor allem eine schwere systemische Infektion, zusätzliches Organversagen (Leber, Niere, Herz), bestehende Krebserkrankungen oder ein schweres Übergewicht.
Die obere Altersgrenze für eine Lungentransplantation beträgt in der Regel 65 Jahre. Das Operationsrisiko wird erhöht durch eine Divertikulose (Ausstülpungen im Dickdarm), schwere muskuläre Einschränkungen, Systemerkrankungen (das ganze Organsystem ist betroffen) oder eine schwere Osteoporose.
Nach Vorliegen aller Befunde wird in einer interdisziplinären Besprechung zwischen Chirurg:innen, Pneumolog:innen, Kardiolog:innen und Psycholog:innen die Entscheidung zur Aufnahme geeigneter Kandidat:innen auf die Warteliste gefällt. Weitere Faktoren sind das individuelle Risiko und die individuellen Erfolgsaussichten.
Die Daten werden an Eurotransplant (www.eurotranplant.org) übermittelt. Diese Organisation koordiniert über eine zentrale Datenbank die Angaben aller Organempfänger:innen und -spender:innen. Die Vergabe der Organe erfolgt nach Dringlichkeit (lung allocation score). Die Wartezeit für die Kandidat:innen ist individuell von der Schwere der Erkrankung sowie Körpergröße und Blutgruppe abhängig.
Während der Wartezeit erfolgt die Betreuung mit regelmäßigen ambulanten Terminen in der pneumologischen Ambulanz der Abteilung für Pneumologie des Universitätsklinikums Leipzig. Zur Optimierung des Muskel- und Ernährungsstatus sollten während der Wartezeit regelmäßig physiotherapeutische Übungen durchgeführt werden. Weiterhin ist es wichtig, dass Transplantationskandidat:innen jederzeit erreichbar sind und über ein bestehendes Organangebot informiert werden können. Bei Vorliegen eines passenden Spenderorgans wird die Patientin oder der Patient benachrichtigt und vom Rettungsdienst zur möglichen Organtransplantation in das Herzzentrum Leipzig gebracht.
Für eine Lungentransplantation stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung.
Eine Lungentransplantation kann nur einseitig erfolgen. Dabei wird entweder der rechte oder linke Lungenflügel transplantiert. Bei der Doppellungentransplantation werden beide Lungenflügel (rechts und links) transplantiert.
Die Operation wird meist über einen Schnitt im Zwischenrippenraum durchgeführt. Es kann jedoch auch eine Durchtrennung des Brustbeins notwendig werden. Der Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine während der Operation hängt von der Schwere der Lungenerkrankung ab.
Zunächst wird die erkrankte Lunge aus dem Brustkorb entfernt. Anschließend wird die neue Lunge mit dem Hauptbronchus (Bronchienhauptstamm), den Lungenarterien und -venen vernäht. Im Anschluss an die Operation wird die Patientin oder der Patient beatmet auf die Intensivstation verlegt.
In der folgenden Zeit stehen eine schonende Beatmung mit rascher Entwöhnung vom Beatmungsgerät, die Stabilisierung des Kreislaufs, eine adäquate Schmerztherapie sowie eine frühzeitige physiotherapeutische Therapie im Vordergrund.
Regelmäßige Bronchoskopien (Lungenspiegelungen) zur Beurteilung der Nahtverhältnisse, der bestehenden Sekretlast und der Begutachtung der Schleimhaut sind weiterhin notwendig. Im weiteren stationären Verlauf müssen die Medikamente eingestellt werden, bis die Patientin oder der Patient in die Anschlussheilbehandlung entlassen werden kann.
Die ambulante Nachsorge nach einer Lungentransplantation findet in der Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Leipzig statt. Regelmäßig werden die Funktion der neuen Lunge (inclusive Bronchoskopien) und die Einstellung der Medikamente überprüft.
Eine Komplikation, die nach einer Lungentransplantation auftreten kann, ist eine verlängerte Beatmungsdauer, die gegebenenfalls eine frühzeitige, vorübergehende Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) notwendig macht. Aber auch schwere Nachblutungen, Versagen der transplantierten Lunge oder eine akute oder chronische Abstoßung sind möglich.
Lungentransplantierte Patient:innen sind durch die Immunsuppression, also das Unterdrücken des eigenen Immunsystems, anfälliger für Infektionen, Tumorerkrankungen und Schädigungen der Niere.
Weltweit beträgt aktuell die Ein-Jahres-Überlebensrate nach Lungentransplantation 80 bis 90 Prozent, statistisch ist eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von 50 Prozent belegt. Diese Zahlen liegen bisher jedoch leider noch deutlich unter den Überlebensraten, wie sie von Nieren- beziehungsweise Lebertransplantationen bekannt sind. Sorge bereitet hierbei die chronische Abstoßung.
Aufgrund der erhöhten Ansteckungsgefahr sollten größere Menschenansammlungen vermieden werden. Wichtig sind eine regelmäßige Körperhygiene und häufiges Händewaschen/Händedesinfektion sowie das Tragen eines Mundschutzes zum Schutz vor Infektionen.
Nach einer Lungentransplantation ist die regelmäßige Einnahme von Immunsuppressiva notwendig. Diese unterdrücken das körpereigene Immunsystem, um eine Abstoßung der neuen Lunge zu verhindern. Darüber hinaus wird insgesamt die Immunantwort des Körpers auf Bakterien, Viren oder Pilze geschwächt. Daher müssen vor allem zu Beginn prophylaktisch Antibiotika, Antimykotika oder Virustatika eingenommen werden. Das sind Medikamente, die Bakterien, Pilze und Viren im Körper bekämpfen.
Eine wöchentliche Blutabnahme zur Bestimmung des Immunsuppressivaspiegels, vor der Einnahme an diesem Tag, kann durch die hausärztliche Praxis vorgenommen werden. Die Einnahme von zusätzlichen Medikamenten sollte in Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelten Arzt erfolgen, da die Wechselwirkungen der Immunsuppressiva mit anderen Medikamenten sehr vielfältig sind.
Auf eine ausgewogene Ernährung und die Vermeidung einer Gewichtszunahme hin zum Übergewicht sollte geachtet werden. Rohes Fleisch, Fisch und Eier sollten vermieden werden. Gemüse sollte nur gekocht oder Obst geschält verzerrt werden. Unbehandelte Nüsse und Mandeln bergen die Gefahr der Übertragung von Schimmelpilzsporen.
Sowohl aktives als auch passives Rauchen kann der Lunge schaden.
Starke Sonneneinstrahlung kann vor allem bei immunsuppremierten Patient:innen vermehrt Hauttumore verursachen. Daher sind Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor zwingend notwendig.
Sportliche Aktivitäten
Bereits vor und direkt nach der Transplantation sind regelmäßige Atemübungen und Muskeltraining sinnvoll und erforderlich, um Infektionen der Atemwege vorzubeugen. Regelmäßiger Ausdauersport wie Wandern, Joggen, Radfahren, Gymnastik oder auch Entspannungstraining ist sehr zu empfehlen.
Eine Wiederaufnahme des Berufs ist grundsätzlich nach etwa einem Jahr zu befürworten. Aufgrund der ständigen Immunsuppression sind allerdings Risikoberufe zu vermeiden, gegebenenfalls sollte eine Umschulung erfolgen.
Einschränkungen für das Autofahren gibt es durch die Lungentransplantation nicht.
Aufgrund von Pilzsporen sollten Pflanzen von Blumenerde auf Hydrokulturen umgestellt werden.
Haustiere sind wegen der erhöhten Infektionsgefahr nicht zu empfehlen.