Was ist Mangelernährung?
Bei einer Mangelernährung fehlen Energie und Nährstoffe, insbesondere Eiweiß, welche sonst über die Nahrung aufgenommen werden. Die Körperzusammensetzung verändert sich messbar und führt zu weitreichenden Störungen auf körperlicher und mentaler Ebene.
Dr. Andreas Reichel, Chefarzt der Diabetologie an den Helios Weißeritztal-Kliniken, warnt: „Der Protein- und Nährstoffmangel schwächt das Immunsystem, verzögert die Wundheilung und die Gefahr von Infektionen steigt. Chronische Mangelernährung ist für die stationäre Pflege eine komplexe Herausforderung. Eine verringerte Reaktionsfähigkeit als weitere Folgewirkung erhöht das Risiko für Stürze und damit verbundene Verletzungen.“
Somit verschlechtert sich nachweislich die Prognose als auch der klinische Krankheitsverlauf. Eine geeignete Ernährungstherapie kann helfen.
Wen trifft es besonders?
Risikogruppen sind vor allem Menschen in fortgeschrittenem Alter (56 Prozent), Patient:innen mit Tumorerkrankungen (38 Prozent) und/oder mit großen chirurgischen Eingriffen (33 Prozent) sowie Patient:innen mit Grunderkrankungen des Verdauungstraktes.
Was sind die Ursachen?
Die Auslöser für einen Eiweiß- und/oder Energiemangel sind verschieden. Häufig ist die verminderte Nahrungsaufnahme (auch durch häufige Nüchternphasen während eines Aufenthaltes im Krankenhaus) eine Ursache.
Viele Erkrankungen lassen den Energie-und Nährstoffbedarf aber auch stark ansteigen, so benötigen besonders krebskranke Menschen ein Vielfaches mehr an Energie und Eiweiß.
Auch Erkrankungen im Verdauungstrakt können für eine gestörte Aufnahme notwendiger Stoffe sorgen. Nicht zu vergessen sind adipöse Patientinnen und Patienten, die durch jahrelange Fehlernährung auch Mängel aufweisen beziehungsweise nach einer Magenverkleinerung schnell in eine Eiweißmangelsituation geraten können.
Was kann man tun?
In den Helios Kliniken steht ein System zur Früherkennung einer Mangelernährung zur Verfügung, bei dem unter anderem das Gewicht, ein Gewichtsverlust und die zugrundeliegende Erkrankung betrachtet werden, um Maßnahmen zur Genesung abzuleiten. Betroffen sind derzeit circa 25 Prozent aller Patient:innen, die in ein Akutkrankenhaus eingewiesen werden.
„Wir prüfen zunächst alle Faktoren, die das Essen und Trinken des Patienten beeinflussen und erstellen einen Plan über die optimierte Energie-und Nährstoffzufuhr. Auch der Einsatz einer Trinknahrung oder spezieller Zusätze, sogenannte Supplemente, spielen dabei eine Rolle. Im Vordergrund steht bei uns immer die individuelle Ernährungsberatung mit dem Patienten oder dessen Angehörigen“, sagt Peggy Schöne, Diätassistentin in den Helios Weißeritztal-Kliniken.
Im Rahmen der Ernährungstherapie gibt zusätzlich eine Messung der Körperzusammensetzung mit einer speziell dafür ausgelegten Körperwaage Aufschluss über den Fett-, Muskel- und Wasseranteil im Körper. Zusammen mit den Laborwerten ergibt sich ein konkretes Bild zur vorliegenden Mangelsituation.
Durch eine gut geführte Ernährungstherapie kann die Komplikationsrate gesenkt, die Liegezeit verkürzt und die Sterblichkeit deutlich vermindert werden kann.