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Multimodale Schmerztherapie erklärt

Die multimodale Schmerztherapie richtet sich an Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen, die durch viel Aktivität und gezielte therapeutische Maßnahmen lernen möchten, ihr Schmerzerleben zu verringern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Wie funktioniert sie?

Physiotherapie im Treppenhaus

Was bedeutet multimodale Schmerztherapie?

Die multimodale Schmerztherapie ist ein Konzept, bei dem Ärzt:innen und Therapeut:innen verschiedener Bereiche Hand in Hand zusammenarbeiten, um chronische Schmerzen zu behandeln.

Für die Patient:innen werden individuelle Therapieziele vereinbart und alle Beteiligten verfolgen diese Ziele mit ihren eingeleiteten Maßnahmen.

Die Grundlage für die Therapie basiert auf dem biopsychosozialen Modell der Schmerzentstehung und der Berücksichtigung von Chronifizierungsfaktoren.

Behandelt werden unter anderem Patient:innen mit Kopf- und Gesichtsschmerzen, neuropathischen Schmerzen, chronischen Rückenschmerzen, Schmerzen des Bewegungssystems und Ganzkörperschmerzen (Fibromyalgie).

Die multimodale Schmerztherapie kombiniert verschiedene Therapieeinheiten über einen festgelegten Zeitraum. Schwerpunkte sind die aktivierende Physiotherapie und psychologische Verfahren. Neben Einzel- und Gruppenangeboten werden Selbstbehandlungsmaßnahmen und Entspannungstechniken vermittelt, die Sie in Ihrem Alltag anwenden können.

Welche Schmerzbeschwerden können behandelt werden?

  • Rückenschmerzen und Schmerzen des Stütz- und Bewegungsapparates (sowohl im Akutstadium als auch im chronischen Stadium)
  • Schmerzen, welche vom sympathischen Nervensystem unterhalten werden (zum Beispiel CRPS: komplexes regionales Schmerzsyndrom)
  • neuropathische Schmerzen (Polyneuropathie, Phantomschmerz)
  • Neuralgien an Kopf, Rumpf und Extremitäten (Zosterneuralgie, Trigeminusneuralgie)
  • Schmerzen nach Polioinfektion
  • Kopf- und Gesichtsschmerzen (Trigeminusneuralgie, Migräne, Spannungs-, Clusterkopfschmerz)
  • Schmerzen bei Durchblutungsstörungen oder nach einem Schlaganfall
  • Schmerzen bei gutartigen und bösartigen Tumoren
  • Eingeweideschmerzen (viszerale Schmerzen)
  • Schmerzen bei psychiatrischen und psychologischen Krankheiten
  • Schmerzen nach Operationen oder Unfällen
  • Schmerzen durch unsachgemäßen Medikamentengebrauch

Wann ist eine stationäre Therapie möglich?

Für die stationäre Multimodale Schmerztherapie ist das Vorhandensein von drei der folgenden fünf Kriterien von den Krankenkassen gefordert:

  • anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen des Bewegungssystems
  • bereits durchgeführte Behandlung wegen chronischer Schmerzen waren nicht erfolgreich
  • deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität/Arbeitsfähigkeit
  • Medikamentenabhängigkeit oder -missbrauch
  • psychische Faktoren, die die Schmerzen verstärken
  • gravierende körperliche Erkrankung, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Nierenerkrankung, Herzrhythmusstörungen

Was sind Ziele einer Multimodalen Schmerztherapie?

An folgenden Zielen können wir gemeinsam arbeiten:

  • Verringerung Ihrer Schmerzen
  • Steigerung von Fitness, Belastbarkeit, Koordination und Körperwahrnehmung
  • Aufbau von Vertrauen in die eigene Bewegungs- und Leistungsfähigkeit, Bewegungsangst verringern
  • Eigenverantwortlicher Umgang mit dem Schmerz, Besserung der Schmerzerträglichkeit, positive Schmerzbewältigung
  • Erkennen und Verändern von Situationen, Verhaltensweisen und Gedanken, die Schmerzen auslösen oder verstärken
  • Motivation zur Aktivität und zum Fortführen erlernter Techniken im Alltag
  • Steigerung Ihrer Lebensfreude und Lebensqualität
  • Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit

Wie lange dauert die Behandlung?

Bei unserem vorbereitenden Gespräch beraten wir Sie gerne über die von uns empfohlene Behandlungsdauer für Sie. Wir bieten Programme von 7 bis 14 Behandlungstagen an. Dazwischen liegen jeweils Ruhetage zur Stabilisierung und Festigung des Erlernten, sodass ein Gesamtaufenthalt bei uns zwischen 9 und 20 Tagen dauert.

Inhalte der Multimodalen Schmerztherapie

Zu Beginn unserer Multimodalen Schmerztherapie steht eine sorgfältige Schmerzdiagnostik. Wir untersuchen Sie umfassend und ausführlich ärztlich, psychologisch, ergo- und physiotherapeutisch und erstellen einen individuellen Behandlungsplan.

Die Behandlungen finden sowohl in der Gruppe als auch einzeln statt und werden von Ärzt:innen, Psycholog:innen, Physio- und Ergotherapeut:innen durchgeführt.

Informationsvermittlung: Damit Sie zum "Profi für Ihren Körper" werden, vermitteln wir Kenntnisse über Aufbau und Funktionsweise Ihres Körpers, Bewegungstechniken, Hintergründe akuter und chronischer Schmerzen sowie Zusammenhänge mit psychologischen und sozialen Faktoren.

Sport und Bewegung: In täglich durchgeführten Sportstunden können Sie wieder Freude und Spaß an der eigenen Bewegung erleben sowie Bewegungs- und Schmerzängste überwinden. Das Laufen mit und ohne Stöcke (Nordic Walking) – egal, bei welchem Wetter im Freien – dient zum Ausdauertraining und Leistungsaufbau.

Psychologie: Chronische Schmerzen werden durch Stress, Konflikte und Stimmungen beeinflusst und manchmal sogar dadurch ausgelöst. Gemeinsam mit Ihnen versuchen wir festzustellen, ob derartige Einflüsse bestehen und arbeiten dann daran, diese zu verändern. Wir wollen Ihnen Fertigkeiten und Kenntnisse vermitteln, die Sie in der Bewältigung des Alltags und der beruflichen Herausforderungen unterstützen können.

Körperwahrnehmung und Spannungsregulation: Damit die Umsetzung in den Alltag gut gelingt, erlernen Sie verschiedene Techniken zur Wahrnehmung ihres Körpers und Möglichkeiten, Anspannung im Alltag zu verringern

Alltags- und berufsbezogenes Training: Durch anhaltende Schmerzen werden Sie in Arbeits- und Alltagstätigkeiten stark beeinträchtigt. Spezielle alltagsbezogene Schwierigkeiten und Ängste werden thematisiert (nicht sitzen können, keine Treppen steigen können, nicht heben können). Wir werden mit Ihnen typische Bewegungen aus diesen Lebensbereichen wieder konkret trainieren und so reaktivieren.

Ärztliche Behandlung: Beim Einsatz von Medikamenten und Spritzenbehandlungen achten wir sehr genau darauf, dass der Nutzen nicht von Nebenwirkungen aufgehoben wird. Wir verfahren dabei immer nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Alternative Heilmethoden: Ergänzend können alternative Verfahren aus den Bereichen der Akupunktur, Neuraltherapie, Homöopathie und Naturheilverfahren zum Einsatz kommen. Sprechen Sie uns an, wenn Sie daran Interesse haben.

Während der täglichen Visiten haben Sie die Möglichkeit neue Erfahrungen und Erfolge, aber auch Schwierigkeiten und Probleme anzusprechen.

Wann ist eine Teilnahme nicht sinnvoll?

  • bei geringer körperlicher Belastbarkeit wie zum Beispiel schweren Atem-, Herz-, Kreislauferkrankungen
  • bei akuten Erkrankungen wie zum Beispiel Rückenschmerzen durch Tumore oder Entzündungen, Krebserkrankungen, frische Knochenbrüchen (bis vier Monate)
  • unmittelbar nach Operationen (bis drei Monate)
  • bei fehlender Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme an den Behandlungen
  • bei fehlender Motivation zur Veränderung
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