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Blähungen bei Neugeborenen und Babys – was können Eltern tun?

Viele Neugeborene leiden gerade in den ersten Monaten häufig unter Bauchschmerzen und Blähungen. Das lässt die Eltern der betroffenen Kinder oftmals verzweifeln. Doch woher kommen die Beschwerden und was hilft dagegen?

Newborn baby boy sucking milk from mothers breast. Portrait of mom and breastfeeding baby.,Newborn baby boy sucking milk from mothers breast. Portrait of m

Anpassungsstörung des Darms

Die meisten jungen Eltern haben es schon einmal erlebt: Ihr Baby schreit, obwohl es satt ist. Überschüssige Luft im Bauch sorgt für schmerzhafte Blähungen. „Das ist ganz normal“, weiß Susanne Pilters, gelernte Krankenschwester und zertifizierte Stillberaterin am Helios Universitätsklinikum Wuppertal.

„Ärzte sprechen oft von den Drei-Monats-Koliken. Eigentlich handelt es sich aber um eine Anpassungsstörung des Darms, die die Blähungen auslöst“, so Pilters. Während der vorgeburtlichen Entwicklung ernähren sich die Föten ausschließlich über die Nabelschnur.

Wird das Baby geboren, muss der Darm zunächst lernen, wie er zu funktionieren hat. Zudem müssen sich die Darmschlingen erst neu legen. Das kann manchmal mit Anlaufschwierigkeiten und Blähungen und Bauchweh verbunden sein.

Ernährung der Mutter nicht ausschlaggebend für Blähungen bei Neugeborenen

Das Gerücht hält sich hartnäckig, dass die Ernährung der stillenden Mutter maßgeblichen Einfluss darauf hat, ob der Nachwuchs von Blähungen und Koliken geplagt wird. Doch da kann Susanne Pilters widersprechen: „Was die Mutter in der Schwangerschaft nicht vertragen hat, sollte sie auch während des Stillzeit nicht zu sich nehmen. Ansonsten kann sie alles essen, was sie möchte.“

Muttermilch sei immer noch die beste und einzige vorgesehene Nahrung für das Baby. Sie erleichtert die Entwicklung des Magen-Darm-Trakts, der sich in den ersten sechs Monaten an die neuen Lebensumstände anpasst. Wird der Säugling mit Muttermilchersatznahrung gefüttert, sollten die Eltern ihn während dieser Entwicklungsphase ausschließlich mit Pre-Milch versorgen, da diese der Zusammensetzung der Muttermilch am nächsten kommt.

Helios Universitätsklinikum Wuppertal - Campus Barmen

Leitung Elternschule, Stillberaterin

Ärzte sprechen oft von den Drei-Monats-Koliken. Eigentlich handelt es sich aber um eine Anpassungsstörung des Darms, die die Blähungen auslöst.

Hilfreiche Tipps gegen die Luft im Bauch

Die Symptome von Blähungen sind klar zu erkennen: Betroffene Babys haben oft

  • einen harten Bauch,
  • ziehen die Beinchen eng an den Körper und
  • schreien überdurchschnittlich viel.

Das entwickelt sich zum Teufelskreis: Beim Schreien schlucken die Babys Luft und leiden noch mehr. Eltern sollten in diesen Fällen Ruhe bewahren, denn diese überträgt sich auf die Kinder.  

Wie können Eltern ihr Baby aktiv vom Bauchweh entlasten?

Ein wichtiges Stichwort gegen Blähungen ist Wärme. Feuchtwarme Wickel bieten schnelle Hilfe, um den Bauch zu entspannen. Dazu einfach einen Waschlappen mit warmem Wasser tränken, gut ausdrücken, auf den Bauch ihres Babys legen, die Windel wie gewohnt darüber wickeln und den Waschlappen ganz bedecken. Danach die Kleidung anziehen und den Waschlappen für ein paar Stunden verharren lassen.

Einige Kinder können sich zudem im Unterarm-Fliegergriff gut entspannen oder bei einer Bauchmassage, im Uhrzeigersinn in kreisenden Bewegungen um den Bauchnabel herum. Wer sich damit unsicher fühlt, der kann an einem speziellen Baby-Massagekurs gegen Blähungen teilnehmen, den auch viele unserer Helios Kliniken anbieten.

Auf welche Maßnahmen gegen Blähungen sollten Eltern lieber verzichten?

Von manchen Maßnahmen rät Expertin Susanne Pilters ab: „Einige Eltern führen ihrem Kind ein Fieberthermometer rektal ein, um für ‚Entlüftung‘ der Blähungen zu sorgen. Das kann aber dazu führen, dass sich der Darm an diesen unnatürlichen Prozess gewöhnt und nicht mehr selbstständig arbeitet.“

Gleiches gelte für Kümmelzäpfchen gegen Blähungen, die nur in Maßen verwendet werden sollten.

Helios Universitätsklinikum Wuppertal - Campus Barmen

Leitung Elternschule, Stillberaterin

Manche Babys benötigen zwölf Stillvorgänge in 24 Stunden, andere viel weniger. Stillen Sie Ihr Baby nach Bedarf und nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür, dann kommt die Routine von ganz allein.

Beim Füttern auf die Tipps der Hebamme hören

Auch die Nahrungsaufnahme des Säuglings hat einen großen Einfluss auf überschüssige Luft im Bauchraum. So kann es passieren, dass ihrem Kind das Füttern von bestimmter künstlicher Nahrung nicht gut bekommt und dadurch Blähungen entstehen. Dann kann man – in Absprache mit der nachsorgenden Hebamme – über einen längeren Zeitraum vorsichtig verschiedene Produkte ausprobieren.

Auch die richtige Halteposition beim Stillen oder Füttern mit der Flasche ist wesentlich, um unnötige Luftaufnahme und daraus resultierende Bauchschmerzen zu vermeiden.

Beim Stillen sind viele Mütter am Anfang unsicher, ob ihr Kind genug Milch zu sich nimmt. Susanne Pilters empfiehlt: „Manche Babys benötigen zwölf Stillvorgänge in 24 Stunden, andere viel weniger. Stillen Sie Ihr Baby nach Bedarf und nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür, dann kommt die Routine von ganz allein.“

Ist doch einmal zu viel Luft mit aufgenommen worden, kann ein „Bäuerchen“ dem Kind nach dem Essen helfen. In keinem Fall sollte zu früh auf nicht verwertbare feste Nahrung wie Kartoffeln oder Möhren zurückgegriffen werden, da sie den in der Entwicklung befindlichen Magen-Darm-Trakt aus dem Gleichgewicht bringen kann und Blähungen bei Babys fördert. Sie eignet sich frühestens nach fünf bis sechs Monaten.

Erkennen, wann der Säugling ernsthaft krank ist

Ein Kind mit Blähungen bringt viele Eltern zur Verzweiflung, wenn die klassischen Hausmittel nicht wirken. Insbesondere Neu-Mütter und –Väter sind verunsichert, wenn ihr Baby Bauchweh hat und sich nicht so leicht beruhigen lässt.

Oft hilft ein Austausch mit erfahrenen Eltern, zum Beispiel in der Stillgruppe oder dem Rückbildungskurs. Auch die nachsorgende Hebamme oder die Stillberatung kann in solchen Fällen weiterhelfen.

Zentrale Fragen sind dann: Hat mein Baby Fieber? Hat es normalen Harn- und Stuhlgang? Schreit es mehr als drei Stunden am Tag oder über mehrere Tage hinweg? Wie sind die sonstigen Entwicklungen des Kindes? So lassen sich Tipps austauschen, die den Gang zur kinderärztlichen Praxis oder gar in die Notaufnahme wegen der Koliken vermeiden.

Die Elternschule bietet Müttern und Vätern darüber hinaus eine Baby-Hotline an: Am Telefon sitzen Expert:innen, die bei allen Themen rund um die Neugeborenen mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn die nachsorgende Hebamme oder Stillberatung einmal nicht erreichbar ist.

Entspannung für das Baby mit Blähungen ist das A und O

Babys nehmen mehr von ihrer Umgebung wahr als wir denken. Deswegen ist es umso wichtiger, dass die Menschen um sie herum Sicherheit und Ruhe ausstrahlen, denn diese übertragen sich ebenso auf das Kind wie negative Energien.

Gerade bei Blähungen ist eine geborgene Atmosphäre für Babys wichtig: Der Säugling kommt zur Ruhe und die überschüssige Luft kann besser entweichen. Doch wie entspannen, bei Schlafentzug und mit einem schreienden Baby auf dem Arm?

Susanne Pilters rät zur Entlastung: „Grundsätzlich sollte sich jede frischgebackene Mutter Hilfe holen, um sich selbst nicht zu vergessen.“ Beispielsweise könne man Verwandte, enge Freunde oder die Nachbarin bitten, einmal für die Neu-Familie zu kochen, einzukaufen oder Wäsche zu waschen. Dann habe man auch mehr Zeit und Ruhe, sich auf das Baby einzulassen.

Ein letzter Tipp von der Expertin für werdende Eltern: „Erstellen Sie schon vor der Geburt eine Liste mit Notfallkontakten, wie die Hebamme oder die/den Kinderärzt:in. Gehen Sie in einer ruhigen Minute mögliche kritische Situationen durch und fragen Sie sich ‚Was mache ich, wenn mein Baby…?‘. Das gibt Ihnen Selbstsicherheit, auch wenn diese Situationen häufig nicht eintreten.“

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