Organspende – Deutschland ist Schlusslicht
2021 gab es in Deutschland 933 postmortale Organspender:innen – also etwa zehn je eine Million Einwohner:innen. Damit belegt die Bundesrepublik einen der hintersten Plätze im internationalen Vergleich. Gleichzeitig stehen hierzulande rund 9.000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan.
Im Schnitt finden bundesweit etwa 300 Herztransplantationen jährlich statt. Viele davon im Herzzentrum Leipzig, einem der größten Herztransplantationszentren in Europa. Und auch am Beispiel des Herzens zeigt sich der Spendermangel in Deutschland deutlich. Ende 2020 warteten 700 Patient:innen auf ein neues Herz.
„In Deutschland warten Menschen in der Regel lange auf ein neues Herz – je nach Blutgruppe bis zu sieben Monate. In den USA beispielsweise ist es möglich, binnen einer Woche ein neues Herz zu erhalten. Wir haben leider einen Spendermangel zu beklagen“, sagt Prof. Dr. Diyar Saeed, Leitender Oberarzt und Bereichsleiter für Herztransplantation und des Kunstherzprogramms am Herzzentrum Leipzig.
Ausweis rettet Leben
Neben unterschiedlichen Rahmenbedingungen in unterschiedlichen Ländern ist der Organspendeausweis ein Dreh- und Angelpunkt, um letztlich Menschenleben zu retten. Informationen zur Organspende, den Organspendeausweis zum Ausfüllen oder als Plastikkarte gibt es beispielsweise bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Organspende/Organspendeausweis.
Der Weg zum Ausweis ist für Organspender:innen ganz einfach. Der Weg zu einem neuen Organ ist hingegen komplex und der Faktor Zeit spielt eine entscheidende Rolle. Das zeigt die Wartezeit bei Herztransplantationen.
Transplantation: Weg zu einem neuen Herzen
Spenderorgane werden in Deutschland und weiteren sieben Ländern zentral über Eurotransplant, einer gemeinnützigen Stiftung mit Sitz in den Niederlanden, vermittelt. Hier befindet sich die viel zitierte Warteliste. Eurotransplant vermittelt verfügbare Organe in die acht Teilnehmerländer. Die Zuweisung von Organen erfolgt nach medizinischen Erfolgsaussichten und Dringlichkeit.
Sobald das Herzzentrum Leipzig die Meldung über ein geeignetes Herz erhält, ist Eile angesagt. Ein Team aus Expert:innen des Herzzentrums macht sich auf den Weg – bisweilen mit Blaulicht zum Flughafen und am Zielort entsprechend zum Krankenhaus, wo das Spenderherz wartet.
Nachdem sich die Mediziner:innen vor Ort vom Zustand des Herzens überzeugt haben, wird es entnommen. Zwischen dem Herzstillstand und dem Neuschlagen des Herzens dürfen maximal vier Stunden liegen. Also geht es in schnellem Tempo auf umgekehrtem Wege zurück nach Leipzig. Hin- und Rückreise werden organisiert und begleitet von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). So kann es vorkommen, das die Teams bis nach Rumänien, in die Niederlande oder nach Spanien unterwegs sind.