Warum wollen viele Menschen mit guten Vorsätzen ins neue Jahr starten?
Das Jahresende ist für viele Menschen eine Zeit des Zurückschauens und Bilanzierens. Manche stellen fest, dass sie immer noch nicht mit dem Rauchen aufgehört haben, dass sie eigentlich mehr Sport treiben wollten oder dass im Hüftbereich mal wieder ein Jahresring dazugekommen ist. Deshalb ergibt es Sinn, das neue Jahr nun endlich in bessere Bahnen lenken zu wollen. Die Vorstellung, dass etwas Altes zu Ende geht und dass nun ein ganz neues, noch unbelastetes Jahr beginnt, spielt bei solchen Entschlüssen eine Rolle.
Warum werden gute Vorsätze oft nicht eingehalten?
Dies kann verschiedene Ursachen haben. „Zum einen liegt es an den genannten unrealistischen Vorstellungen, man würde unbelastet ins neue Jahr gehen. Richtig ist, dass der Mensch recht eingeschliffene Denkweisen und Gewohnheiten hat, die sich nicht einfach durch einen guten Vorsatz verändern lassen“, erklärt Dr. Alexander Romanowski , Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie der Helios Kliniken Mansfeld-Südharz.
Wer eine Diät gemacht hat, weiß, wie schnell sich die alten Essgewohnheiten wieder durchsetzen. Auch der Entschluss, künftig mehr Sport zu treiben, scheitert in den allermeisten Fällen – „Keine Zeit gehabt, nicht gut gefühlt, keine Lust, Wichtigeres lag an" sind hier häufige Ausreden.
Der Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören, ist bei vielen Betroffenen mit gemischten Gefühlen verbunden. Einerseits weiß man um die gesundheitlichen Gefahren des Rauchens, andererseits ist aber der Glaube tief verwurzelt, dass Rauchen auch sehr hilfreich sein kann: bei Stress, gut für die Konzentration, gut für das Gewicht. Solange solche Irrtümer das Denken beherrschen und solange der Glaube besteht, etwas aufzugeben, was so angenehme Begleiteffekte hat, bleibt der Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören, sehr vordergründig und brüchig.
Sollte man es ganz lassen mit den Vorsätzen?
„Nein, ganz und gar nicht. Gute Vorsätze sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verhaltensänderung. Entscheidend ist, dass die guten Vorsätze nicht so einfach aus einer Laune heraus oder zwischen Tür und Angel beschlossen werden, sondern dass man in Ruhe und auch etwas tiefgehender nachdenkt“, rät der Experte.
Gerade das ist in der Weihnachtszeit oft gar nicht möglich. Dies ist aber notwendig, um Fragen wie die folgenden ganz klar zu beantworten: Will ich wirklich mit dem Rauchen aufhören? Oder mehr Sport treiben? Welche Gründe sprechen dafür? Gut ist es, alle Argumente, die dafürsprechen, schriftlich zu sammeln. Was spricht dagegen? Hier muss überprüft werden, ob wirklich echte Gründe dagegensprechen. Wichtig ist, dass man an dieser Stelle im Kopf zu einer absoluten Klarheit kommt.
Was ist bei guten Vorsätzen das Entscheidende?
„Über Jahre eingeschliffene Gewohnheiten sind nicht leicht zu überwinden. Ohne eine gute Handlungsstrategie geht es nicht. Zum Beispiel Sport: Hier ist ein realistischer Trainingsplan erforderlich, der mit kleinen Schritten beginnt und dann vielleicht erst nach Monaten den gewünschten Level erreicht. Entscheidend ist, dass man den Plan wirklich Schritt für Schritt befolgt und hierzu auch täglich Protokoll, ein sogenanntes Aktivitätstagebuch, führt“, so Dr. Romanowski.
Die Teilschritte müssen natürlich realistisch sein, und es sollte sich mit der Zeit eine gewisse Freude an der Aktivität entwickeln. Anfangs darf man sich allerdings nicht davon abschrecken lassen, dass es jeden Tag wieder Überwindung kostet. Dafür solle man sich dann belohnen, so der Tipp des Experten.
In der Regel fordert dies harte und konsequente Arbeit, wenn man das persönliche Verhalten wirklich verändern möchte. Die Verhaltenstherapie beschäftigt sich im Kern damit, wie ein Mensch sein Problemverhalten dauerhaft verändern kann. Wenn es im Alleingang einfach nicht klappt, sollte man sich die Frage nach einer therapeutischen Unterstützung stellen. Dann kann auch genau analysiert werden, warum es beim letzten Anlauf nicht funktioniert hat, wodurch sich die Chancen für den nächsten Versuch deutlich erhöhen.