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Die Aorta: Aufbau und Erkrankungen

Durch die Aorta (Hauptschlagader) fließen bei einem Erwachsenen pro Minute bis zu fünf Liter Blut. Sie ist der zentrale Blutverteiler im Körper und lebenswichtig. Aber auch sie kann von diversen Krankheitsbildern betroffen sein. Erfahren Sie Wissenswertes zu Funktion und Erkrankung der Hauptschlagader.

03. Mai 2024
Das Herz und seine Blutgefäße

Was ist die Aorta?

"Die Aorta ist das größte Blutgefäß im menschlichen Körper. Sie transportiert das sauerstoffreiche Blut vom Herzen in den gesamten Körper", sagt Dr. Josepha Köhne, Oberärztin Herzchirurgie am Helios Klinikum Siegburg. Ihre besondere Bedeutung liegt in der zentralen Funktion der Blutverteilung.

Anatomie der Aorta

Bei Erwachsenen hat die Hauptschlagader einen Durchmesser von etwa 2,5 bis 3,5 Zentimeter und hat eine Länge von 30 bis 40 Zentimeter.

Die Hauptschlagader ist in verschiedene Teile eingeteilt:

  • Aortenwurzel: Anfangsbereich der Hauptschlagader
  • aufsteigende Aorta: Der Teil zwischen der Aortenklappe des Herzes und dem Aortenbogen
  • Aortenbogen: Dieser krümmt sich im Bogen nach links hin zur Wirbelsäule.
  • absteigende Aorta: Sie verläuft parallel zur Wirbelsäule nach unten bis sie sich in die Beckenarterien aufteilt.
  • Bauchaorta: Teil der Aorta, der in der Bauchhöhle verläuft

"Anatomisch entspringt sie aus dem Herzen unmittelbar oberhalb der Aortenklappe", weiß Rolf Dammrau. Die Aorta zieht im Bogen durch den Brustkorb (Thorax) herunter durch das Zwerchfell in den Bauch (Abdomen) und teilt sich dort y-förmig in die Beckenschlagadern auf.

Was ist die Funktion der Aorta?

Zu den wichtigsten Funktionen zählt die gesamte Versorgung des Körpers mit sauerstoffreichem Blut. Auf diese Weise versorgt die Hauptschlagader alle Organe und Gewebe mit lebenswichtigen Sauerstoff und Nährstoffen. Zudem hält die Aorta den arteriellen Blutdruck aufrecht. Sie hat eine sogenannte "Windkesselfunktion", wodurch sie in der Lage ist, die starke Druckdifferenz zwischen dem Zusammenziehen (Systole) und Entspannen des Herzmuskels (Diastole) zu verringern.

Helios Klinikum Siegburg

Oberärztin

Einmal erkannt, sollten Aorten-Erkrankungen engmaschig kontrolliert werden. Nicht jede Form muss sofort behandelt werden. Darüber gibt es aber auch akute Erkrankungen, die ein lebensbedrohlicher Zustand sind und sofort behandelt werden müssen.

Erkrankungen der Aorta

Es gibt verschiedene Erkrankungen der Aorta. Sie können akut, also plötzlich auftreten, oder chronisch und sich langsam entwickeln. Oft handelt es sich um Zufallsbefunde, was es gefährlich macht. "Einmal erkannt, sollten Aorten-Erkrankungen engmaschig kontrolliert werden. Nicht jede Form muss sofort behandelt werden. Darüber gibt es aber auch akute Erkrankungen, die ein lebensbedrohlicher Zustand sind und sofort behandelt werden müssen", sagt Dr. Josepha Köhne.

Zu den häufigsten Erkrankungen der Aorta zählen:

Akut:

  • Penetrierendes Aortenulkus (PAU): Geschwürbildung mit Wandeinblutung in der Aorta
  • Aortendissektion: Einriss in der inneren Schicht der Hauptschlagader
  • Aortitis: Entzündung der Hauptschlagader

Chronisch:

  • Aortenaneurysma: Hauptschlagader ist krankhaft erweitert
  • Arteriosklerose: verengte Gefäße aufgrund von Ablagerungen
  • chronische Aortitis: Entzündung der Hauptschlagader

Tritt eine akute Erkrankung der Aorta auf, ist diese häufig begleitet von heftigen Schmerzen und stellt einen Notfall dar, der umgehend behandelt werden muss. "Eine schwerwiegende Erkrankung ist die akute Aortendissektion. Dabei kommt es zu einem Einriss in die innere und mittlere Wandschicht, das Blut wühlt sich in der Gefäßwand voran und bildet einen sogenannten falschen Kanal", sagt Oberärztin Dr. Köhne. Luftnot, stechende Schmerzen zwischen den Schulterblättern, sowie Schmerzen in Armen oder Beinen oder auch Lähmungserscheinungen sind mögliche Symptome. Die akute Aortendissektion ist eine lebensgefährliche Erkrankung, die in der Herzchirurgie versorgt werden muss.

Auch PAU zählt zu den akuten Formen von Aortenerkrankungen. Durch die Geschwürbildung in der Aortenwand kann diese zerstört werden, was zu einem lokalen Ausriss und Blutungen führt.

Aorten-Erkrankungen können auch chronisch verlaufen und dies meist über einen längeren Zeitraum symptomlos. Die Hauptschlagader kann wie alle Schlagadern verkalken, was zu Verengungen (Stenosen) oder auch Verschlüssen führen kann. Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, Rauchen, hohe Blutfettwerte und Bluthochdruck können die sogenannte Arteriosklerose (Arterienverkalkung) negativ beeinflussen. Kleine Wandeinblutungen können eine Vorstufe sein.

Neben dieser kann es auch zu einem Aneurysma kommen. Rolf Dammrau: "Die Aorta kann sich erweitern, dann sprechen wir von einem Aortenaneurysma. Dies kann theoretisch an jeder Stelle der Aorta auftreten. Es handelt sich hierbei um eine sackförmige Erweiterung in den Gefäßwänden." Zu einer erweiterten Aorta kommt es am häufigsten im Bauch unterhalb der Nierenarterien. Bei einer erweiterten Aorta oberhalb der Herzklappe, steht dies oft im Zusammenhang mit einer Klappenerkrankung. Oft merken die Betroffenen zunächst nichts von der Erkrankung. Ist die Erweiterung stark fortgeschritten und drückt auf innere Organe, können Beschwerden wie Brustschmerzen, Husten, Heiserkeit, Schluckstörungen oder auch Atemnot auftreten.

Am häufigsten sind Männer über dem 65. Lebensjahr betroffen. Bei jüngeren Menschen spielen Bindegewebserkrankungen wie das Marfan- oder auch Ehlers-Danlos-Syndrom eine Rolle bei der Entwicklung eines Aortenaneurysmas.

Seltenere Erkrankungen sind entzündliche Arterienerkrankungen. Die Beschwerden sind abhängig von der Stelle der Entzündung und können Fieber, Atemnot sowie Rücken- und Bauchschmerzen umfassen.

Helios Klinikum Siegburg

Sektionsleiter Endovaskuläre Aortentherapie

Wer eine Erkrankung der Aorta hat, benötigt eine lebenslange Betreuung. Dabei ist es egal, ob diese operativ behandelt wurde oder mit Medikamenten therapiert wird.

Diagnostik und Behandlung der Hauptschlagader

Ärztinnen und Ärzte können verschiedene Möglichkeiten nutzen, um die Aorta zu untersuchen und bildlich darzustellen. Zu den Methoden gehören:

  • Ultraschalluntersuchung
  • Computertomografie (CT)
  • Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens von außen (TTE: Tranthorakale Echokardiografie)
  • Ultraschalluntersuchung des Herzens über die Speiseröhre und den Magen (TEE: Transösophageale Echokardiografie)
  • Bluttests bei Verdacht auf Entzündungen
  • Herzkatheteruntersuchung

Behandlung und chirurgische Eingriffe

Dr. Josepha Köhne: "Nicht jede Veränderung der Aorta muss sofort operiert werden. Wenn Operationen nötig sind, finden diese teilweise minimal-invasiv statt."

Seit circa 30 Jahren werden in der Aortenchirurgie Stents (Rohrprothese aus Kunststofffaser) gesetzt. Diese können bei Erkrankungen der absteigenden Aorta eingesetzt werden.

Bei Aorten-Erkrankungen, die herznah und im Aortenbogen vorliegen, ist das Mittel der Wahl jedoch die offene Herzchirurgie. Der Blutfluss wird während der OP mittels Herz-Lungen-Maschine umgeleitet, wodurch einerseits das Operationsgebiet blutleer ist und andererseits eine ausreichende Versorgung mit sauerstoffreichem Blut sichergestellt wird.

Alltag nach einer Aorten-OP

"Wer eine Erkrankung der Aorta hat, benötigt eine lebenslange Betreuung. Dabei ist es egal, ob diese operativ behandelt wurde oder mit Medikamenten therapiert wird", sagt Dammrau. Wie oft Patientinnen und Patienten zur Kontrolle müssen, hängt von der Art der Aortenerkrankung ab.

Betroffene sollten zudem ihren Lebensstil anpassen, dazu zählt auch, das Rauchen aufzugeben und einen plötzlichen, starken Anstieg des Blutdrucks – sogenannte Blutdruckspitzen – durch Stress oder körperliche Anstrengungen zu vermeiden. So sind Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren oder auch Nordic Walking gut geeignet. Dennoch sollte auch beim Sport zu viel körperliche Anstrengung vermieden werden.

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