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Magenbypass: Hilfe bei krankhaftem Übergewicht

In der Adipositas-Chirurgie zählt der Magenbypass und der Mini-Bypass zu den Standardoperationen, die weltweit am häufigsten durchgeführt werden. Unser Experte erklärt, wie der Eingriff funktioniert und klärt über Vor- und Nachteile auf.  

07. Juli 2024
Operativer Eingriff 3

Was ist ein Magenbypass?

Ein Magenbypass (auch Roux-Y-Magenbypass genannt) hilft adipösen Menschen beim Abnehmen. Durch die Kombination aus verkleinertem Magen und einer Verkürzung der Dünndarmpassage wird die Resorptionsfläche verkleinert. Je nach Bypass-Typ liegt das verbleibende Fassungsvermögen des Restmagens (Pouch) zwischen 20 bis 100 Millilitern.

Durch den verkürzten Darm wird die Nahrung nur noch eingeschränkt aufgenommen. Die herabgesetzte Aufnahme der Nährstoffe aus dem Darm betrifft vor allem Fette und Eiweiße. Zudem wird die Abgabe von Hormonen aus der Bauchspeicheldrüse, dem Magen und dem Dünndarm beeinflusst, wodurch Patient:innen ein verbessertes Sättigungsgefühl haben und mehr Insulin ausgeschüttet wird. Insulin ist das Hormon der Bauchspeicheldrüse, das den Blutzuckerspiegel reguliert.

Du hast alles versucht, aber nichts hat geholfen.
Innerlich hast du dich deshalb bereits für eine Magenverkleinerung entschieden. Unsere Adipositas-Experten beraten dich zu möglichen Optionen.

Für wen ist eine Magenbypass-Operation geeignet?

„Ein Magenbypass wird vor allem bei jungen Adipositas-Patientinnen und Patienten durchgeführt. Das gilt insbesondere dann, wenn die Betroffenen Diabetes Typ II haben oder oder unter einer Refluxkrankheit leiden", sagt MUDr. Karel Pacholik, Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Adipositaschirurgie an den Helios Weißeritztal-Kliniken.

Hierbei ist wichtig, dass eine Indikation für eine bariatrische Operation gegeben ist. "Diese besteht formal ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 40 sowie ab einem BMI von 35, wenn bereits übergewichtsbedingte Begleiterkrankungen vorliegen und wenn andere konservative Maßnahmen bereits erschöpft sind", erklärt der Mediziner. 

Entscheidende Faktoren für eine Operation sind zudem, dass die Patient:innen dauerhaft ihr Ess- und Ernährungsverhalten ändern, einen gesunden Lebensstil einhalten und insgesamt ihre gesundheitliche Situation verbessern wollen. 

Helios Klinikum Freital

Funktionsoberarzt

Ein Magenbypass eignet sich insbesondere für die Patientinnnen und Patienten mit Diabetes Typ II.  

Für wen ist ein Magenbypass nicht geeignet?

Nicht jede/r kann einen Bypass in der Adipositas-Chirurgie erhalten. Verschiedene körperliche und psychische Erkrankungen sprechen dagegen. Dazu zählen unter anderem Fehlbildungen am MagenMagengeschwüre sowie Suchterkrankungen und unbehandelte Essstörungen.

  

Vorteile eines Magenbypasses

Lesen Sie, wann der Einsatz eines Magenbypasses sinnvoll sein kann.

Gewichtsreduktion

Durch den Bypass verlieren die Patient:innen viel Gewicht. Denn der späte Kontakt von Nahrung und Verdauungssäften führt dazu, dass die Nährstoffe nur noch zu einem Bruchteil vom Darm aufgenommen werden. Der Rest der Nährstoffe wird über den Darm ausgeschieden. 

„Der sogenannte Excess Weight Loss, also der Verlust an Übergewicht, nach einem Magenbypass liegt bei bis zu 50 Prozent im ersten Jahr", sagt MUDr. Pacholik. 

Dabei erstreckt sich der Gewichtsverlust über einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren. Nach zehn Jahren ist mit keiner weiteren Gewichtsreduktion zu rechnen. Dennoch ist ein Magenbypass auch dann noch wirksam.

Blutzuckerspiegel stabilisieren 

Auch die hormonellen Veränderungen durch den Magenbypass wirken sich positiv aus. So kann sich der durch das Übergewicht verursachte Diabetes zurückbilden. Die Magenbypass-Operation kann den Blutzuckerspiegel senken und sogar nachhaltig normalisieren. Deswegen eignet sich der Eingriff vor allem für junge Adipositas-Patient:innen mit Diabetes.

Geringere Nahrungsaufnahme

Durch das verkleinerte Fassungsvermögen des Roux-Y-Magenbypasses oder des Mini-Bypasses verringert sich die Nahrungsmenge, die bei einer Mahlzeit aufgenommen werden kann. 

Verbesserung von Begleiterkrankungen

Bei vielen Patient:innen sinkt nicht nur das Gewicht. Auch adipositasbedingte Begleiterscheinungen verringern sich. Dazu zählen zum Beispiel Atemstörungen beim Schlafen (Schlafapnoe) oder Sodbrennen. Zudem kann sich der Blutdruck stabilisieren und das Risiko eines Herzinfarktes sinkt.

   

Nachteile eines Magenbypasses

Lesen Sie welche Nachteile, Risiken und mögliche Nebenwirkungen eine Magenbypass-Operation haben kann.

Erhöhtes Komplikationsrisiko

Menschen, die eine Bypass-Operation des Magens benötigen, leiden meist unter weiteren Begleiterkrankungen, wodurch sich das Risiko von Komplikationen erhöht.

Begrenzte Nährstoffzufuhr

Aufgrund der verkürzten Darmstrecke gehen lebenswichtige Nährstoffe, wie Vitamine, Eiweiß, Mineralstoffe und Spurenelemente, verloren, da sie nicht vom Körper aufgenommen, sondern wieder ausgeschieden werden. Bypass-Patient:innen benötigen deswegen eine lebenslange Nachsorge und Kontrolle, um unter Umständen lebensgefährlichen Mangelsyndromen vorzubeugen. Möglicherweise müssen Nahrungsergänzungsmittel in Absprache mit Ärzt:innen genommen werden.

Postoperative Komplikationen

Nach der Operation kann das sogenannte Dumping-Syndrom auftreten. Operierte Patient:innen vertragen dann keine stark zucker- oder fetthaltige Nahrung mehr. In Verbindung mit diesen Nahrungsmitteln kommt es zu Übelkeit, Schwindel und Durchfall.

Für einen effektiven Gewichtsverlust sollten Menschen mit Magenbypass allerdings generell auf eine zucker- und fetthaltige Nahrung verzichten. 

Du hast alles versucht, aber nichts hat geholfen.
Innerlich hast du dich deshalb bereits für eine Magenverkleinerung entschieden. Unsere Adipositas-Experten beraten dich zu möglichen Optionen.

Wie läuft eine Magenbypass-OP ab?

Lesen Sie hier wichtige Informationen rund um die Operation eines Magenbypasses. 

Vor der Operation

Entsprechend der S-3-Leitlinie ist bei einem BMI von unter 50 vor jedem operativen Eingriff eine konservative Therapie durchzuführen. Ist diese erschöpft und erfolglos, können die Betroffenen einen Antrag auf einen metabolisch-chirurgischen Eingriff bei der Krankenkasse stellen. 

Die Operation

Der Eingriff wird laparoskopisch, also durch mehrere kleine Schnitte, durchgeführt. Dabei bilden Operateur:innen am Mageneingang einen kleinen Vormagen (Magenpouch). Nachdem mit einer ein bis zwei Meter langen Dünndarmschlinge ein Teil des Dünndarms von der Nahrungspassage ausgeschlossen wird, wird der Vormagen wieder mit dem Dünndarm verbunden. Die Operation dauert in der Regel 60 bis 90 Minuten

 

Nach der Operation

Nach dem Eingriff kommen Patient:innen auf die Normalstation. Dort darf die Person sofort in kleinen Schlucken trinken und sollte in Begleitung aufstehen.

In den Tagen nach der Operation folgen der Kostaufbau, die weitere Mobilisation sowie eine Ernährungsberatung. Nach durchschnittlich drei bis vier Tagen dürfen die Patient:innen das Krankenhaus verlassen. Voraussetzung ist, dass sie eine Flüssigkeitsmenge von 1,5 Litern pro Tag trinken können. Bei ihrer Entlassung erhalten die Betroffenen einen Nachsorgetermin in der Adipositas-Sprechstunde und werden darauf hingewiesen, sich bei ihrer/ihrem Hausärzt:in vorzustellen. Um den Erfolg der Operation zu sichern, ist es wichtig, dass Nachsorge-Termine wahrgenommen und das Ernährungsverhalten angepasst werden. Besuche in der Adipositas-Sprechstunde sowie bei Diätassistent:innen können dabei helfen.

Wie wird ein Mini-Bypass eingesetzt?

Im Vergleich zum Magenbypass ist die Magentasche (Pouch) beim Mini-Bypass länglich geformt. Der Pouch wird mit dem Dünndarm verbunden, allerdings sehr viel weiter unten als beim Magen-Bypass. So werden 150 bis 200 Zentimeter Dünndarm von der Nahrungsmittelaufnahme ausgeschaltet.

Zwar gilt der Magenbypass noch immer als Standardtherapie, doch die Mini-Bypass-Operation gewinnt zunehmend an Bedeutung. Von Vorteil ist unter anderem, dass nur eine Nahtverbindung (Anastomose) durchgeführt werden muss. Dies ist hilfreich, wenn der Raum im Bauch eingeschränkt ist, beispielsweise bei einer vergrößerten Leber (Fettleber). Allerdings liegen hierbei noch keine wissenschaftlich belastbaren Langzeitdaten vor. 

Die Wirkung des Mini-Bypass

Der Hauptmechanismus der Gewichtsreduktion ist die Verkürzung des nährstoffaufnehmenden Dünndarmes um 150 bis 200 Zentimeter. Zum anderen kommt es zu einer gewissen Fettverdauungsstörung. Bei Begleiterkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 2, wird ebenfalls ein positiver Effekt beobachtet. Der Diabetes wird beim Mini-Bypass ebenso positiv beeinflusst, wie beim Roux-Y-Magen-Bypass.

Eine begleitende Veränderung des Lebensstils und die regelmäßige Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen sind, wie beim Roux-Y-Magenbypass und beim Schlauchmagen, essentiell für einen langfristigen Erfolg.

   

Was darf man nach einem Magenbypass nicht mehr essen?

Mit einem Magenbypass können Patientinnen und Patienten deutlich weniger Nahrung aufnehmen, weil das Magenreservoir fehlt. In Maßen darf alles verzehrt werden. "Allerdings sollten Personen mit Magenbypass auf sehr zuckerhaltige Ernährung verzichten, da  sonst das sogenannte Früh- sowie Spätdumping-Syndrom eintreten kann", sagt der Experte. Darunter wird eine Sturzentleerung des Magens verstanden, die unter anderem mit krampfartigen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall einhergehen kann. 

  

Inwieweit unterscheiden sich Magenbypass und Schlauchmagen?

"Es sind ganz unterschiedliche Verfahren, die zur Gewichtreduktion führen sollen. Mit einem Schlauchmagen wird lediglich das Fassungsvermögen des Magens verringert. Der Magen kann nicht mehr so viel Nahrung auf einmal aufnehmen, wie früher", sagt der Arzt.

Darüber hinaus ändert sich die Wirkung des im Magen hergestellten Hormons (Ghrelin) – auch Heiß-Hunger-Hormon genannt. Dadurch kommt es zur Senkung des Appetits. Wichtig zu wissen ist, dass der Verdauungsweg unverändert bleibt und alles, was gegessen beziehungsweise getrunken wird, auch normal aufgenommen wird. 

"Ein Magenbypass beeinflusst bereits die Aufnahme der Nahrung, weil für die Ernährung so etwas, wie eine Umleitung hergestellt wird und dadurch der Aufnahmeweg deutlich geringer ist", erklärt MUDr. Pacholik. Aus diesem Grund kann es zu Mangelerscheinungen (Vitamine, Eiweiß, Spurelemente) kommen. Um solchen Mangelerscheinungen vorzubeugen, sind regelmäßige Kontrollen wichtig. 

   

Wie lange kann man mit Magenbypass leben?

"Die Lebenserwartung ist deutlich länger, als ohne den Bypass", weiß der Experte. Eine kontinuierliche Gewichtreduktion und lebenslange Kontrolluntersuchungen spielen dabei eine wesentliche Rolle. 

Was kostet eine Magen-Bypass-Operation? 

Bei einem Magen-Bypass handelt es sich nicht um eine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Wenn die Voraussetzungen für den Eingriff erfüllt werden, übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten. Im Adipositaszentrum erhalten Patientinnen und Patienten alle wichtigen Informationen dazu.

Wer den Eingriff als Selbstzahlerleistung in Anspruch nehmen möchte, sollte sich im Vorfeld ebenfalls im Adipositaszentrum ausführlich beraten lassen, um mehr über den Behandlungsaufwand und etwaige Folgekosten zu erfahren.

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