Was versteht man unter Psychotherapie?
Im Mittelpunkt der psychotherapeutischen Arbeit steht der Aufbau einer stabilen Beziehung zwischen Patient:in und Therapeut:in. Sie bietet die Grundlage für die Schaffung eines klaren, transparenten Miteinanders. Zugleich ist diese Beziehung Ausgangspunkt für eine ressourcenorientierte Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen.
Welche Rolle spielt die Psychodiagnostik?
Ärzt:innen, Psycholog:innen, Musiktherapeut:innen, Erzieher:innen und Pflegeteam arbeiten eng miteinander, um die Ursache der Beschwerden zu bestimmen und eine gezielte Behandlung einzuleiten. Die genaue Differenzierung in der Diagnose ist mitunter sehr zeitaufwändig, aber unbedingt notwendig für eine sinnvolle Therapie.
Im Rahmen des therapeutischen Gesamtkonzeptes führen die Psycholog:innen zunächst eine umfangreiche Diagnostik durch. Zur Planung zielführender therapeutischer Interventionen ist diese Diagnostikphase unerlässlich. Zur Psychodiagnostik gehören:
- Intelligenzdiagnostik
- Teilleistungsdiagnostik wie etwaSprach, , Lese- und Rechtschreibtest)
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationstests (CPT, KITAP, D-2)
- Projektive Verfahren (Szeno-Test, Familie in Tieren, Rosenzweig P-F-Test)
- Fragebögen zu Ängsten, Depression, Persönlichkeitsstilen und dem Umgang mit Emotionen
- Autismusdiagnostik (ADOS und Fragebögen FSK, SRS, MBAS).
Formen der Psychotherapie
Die Psychotherapeut:innen führen regelmäßig Einzelpsychotherapien, Gruppentherapien (soziales Kompetenztraining, Entspannungsgruppen, Stressbewältigung, Achtsamkeitsübungen, Regelakzeptanz) sowie Eltern- und Familiengespräche durch.
Darüber hinaus gehören Gespräche und koordinierende Tätigkeiten mit beteiligten Institutionen und Helfersystemen (Schule, Jugendamt, Träger der Jugendhilfe, ambulante Therapeut:innen etc.) zu den wichtigen Aufgaben der Psychotherapeut:innen.
Es kommen, abhängig vom Ausbildungshintergrund der Therapeut:innen, tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische und systemisch-familientherapeutische Therapieansätze zum Einsatz. Im Rahmen der ressourcenorientierten Arbeit geht es um das Sammeln und Sichtbarmachen von Stärken und persönlichen Fähigkeiten. Die biografischen Aspekte der Patient:innen, ihre Genogramme (Diagramm mit detaillierten Informationen zu Familienmitgliedern), ihre Lebenslinien, ihre Familienstruktur und bestehende Kommunikationsmuster in der Familie spielen eine elementare Rolle, um Problemverhalten überhaupt verstehen und beeinflussen zu können.
Am Ende der Behandlung geht es häufig auch darum, den konkreten Hilfebedarf (schulische Unterstützung, Hilfen durch das Jugendamt) fachlich einzuschätzen, um das Kind beziehungsweise den Jugendlichen nach der Behandlung angemessen und erfolgreich in sein soziales Umfeld zu integrieren.
Wie unterstützt der Sozialdienst?
Der Sozialdienst berät die Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern in allen sozialen und sozialrechtlichen Angelegenheiten und ist ein Teil des multiprofessionellen Behandlungsteams.
Ein wichtiger Baustein ist die Zusammenarbeit mit den Ämtern und Behörden, wie
- Jugendämter,
- Schulämter,
- Sozialämter,
- Arbeitsämter und
- Krankenkassen.
Es finden bei Bedarf gemeinsame Gespräche mit den Kindern und Jugendlichen, deren Eltern, sowie den in der Klinik tätigen Therapeut:innen, Mitarbeiter:innen von Ämtern und/oder Lehrer:innen statt.
Externe Beschulungen werden durch Gespräche mit Schulleiter:innen bzw. Lehrer:innen vorbereitet, bei Bedarf begleitet, und Informationen im Verlauf der Beschulungen ausgetauscht.
Ein weiteres Angebot ist die Unterstützung und Hilfestellung beim Beantragen von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB), wie etwa
- Beantragung von medizinischen oder beruflichen Reha-Maßnahmen
- Anträge auf Fahrkostenübernahme oder Fahrkostenerstattung
- sowie Maßnahmen der Jugendhilfe.
Bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen außerhalb der Klinik trifft der Sozialdienst entsprechende Vorbereitungen und begleitet die Kinder und Jugendlichen. Das umfasst, die Planung, Organisation und Durchführung von Besichtigungen und Vorstellungen der Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen der Jugend- und Sozialhilfe.
Beratend steht der Sozialdienst auch den Jugendlichen hinsichtlich des Schulabschusses und der beruflichen Perspektive zur Seite und vermittelt Termine mit den entsprechenden Ämtern.
Bewegungstherapie
Die Bewegungstherapie ist mehr als nur Bewegung, Sport und Spiel. Sie leistet einen wichtigen Beitrag für viele Ziele in der Kinder- und Jugendneurologie und -psychiatrie:
- Neben den allgemeinen positiven Effekten (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination) werden soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Unterordnung, Regelverhalten, Gruppenleitung, Verantwortung für die Gruppe und das Bewusstsein für Gewinnen und Verlieren als Teil des Lebens spielerisch erlernt.
- Beim Sport werden Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein, Selbstbild und Körperwahrnehmung gefördert beziehungsweise gestärkt.
- In der Physiotherapie werden Entspannungstechniken aufgezeigt, sodass die Patient:innen schließlich eigene Möglichkeiten zur aktiven Entspannung erlernen können.
Kunsttherapie
Der kunsttherapeutische Ansatz eröffnet vielen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich auch ohne Worte auszudrücken. Durch die bildhafte Darstellung ihrer Gefühle und Gedanken bekommen die Kinder und Jugendlichen einen anderen Blickwinkel zu ihrer Erkrankung, finden Abstand zu ihr, und gewinnen neue Perspektiven.
Das individuelle Gestalten mit verschiedenen Farben und Techniken hilft dabei, Spontanität und Lebensfreude zuzulassen. Die Kinder und Jugendlichen entdecken ihre eigene Kreativität und können diese weiterentwickeln.
Musiktherapie
Vielen Jugendlichen und Kindern kommt der non-verbale Behandlungsansatz der Musiktherapie sehr entgegen.
Neben bekannten Instrumenten (Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Keyboard, Orff-Instrumente), stehen den Patient:innen viele, teilweise eigens für den therapeutischen Bereich entwickelte Instrumente zur Verfügung. Diese Instrumente bieten auch ohne musikalische Vorerfahrungen ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten.
Übende Verfahren (Rhythmusspiele, Singen, aber auch soziale Kompetenzübungen) geben den Kindern und Jugendlichen Sicherheit und wirken ebenso wie rezeptive Angebote (zum Beispiel Klangreisen) stabilisierend.
Das Ausprobieren der verschiedenen Instrumente und das gemeinsame freie, strukturierte oder themenbezogene Improvisieren in der Gruppe ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, auf der Handlungs- und Beziehungsebene neue Erfahrungen zu machen. Dabei treten sie in Kontakt mit ihrer inneren Wahrnehmung sowie ihren Gefühlen und können dafür einen adäquaten Ausdruck finden.
Ergotherapie
Die Ergotherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist eine aktions- und handlungsorientierte Therapieform, bei der mit kreativen, handwerklichen und gestalterischen Techniken gearbeitet wird. Im Umgang mit verschiedenen Materialien wie Ton, Holz, Wolle, Filz, Stoff, Papier und Pappe, können Funktionen wie motorisches Geschick, Handlungsplanung, Aufmerksamkeit und Ausdauer gestärkt werden.
Neben dem Inhalt, der Form und dem Ausdruck der Gestaltung stehen zudem die basalen sensomotorischen Funktionen sowie die sozialen Kompetenzen im Zentrum der Ergotherapie.
Die Entwicklung der Motorik, der Wahrnehmungsverarbeitung, der Kognition und des Sozialverhaltens stehen oftmals im engen Zusammenhang mit den individuellen Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen und werden speziell getestet und gefördert.
Logopädie
Ziel der logopädischen Arbeit ist es, Sprach-, Sprech- und Schulleistungsstörungen zu diagnostizieren und zu behandeln. Im Zusammenhang mit kinder- und jugendpsychiatrischen Auffälligkeiten können folgende Störungen diagnostiziert und behandelt werden:
- Sprechstörungen (Artikulationsstörungen, Dysarthrie, Rhinophonie, Sprechapraxie, orofaziale Dysfunktion / myofunktionelle Störung)
- Sprachstörungen (Sprachentwicklungsstörung, -verzögerung, -behinderung, Sprachverständnisstörungen, Wortfindungsstörungen)
- Redeflussstörungen (Poltern, Stottern)
- Stimmstörungen (kindliche Dystonie, Mutationsstörungen)
- Schulleistungsstörungen (Lese- und Rechtschreibstörungen).
Um den Frust so gering wie möglich zu halten und einen angenehmen Zugang zum Sprechen und Schreiben zu vermitteln, ist die Therapie spielerisch orientiert. Es wird über alltägliche Handlungsweisen, über Körpererfahrung und Spiele mit lernendem Inhalt gearbeitet.
Tiergestützte Kompensationstherapie
Die Begegnung mit Tieren ermöglicht wertvolle Selbst- und Beziehungserfahrungen. Beispielsweise dient der Umgang mit einem Pferd als „Co-Therapeuten“ als sensibles Gegenüber, als Spiegel unseres Verhaltens und der Emotionen, in der psychologischen, psychotherapeutischen, pädagogischen und soziointegrativen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen psychiatrischen Störungsbildern.
Das Tier vermittelt direkt und ohne wertendes Urteil, welches Bild das Gegenüber von uns hat. Informationen werden ausschließlich über Körpersprache und nonverbale Botschaften übermittelt. Gefühle, unsere Intuition (Bauchgefühl), erfahren Beachtung, und unsere Körperwahrnehmung wird geschult.
Das Tier als Interaktionspartner bietet den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, im körperlichen wie sozio-emotionalen Bereich Bedürfnisse nach Nähe, Beziehung und direktem Feedback zu befriedigen, Defizite zu kompensieren und verschiedene Lernprozesse zu initiieren. Hierbei dient das Tier als Helfer bei sozialen Ängsten und Kontaktschwierigkeiten. Patient:innen können Annahme, Akzeptanz und ein Herauskommen aus der Defensive erleben.