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Magenballon: Hilfe bei starker Adipositas

Der Magenballon ist eine nicht-operative Methode zur Behandlung stark adipöser Patientinnen und Patienten. Wie wird der Ballon eingesetzt? Und wie hilft er konkret beim Abnehmen? Lesen Sie mehr dazu.  

 

Was ist ein Magenballon?

Ein Magenballon ist ein Hilfsmittel zur Therapie der Adipositas. „Ein Silikonballon wird meist unter Kontrolle einer Magenspiegelung in den Magen eingelegt und anschließend mit blaugefärbtem Wasser gefüllt“, erklärt Dr. Kristina Lenz, Oberärztin und Leitung des Adipositaszentrums an den Helios Kliniken Schwerin. Der Effekt ist restriktiv, das heißt der Ballon reduziert die Portionsgrößen der Nahrung, da er im Magen Platz einnimmt.

Wie wird ein Magenballon eingesetzt?

Im Gegensatz zu anderen Verfahren aus dem Bereich der Adipositas-Chirurgie zeichnet sich der Magenballon dadurch aus, dass keine operativen Risiken und Narben entstehen, da er direkt durch die Speiseröhre in den Magen eingeführt wird. In einem ambulanten Eingriff (Gastroskopie) wird der Magenballon endoskopisch in den Magen eingeführt. Anschließend wird dieser Ballon mit einer Kochsalzlösung (500 bis 700 Milliliter) befüllt. Dadurch wird der Magen zu einem Großteil gefüllt und hat somit ein niedrigeres Fassungsvolumen, sodass die/der Patient:in schnell ein Sättigungsgefühl entwickelt.

Der Ballon bleibt in der Regel für sechs Monate im Körper und wird danach entfernt. Die/der Patient:in ist während des ganzen Eingriffes sediert (wach, aber kein Schmerzempfinden). 

Welche Vorteile hat ein Magenballon?

Die Einlage des Magenballons erfolgt endoskopisch - also ohne eine Operation -  und kann jederzeit wieder vollständig rückgängig gemacht werden durch die Entfernung des Ballons. Er hilft dabei, eine schnellere Sättigung nach Mahlzeiten zu erreichen und damit die Gewichtsreduktion zu unterstützen. Die Expertin weiß: „Die neuen Modelle können bis zu zwölf Monate im Patienten verbleiben.“ Die Magensäure greift das Material an. Deshalb wird ein Magenballon in der Regel nach sechs bis zwölf Monaten wieder entfernt.

Welche Nachteile hat ein Magenballon?

Für die Einlage bei Hochrisikopatienten ist häufig eine kurze Narkose erforderlich, um eine sichere Situation zu gewährleisten. Der Ballon ist ein zeitlich begrenztes Verfahren. Die Krankheit Adipositas ist jedoch eine lebenslange Krankheit, die eine lebenslange Therapie erfordert. „Viele Patientinnen und Patienten benötigen daher eine weitere operative Maßnahme als dauerhafte Unterstützung im Verlauf, sodass der Ballon ein wertvoller Teilaspekt der Therapie, aber selten ‚die Lösung‘ ist“, erklärt Dr. Lenz.

Für wen ist ein Magenballon geeignet?

„Die Behandlung mit dem Magenballon führen wir nur bei extrem übergewichtigen Patientinnen und Patienten mit einem Body-Mass-Index ab 35 als Vorbereitung auf eine gewichtsreduzierende Operation durch“, sagt die Medizinerin.

Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken steigt ab einem BMI von 30 für Frauen um 13% und für Männer um 23%.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Wie läuft eine Magenballon-Operation ab?

Vor der Operation

Bevor eine Magenballon-Implantation in Betracht kommt, müssen bestimmte Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie erfüllt sein. Dazu zählen unter anderem die Teilnahme an Ernährungs-, Bewegungs-, und Verhaltenstherapie sowie der Nachweis, dass andere Methoden erfolglos waren und das Übergewicht schon seit Jahren besteht. Darüber hinaus müssen medizinische Untersuchungen stattgefunden haben, die andere Ursachen der Adipositas ausschließen.

Die Vorbereitung im Vorfeld des Eingriffs dauert meist sechs Monate. Standardmäßig werden eine Gastroskopie (Magenspiegelung), ein Ultraschall des Bauches, ein Screening auf das Schlafapnoesyndrom und eine komplexe Labor- einschließlich Hormondiagnostik durchgeführt.

„Zudem werden alle Patientinnen und Patienten psychologisch untersucht", betont Dr. Lenz, da bestimmte körperliche und psychische Erkrankungen gegen einen Magenballon sprechen. Dazu zählen etwa Fehlbildungen am Magen, Magengeschwüre sowie Suchterkrankungen oder unbehandelte Essstörungen.

Während der Operation

Die Einlage des Magenballons erfolgt meist unter Kontrolle durch eine Magenspiegelung, damit der Ballon am Ende korrekt platziert ist. Die Medizinerin erklärt: „Da der Ballon in der Regel bei Hochrisikopatienten zum Einsatz kommt, führen wir dies meist in der für die Patienten sichersten Umgebung im OP in Narkose durch. Zunächst erfolgt eine erneute kurze Sicht in den Magen, um aktuelle Kontraindikationen, wie zum Beispiel ein akutes Geschwür oder eine Blutung auszuschließen.“

Dann wird der Ballon in den Magen eingebracht und mit zirka 600 Milliliter Wasser aufgefüllt über den am Ballon angebrachten Katheter. Nach dem Füllen kann der Katheter abgekoppelt werden. Dann wird die Lage durch die Endoskopie abschließend kontrolliert, um eine Lage vor dem Magenausgang auszuschließen. Das Wasser im Ballon ist blau eingefärbt, um eine Leckage (Loch oder Undichtigkeit) umgehend feststellen zu können und den Ballon dann mit einer erneuten Magenspiegelung entfernen zu können.

Nach der Operation

Die Verträglichkeit des Magenballons ist sehr unterschiedlich. „Alle Patienten bleiben wenige Tage stationär, da die Gewöhnung an den Ballon manchmal Zeit braucht, bis das Essen und Trinken wieder wie gewohnt möglich ist. Wir machen nach dem Ballon den Kostaufbau wie bei jeder Adipositas-Operation mit zunächst flüssiger und dann Breikost“, berichtet Dr. Lenz. Bei allen Patientinnen und Patienten erfolgen Nachsorgeuntersuchungen. Nach sechs bis zwölf Monaten wird der Ballon in einer erneuten Magenspiegelung wieder entfernt.

Was darf man alles essen mit einem Magenballon?

Das Ziel jeder Adipositas-Therapie ist das Erlernen einer dauerhaften gesunden Ernährung. Direkt nach der Operation dürfen die Patientinnen und Patienten nur trinken. Am zweiten Tag nach der OP stehen Joghurt, Suppe und Babynahrung auf dem Speiseplan.

Wie viel Kilo nimmt man bei einem Magenballon ab?

Das ist ganz unterschiedlich und hängt davon ab, wie der Patient die gelernten Verhaltensänderungen bezüglich der Nahrungsaufnahme sowie Bewegung in seinen Alltag übernehmen kann. Der Magenballon ist nur ein Hilfsmittel, die Krankheit Adipositas selbst besser zu kontrollieren. Dr. Lenz berichtet: „Unsere Patienten nehmen in der Regel 20 bis 40 Kilogramm mit dem Ballon ab.“

Wie sinnvoll ist ein Magenballon?

Da der Magenballon ein rein restriktives Verfahren. Restriktive Verfahren schränken die Nahrungsaufnahme durch ein verringertes Magenvolumen ein. „Da das Magenvolumen bei jedem Patienten unterschiedlich, ist auch der Effekt verschieden, den die Patienten spüren“, erklärt die Medizinerin. Süße und fettige vor allem flüssige Speisen werden kaum beeinträchtigt, hier ist der Patient gefordert mit seiner Ernährungsumstellung. Das Krankheitsbild Adipositas begleitet Betroffene meist lebenslang.

Der Ballon verbleibt maximal zwölf Monate im Körper, danach braucht es dann meist eine alternative Maßnahme als Unterstützung, sonst nehmen die meisten Patienten das verlorene Gewicht wieder zu“, sagt die Expertin. Deshalb kann ein Magenballon vor allem als Teilschritt der Therapie und selten als alleinige Maßnahme angesehen werden. Dr. Lenz erklärt: „Dies hat sich aber gerade bei psychischen Vorerkrankungen oder sehr schweren Patienten bewährt.“

Welche Risiken gibt es?

Viele Patient:innen verspüren nach dem Eingriff Übelkeit und zum Teil massive Bauchschmerzen, die auch über mehrere Tage hinweg andauern können. Das Risiko für die Entstehung von Magengeschwüren ist erhöht. Es kann außerdem zu einem enormen Flüssigkeitsdefizit (Dehydratation) und zu Elektrolytverschiebungen (Konzentration bestimmter Elektrolyte ist zu hoch oder zu niedrig) kommen. 

Außerdem kann der Magenballon platzen. Passiert dies verfärbt sich der Urin grün, da die Kochsalzlösung mit einem Farbstoff (Methylenblau) versehen ist. In diesem Fall muss der behandelnde Arzt aufgesucht werden. Dr. Lenz berichtet: „Alle Patienten werden über die Grünfärbung des Urins aufgeklärt, die früh vor einem Platzen des Ballons warnt. In solchen Fällen ist eine normale Entfernung mittels Magenspiegelung möglich, die den Transport in den Darm mit einem möglichen Darmverschluss verhindert.“

Wird der Magenballon von der Krankenkasse bezahlt?

Der Magenballon ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten werden in der Regel jedoch übernommen, wenn Patientinnen und Patienten die medizinischen Voraussetzungen erfüllen. Hierzu sollten Sie sich im Vorfeld sowohl bei Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten als auch bei der Krankenkasse informieren.

Wer sich für den Magenballon als Selbstzahlerleistung entscheidet, sollte sich ausführlich in einem Adipositaszentrum beraten lassen. Dort können Sie sich auch über den Behandlungsaufwand und mögliche anfallende Folgekosten bei möglichen (späteren) Komplikationen informieren.

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