Was sind Narben?
Narbenbildung ist die natürliche Wiederherstellungsfunktion des menschlichen Organismus nach Verletzungen, Unfällen oder Operationen. Jedoch verläuft sie je nach Genetik und Pflege hochindividuell und nicht immer optimal.
Befinden sich Narben an sichtbaren Körperstellen und entsprechen nicht den ästhetischen Vorstellungen, so werden sie als belastend und störend empfunden. Darüber hinaus neigen Narben dazu, sich zu verkürzen oder zu schrumpfen und können sogenannte Narbenkontrakturen ausbilden. Insbesondere wenn sie über Gelenken lokalisiert sind, können starke Funktionseinschränkungen entstehen.
Wie werden Narben korrigiert?
Bei unkomplizierten und noch frischen Narben reicht oft eine konservative Behandlung wie die Anwendung spezieller Salben, Narbenmassage, Silikonpflaster, Kältebehandlungen oder spezielle Cortison-Infiltrationen.
Viele Narben müssen jedoch operativ korrigiert werden, insbesondere bei:
- Schrumpfungs- oder Spannungstendenzen mit daraus folgender Wachstums- oder Beweglichkeitsstörung,
- erhöhter Verletzlichkeit eines Narbenareals,
- übermäßiger Narbenbildung (sogenannte „hypertrophe Narbe“ oder Keloidneigung)
- tiefen Einziehungen, Verbreiterungen oder stigmatisierenden Verfärbungen.
Insbesondere bei spontanen Veränderungen in alten Narbenarealen ist auch immer an eine bösartige Entartung zu denken (Narbenkarzinom) und diese entsprechend auszuschließen.
Das Ergebnis einer operativen Narbentherapie ist in erster Linie von Art, Größe und Verlauf sowie wie vor allem von der individuellen Wundheilung abhängig. Weitere wichtige Faktoren sind die postoperative Schonung und eine konsequente Narbenpflege.
Welche Verfahren gibt es?
Meistens können Narbenkorrekturen ambulant und auch in lokaler Betäubung durchgeführt werden, nur bei größeren operativen Eingriffen ist ein kurzstationärer Aufenthalt erforderlich. Das für die Patient:innen optimale Narkoseverfahren (lokale Betäubung, Dämmerschlaf, Vollnarkose) wird individuell mit den Kolleg:innen der Anästhesie besprochen.
In unkomplizierten Fällen genügt es manchmal schon, eine Narbe fein auszuschneiden und sorgfältig zu vernähen. Meistens muss ein Narbenstrang jedoch verlängert und verlagert werden, um die Wundränder zu entlasten und eine erneute Narbenschrumpfung zu vermeiden.
Hier kommen sogenannte Z- oder W- Plastiken zur Anwendung, um eine Narbenstrecke zu verlängern und den Strang aufzulösen. Bei der Z-Plastik zum Beispiel werden nach Entfernung der Narbe dreieckige Hautlappen in einem 60-Grad-Winkel zum Narbenverlauf angelegt. Durch die lokale Verlagerung der Lappenspitzen entsteht eine Z-förmige Narbenlinie, die den Narbenstrang auflöst und ein unauffälligeres Aussehen verleiht.
Weitere Techniken, um die Haptik und Farbe einer Narbe zu verbessern, sind zum Beispiel das Abschleifen der Narbe in Narkose (Dermabrasio) und das Medical Needling. Hierbei wird die Haut mehrere Wochen vor dem Eingriff mit speziellen Pflegeprodukten konditioniert und dann mit einem speziellen Roller tausendfach oberflächlich gestichelt.
Dieses Verfahren regt die Kollagenproduktion in der Narbe an und soll zu einer besseren Konsistenz (die Narbe wird weicher und beweglicher) und einem unauffälligeren Narbenbild führen. Direkt nach dem Eingriff muss die Haut mit einem speziellen Öl einige Tage sorgfältig nachbehandelt werden.
Ein zunehmend etabliertes Verfahren, das wir in unserer Klinik anbieten, ist die Eigenfett-Transplantation (Lipofilling) bei eingezogenen Narben. Hier wird eine geringe Menge Fett abgesaugt, intraoperativ aufbereitet und dann unter die Narbe eingebracht, um sie in der Tiefe zu lösen und zu unterfüttern. Die im Fett enthaltenen Stammzellen haben außerdem regenerative Eigenschaften und können zu einer Verbesserung der Narbenqualität führen.
Was wird bei größeren Narben gemacht?
Bei großflächigen Narben können zusätzliche Methoden vor oder während des Eingriffs notwendig werde, um zum Beispiel die Narbe vollständig zu entfernen und durch gesunde Haut zu ersetzen. Hierfür gibt es folgende Möglichkeiten:
Serielle Exzision, das heißt mehrfache Teilentfernungen einer Narbe, wobei sich zwischen den Eingriffen die Haut nachdehnen kann (wird auch bei großen Muttermalen angewendet)
Einsatz eines Hautexpanders: Hierbei wird eine spezielle Silikonhülle mit einem integrierten Befüllungssystem unter die gesunde benachbarte Haut eingebracht und über Wochen langsam befüllt, so dass ein Hautüberschuss durch diese schrittweise Dehnung erzielt wird.
Nahlappenplastiken: Das heißt Rotieren beziehungsweise Einschwenken von gesundem Gewebe aus der unmittelbaren Umgebung.
Fernlappenplastiken: Das heißt, dass Gewebe von einer weiter entfernten Körperstelle mitsamt der zu versorgenden Blutgefäße verpflanzt wird. Entweder wird hierbei eine Gewebebrücke erhalten und nach einigen Wochen durchtrennt (Brücken- oder Rundstiellappen) oder direkt ein mikrochirurgischer Gefäßanschluss durchgeführt, so dass die Durchblutung sofort wiederhergestellt ist (freier Lappen). Dies ist insbesondere notwendig, wenn kein verschiebbares Gewebe in der Nähe anzufinden ist.
Hauttransplantationen: Hierbei werden oberflächliche Hautschichten an anderen Körperstellen entnommen und verpflanzt, die Entnahmestelle heilt wie eine Schürfwunde ab. Voraussetzung ist aber ein gut durchbluteter Wundgrund unter der Narbe. Dieses Verfahren macht allerdings keine wesentliche kosmetische Verbesserung einer Narbe. Bei diesen Verfahren geht es vor allem um eine Funktionsverbesserung.
Korrektur von hyperthrophen Narben
Eine Besonderheit sind sogenannte hypertrophe Narben und insbesondere Keloide. Als Keloid wird stark wucherndes, juckendes und rötlich verfärbtes Narbengewebe bezeichnet, was über das eigentliche Narbenareal hinauswächst. Häufige Stellen für Keloide sind am Brustbein, hinter dem Ohr oder an den Schulterblättern. Diese Neigung ist genetisch bedingt und nur sehr eingeschränkt zu behandeln.
Eine Operation alleine ist nicht ausreichend beziehungsweise sollte vermieden werden, da das Keloid meistens größer als vorher wiederkehrt. Es kann eine Verbesserung durch alleinige Cortisonanwendung oder in Kombination mit einer Operation sowie durch Kompression erzielt werden. Die besten Heilungschancen bietet die kombinierte Operation mit anschließender Bestrahlung.
Die hypertrophe Narbe ähnelt dem Keloid, aber respektiert die ursprüngliche Narbengrenze und kann deutlich besser chirurgisch optimiert werden.
Nach der Operation
In den Händen erfahrener plastischer Chirurg:innen ist die Narbenkorrektur ein sicheres und komplikationsarmes Verfahren.
Wie bei jeder Operation kann es zu Blutergüssen, Nachblutungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen kommen. Eventuell muss dann erneut operiert werden. Direkt nach der Operation wird ein spezieller Verband angelegt. Das Nahtmaterial ist meistens selbstauflösend oder muss nach einiger Zeit entfernt werden.
In dieser Phase sind Ruhe und Schonung sehr wichtig. Gegebenenfalls erfolgt auch eine Ruhigstellung mittels Schiene.
Bei Gelenkbeteiligungen wird vielleicht auch Physiotherapie notwendig. Leichte Wundschmerzen sind normal und können gut mit gängigen Schmerzmitteln behandelt werden.
Die Narbe darf für mindestens zwölf Monate keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, weil sonst Pigmentstörungen entstehen können. Nach der Fadenentfernung kann mit Narbenpflege- und Massage (nach Anweisung des Arztes) begonnen werden. Der Operationserfolg kann frühestens nach drei Monaten eingeschätzt werden. Eine reife Narbe, die sich nicht mehr verändert, ist allerdings erst nach circa 16 bis 20 Monaten zu erwarten.