Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?
Die Mitralklappe besteht aus zwei Klappensegeln, einem hinteren und einem vorderen, die an einem Ring aus Bindegewebe aufgehängt sind. Zusätzlich sind beide Klappensegel mit dem Herzmuskel durch feine Fäden verbunden, welche die Funktion der Herzklappe unterstützen.
Die Mitralklappe verbindet die linke Vorkammer mit der linken Hauptkammer des Herzens. Über die Mitralklappe gelangt das Blut aus der Lunge zur linken Hauptkammer des Herzens, von der es mit jedem Herzschlag in den Körper ausgetrieben wird. Die Mitralklappe verhindert, dass das Blut bei jedem Herzschlag zurück in die Lunge fließt.
Ist die Mitralklappe undicht und das Blut strömt mit jedem Herzschlag zurück in die Lunge, spricht man von einer Mitralklappeninsuffizienz. Öffnet sich die Klappe nicht mehr richtig und führt zu einem Blutstau vor der Mitralklappe, spricht man von einer Mitralklappenstenose.
Sowohl eine Mitralklappeninsuffizienz, als auch eine Mitralklappenstenose, können zu Atemnot, Abgeschlagenheit, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen oder auch Schwellungen der Beine führen. Eine Mitralklappeninsuffizienz kann in einem frühen Krankheitsstadium auch ohne Symptome vorliegen.
Mitralklappeninsuffizienz
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Mitralklappeninsuffizienz finden Sie hier.
Die Mitralklappeninsuffizienz ist die häufigste Mitralklappenerkrankung in Deutschland. In den meisten Fällen ist die Ursache der Erkrankung eine Dehnung des Bindegewebsrings oder ein Abriss der feinen Fäden der Mitralklappe. Weiterhin kann eine Erkrankung des Herzmuskels die Position der Klappensegel verändern und so zu einer Mitralklappeninsuffizienz führen. Eine Mitralklappeninsuffizienz kann in 95 Prozent der Fälle durch eine Reparatur, auch Rekonstruktion genannt, behandelt werden.
Wurde eine Mitralklappeninsuffizienz diagnostiziert und eine Operation empfohlen, führen wir nochmals eine ausführliche Untersuchung mittels Ultraschall oder Schluckultraschall durch.
Anschließend erfolgt eine Bewertung, ob Ihre Mitralklappe repariert (Mitralklappenrekonstruktion) werden kann. Dies ist in den meisten Fällen möglich und erfolgt durch eine minimalinvasive Operation („Schlüssellochtechnik“).
Ihre Operateurin oder Ihr Operateur entscheidet nach verschiedenen Untersuchungen und Befragungen individuell, welche Reparaturmethode zur Anwendung kommen kann.
Am Tag der Aufnahme auf der Normalstation befragen wir Sie ausführlich, führen eine Prüfung Ihrer Unterlagen durch ebenso wie noch weitere notwendige Untersuchungen, zum Beispiel Blutuntersuchung, Röntgen oder Ultraschall.
Wenn alle Unterlagen und Untersuchungen vollständig sind, sprechen die/der Operateur:in und Narkoseärzt:in mit Ihnen über die notwendige Operation.
Die Operation findet am folgenden Tag statt und erfolgt in Vollnarkose. Der Zugang zur Mitralklappe erfolgt standardmäßig über einen kleinen Schnitt an der rechten Seite des Brustkorbs. Dann wird das Herz mit der Herz-Lungen-Maschine verbunden und stillgelegt. Die Herz-Lungen-Maschine wird über die rechte Leiste angeschlossen.
Bei einer Mitralklappenrekonstruktion wird die natürliche Geometrie der Mitralklappe wiederhergestellt. Dafür werden meist ein künstlicher Ring sowie künstliche Sehnenfäden eingenäht. Nach erfolgreicher Testung der Mitralklappenfunktion wird die Herz-Lungen-Maschine entfernt und die Haut sorgfältig verschlossen.
Im Aufwachraum wachen Sie danach wieder aus der Narkose auf. In den darauffolgenden 24 Stunden werden Sie auf einer unserer Wachstationen (Intermediate Care) überwacht.
Im Anschluss können wir Sie in der Regel auf eine Normalstation verlegen. Die Aufenthaltsdauer beträgt in den meisten Fällen fünf bis sieben Tage.
Ist nur die Mitralklappe von einer Erkrankung betroffen, führen wir die Operation bei uns im Herzzentrum Leipzig ausschließlich über einen schonenden, minimalinvasiven Zugang über die rechte Brustseite durch („Schlüssellochtechnik“).
In sehr seltenen Fällen kann die Operation nur durch die Eröffnung des Brustbeins erfolgen, zum Beispiel, wenn frühere Verletzungen oder Erkrankungen der rechten Lunge vorliegen oder bei Ihnen ein zusätzlicher Eingriff am Herzen nötig ist.
Für Patient: innen mit einem sehr hohen Risiko für eine Operation kann die Mitralklappensuffizienz durch eine kathetergestützte Mitralklappenrekonstruktion erfolgen. Hierbei wird über einen kathetergestützten Zugang über die rechte Leiste das vordere mit dem hinteren Mitralklappensegel zusammengeheftet und so die Undichtigkeit behandelt. In vielen Fällen ist die komplette Beseitigung der Undichtigkeit leider nicht möglich. Ein erneutes Auftreten einer Undichtigkeit wird daher ebenfalls beobachtet. Diese Therapie eignet sich zur Behandlung von Symptomen. Das Verfahren wird durch ein Herzteam, bestehend aus Herzchirurg:innen und Kardiolog:innen, durch unsere eigene Abteilung für strukturelle Herzerkrankungen durchgeführt.
In diesem Text lesen Sie mehr zum Mitralklappen-Clipping.
Mitralklappenstenose
Eine Mitralklappenstenose ist selten und kann meist nur durch die Implantation einer künstlichen Herzklappe – entweder einer biologischen oder einer mechanischen Herzklappe – behandelt werden.
Eine Mitralklappenstenose kann vorübergehend mittels einer Dehnung der Mitralklappensegel durch einen Ballon (Ballonvalvuloplastik) behandelt werden. Allerdings sind bei der Verengung der Mitralklappe meist beide Mitralklappensegel so verändert, dass die gesamte Mitralklappe durch eine biologische oder mechanische Mitralklappe ersetzt wird.
Ihre Operateur:innen besprechen mit Ihnen die Vor- und Nachteile der jeweiligen künstlichen Herzklappe und welche Behandlung empfohlen ist. Gemeinsam entscheiden Sie, welcher Klappentyp bei Ihnen implantiert wird.
Die Mitralklappenoperation hilft, die Funktion der Herzklappe und des Herzens wiederherzustellen. Die Mitralklappenrekonstruktion zählt heute zu den sichersten Operationen an Herzklappen.
Das Operationsrisiko wird durch Ihr Lebensalter, Ihre körperliche Verfassung, das Vorliegen von Begleiterkrankungen sowie die Dringlichkeit der Operation (Notfalloperation oder geplante Operation) beeinflusst. Alle Risiken besprechen die Operateur:innen mit Ihnen individuell in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch.