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Omikron rollt über Deutschland

Was bedeutet eine Omikron-Infektion für Geimpfte und Ungeimpfte? Und welche Risiken bestehen für Kinder? Wir sprachen mit PD Dr. Irit Nachtigall, Leiterin der Fachgruppe Infektiologie bei Helios. 

24. Januar 2022
Corona Test - Covid 19

Worin unterscheiden sich Omikron und Delta? 

Seit fast genau zwei Jahren bestimmt das neue Corona-Virus unser Leben. Lockdown, Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen, Selbsttests und Masken: Viele Menschen sind müde von den Maßnahmen. Und das Virusvarianten-Alphabet wächst weiter.

Mit Omikron ist nun eine Virusvariante ins Spiel gekommen, die zwar extrem hohe Anteckungsraten mit sich bringt – aber uns womöglich auch einen großen Schritt in Richtung Pandemieende führt. Im Vergleich zum Urtyp von SARS-CoV-2 ist auch Delta bereits durch eine höhere Infektiösität gekennzeichnet. „Man geht davon aus, dass Delta um das 2,5-fache ansteckender ist, als der Wildtyp“, sagt Priv.-Doz. Dr. Irit Nachtigall, Leiterin der Fachgruppe Infektiologie bei Helios.

Durch die Veränderungen (Mutationen) an wichtigen Punkten, allen voran im Spike-Protein, ist Omikron sogar um das 4-fache ansteckender als der Urtyp. „Laut Robert Koch-Institit besitzt Omikron mehr als 30 bekannte Veränderungen im Spike-Protein. Hinzu kommen viele weitere Mutationen im Virus, deren Auswirkungen noch gar nicht geklärt sind“, sagt die Infektiologin.

Laut Robert Koch-Institit besitzt Omikron mehr als 30 bekannte Veränderungen im Spike-Protein.

Warum sind Mutationen normal und was passiert dabei?

Bei der Vermehrung von Viren kann es zu Kopierfehlern im Erbgut kommen. Nicht alle Kopierfehler haben eine Auswirkung. Führen sie jedoch dazu, dass sich das Virus verändert, spricht man von Mutation. Die Entstehung von Mutationen ist ein natürlicher Vorgang, der normal ist und den wir beispielsweise auch bei Grippeviren oder HIV kennen.

Ab wann wird eine Variante als besorgniserregend eingestuft?

Die „besorgniserregende Variante“ ist die deutsche Übersetzung des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) genutzten englischen „variants of concern“ (VOC). Damit bezeichnet die WHO Coronavirus-Varianten, die eine oder mehrere folgender Kriterien aufweisen:

  • höhere Übertragbarkeit
  • größere Verbreitung („Virulenz“)
  • verringerte Wirksamkeit von Impfungen oder Therapeutika

Bislang wurden fünf Virusvarianten als besorgniserregend eingestuft: Alpha, Beta, Gamma, Delta und zuletzt am 26. November 2021 Omikron. 

Die Impfungen mögen nicht jede Infektion verhindern. Sie schützen jedoch weiterhin in hohem Maße vor einem schweren Verlauf und einer Krankenhausbehandlung. Gerade die Booster-Impfung führt nochmals zu einer starken Antikörperbildung, die viele Menschen auch vor Omikron schützt.

Schützt die Impfung mich weiterhin?

Fest steht: Schützte die zweifache Impfung noch weitestgehend vor der Infektion mit und häufig auch vor der Weitergabe der Delta-Variante, so ist gerade für Risikogruppen oder Personen, deren Zweitimpfung bereits lange zuürckliegt, die Booster-Impfung der beste Schutz vor einer Infektion mit Omikron beziehungsweise einem schweren Krankheitsverlauf. Bereits im Dezember 2021 deuteten die Ergebnisse verschiedener Studien darauf hin, dass eine mehrere Monate zurückliegende Zweifachimpfung als Schutz vor einer Infektion mit Omikron nicht mehr ausreichend ist. Dabei war es egal, ob die Impfung mit einem mRNA- oder Vektorimpfstoff erfolgte.

„Die Impfungen mögen nicht jede Infektion verhindern. Sie schützen jedoch weiterhin in hohem Maße vor einem schweren Verlauf und einer Krankenhausbehandlung. Gerade die Booster-Impfung führt nochmals zu einer starken Antikörperbildung, die viele Menschen auch vor Omikron schützt“, weiß PD Dr. Irit Nachtigall. Und auch wenn es bei Omikron zu mehr Impfdurchbrüchen kommt, ist der Impfschutz vor einem schweren Verlauf weiterhin als sehr hoch einzustufen.

Neben der Höhe der Antikörper ist ein zweiter Faktor wichtig für unsere Immunantwort auf Viren: die im Knochenmark gebildeten T-Zellen. Auch wenn die Zahl der Antikörper sich im Zeitverlauf wieder verringert, so wirken die Impfungen noch über die T-Zellen, die bei Kontakt mit dem Erreger produziert werden und im Sinne eines Immungedächtnises einen schweren Verlauf verhindern können.

Was sind die häufigsten Symptome bei Omikron im Vergleich zu Delta?

Nicht nur in Punkto Übertragbarkeit und Wirkung der Schutzimpfung unterscheiden sich die beiden Virus-Varianten. Auch die Schwere der Erkrankung und die Symptome können abweichen. „Omikron scheint bei den meisten Infizierten einen milderen Krankheitsverlauf zu nehmen, als Delta“, so PD Dr. Nachtigall. „Jedoch werden sich durch die höhere Infektiösität mehr Menschen mit Omikron anstecken – und allein durch die schiere Masse der Infektionen kann auch das wieder zu einer höheren Belastung des Gesundheitswesens führen.“ 

Zu den typischen Symptomen einer Corona-Infektion gehören neben Kopf- und Halsschmerzen auch Niesen sowie eine laufenden Nase. Während Delta oft auch zu Fieber und Husten führt, werden bei Omikron eher Appetitlosigkeit und Müdigkeit genannt. Der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns scheint unter Omikron keine Rolle mehr zu spielen.   

„Da Omikron so schnell übertragbar ist, geht man davon aus, dass es sich vor allem in den oberen Atemwegen vermehrt und der eigentlich für SARS-CoV-2 typische Befall der Lunge ausbleibt“, sagt PD Dr. Irit Nachtigall. 

Die häufigsten Symptome von Delta und Omikron

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Wie reagieren Kinder auf Omikron?

Die meisten Kinder haben bisher über alle Virusvarianten hinweg asymptomatische Infektionen oder erkranken mit mildem Verlauf. Haben sie Symptome, so stehen bei einer Infektion mit Omikron auch bei ihnen Kopf- und Halsschmerzen, Niesen, Müdigkeit und eine laufene Nase.

Fazit: Bleiben Sie vorsichtig!

Auch wenn Omikron bei den meisten Menschen zu einer milderen Infektion führt als Delta, sollten die bekannten Maßnahmen wie Abstand, Hygiene und Maske weiter beibehalten werden. „Dass plötzlich zu viele Menschen gleichzeitig erkranken, kann auch in einem hochentwickleten Land wie unserem zu Engpässen in sensiblen Bereichen führen. Das sollten wir vermeiden“, sagt PD Dr. Irit Nachtigal. Geboosterte sieht die Expertin in der Regel gut geschützt – vor Delta wie Omikron.

Dieser Artikel gibt den derzeitigen Wissensstand des zuletzt aktualisierten Datums wieder. Er wird regelmäßig nach den neuesten wissenschaftlichen und medizinischen Kenntnissen aktualisiert.

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