Kortisonspritze: effektive Behandlungsmöglichkeit?
Bei Kniearthrose (Gonarthrose) und auch Hüftarthrose (Coxarthrose) verordnen Orthopädinnen und Orthopäden in der Akutphase gelegentlich Spritzen mit Kortison. Die sogenannten Steroide werden direkt ins betroffene Gelenk gespritzt. Laut S2-Leitlinie kann der Einsatz von Spritzen mit Kortison eine schmerzlindernde Wirkung von bis zu vier Wochen haben. Auf Faktoren wie Steifheit, Gehstrecke und Lebensqualität hat die Spritze hingegen keine großen Auswirkungen.
Zur kurzzeitigen Behandlung von starken Knieschmerzen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie Kortisonspritzen, sofern andere wirksame Maßnahmen nicht ausreichen.
Studien zeigen jedoch, dass eine länger andauernde Behandlung mit Kortisonspritzen den Knorpel schwächen kann und das Voranschreiten der Arthrose begünstigt. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle. Zudem können die Muskeln und Bändern in den Tagen nach der Behandlung etwas geschwächt sein. Betroffene sollten im Vorfeld klären, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt.
Ist bereits klar, dass die Patientin oder der Patient ein neues Kniegelenk erhält, sollte in den drei Monaten vor der Operation kein Kortison ins Kniegelenk injiziert werden. Die Kortisonspritze erhöht das Infektionsrisiko mit Bakterien für das neue Gelenk.
Fazit: Kortison war jahrzehntelang das Medikament der Wahl zur Behandlung von Schmerzen in Gelenken und Sehnen. Insbesondere im Sehnenbereich führt Kortison jedoch sehr schnell zu Rissbildungen. Im Bereich der Gelenke führt es zu Gelenk- und Knorpelzerstörung, sodass der häufige Einsatz von Kortisonspritzen ins Gelenk vermieden werden sollten.
Hyaluronspritze: längerfristige Therapieoption?
Hyaluronsäure kommt als Mehrfachzucker fast überall im Körper vor, unter anderem auch in der Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit). Spritzen mit Hyaluronsäure werden bei der symptomatischen Behandlung von Arthrosen direkt in das betroffene Gelenk injiziert.
Weder die S2-Leitlinien Gonarthrose noch die Leitlinie Koxarthrose sprechen eine eindeutige Empfehlung für den Gebrauch von Hyaluronsäure aus. Aktuelle Metaanalysen (Zusammenfassung der Ergebnisse mehrerer Einzelstudien) zeigen jedoch eine schwache Wirksamkeit hinsichtlich Schmerzen und Funktion im Vergleich zu Behandlungen, bei denen körpereigene Zellen ins Gelenk injiziert werden.
Hyaluronsäure spielt trotzdem eine wichtige Rolle im Rahmen der Arthrose-Therapie. Durch die Injektion direkt in die Gelenkkapsel wird das Gelenk sofort geschmiert, was zur direkten Schmerzlinderung beitragen kann. Die Wirksamkeit und Dauer der Schmerzlinderung hängt von den verschiedenen Hyaluronsäurearten und der eingesetzten Menge ab. Gängige Varianten sind Spritzen mit einer Menge von zwei und sechs Milliliter. Erstere wird in mehreren Sitzungen, meist im Abstand von einer Woche, hintereinander injiziert. Spritzen mit einer Menge von sechs Milliliter hingegen sollen über einen längeren Zeitraum wirken. Keine der Varianten ist der anderen überlegen.
Nebenwirkungen der Hyaluronspritze können unter anderem vorübergehende Schmerzen, Rötungen und Schwellungen im Gelenk sein. Die Therapie ist eine IGeL-Leistung, das heißt, Patientinnen und Patienten müssen die Kosten der Behandlung selbst tragen.
Fazit: Es gibt keine klaren wissenschaftlichen Nachweise über den längerfristigen Nutzen, dennoch kann Hyaluronsäure in bestimmten Fällen als Behandlungsalternative im Frühstadium der Arthrose herangezogen werden. Aktuelle Studien können jedoch keine Überlegenheit gegenüber anderen Verfahren nachweisen. So konnte in einer randomisierten Studie im Vergleich zur Placebogruppe nach 12 Monaten kein Unterschied bezüglich des Faktors Schmerz auf der visuellen analogen Schmerzskala nachgewiesen werden.
Eigentbluttherapie (PRP): sinnvolle Therapieform?
Um bei Arthrose Gelenkschmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern, stellt die Eigenbluttherapie eine gute Alternative zu Kortison und Hyaluronsäure dar. Dazu wird körpereigenes Blut aus der Vene entnommen und in einer Zentrifuge aufbereitet. Die roten Blutkörperchen werden vom restlichen Blutplasma getrennt. Das plättchenreiche Blutplasma, kurz PRP, wird anschließend mit einer Spritze in das Kniegelenk injiziert. Die Blutplättchen (Thrombozyten) enthalten verschiedene Wachstumsfaktoren und Botenstoffe, die wiederherstellende oder auch entzündungshemmende Eigenschaften haben sollen. Die S2-Leitlinie merkt an, dass es unterschiedliche Verfahren zur Herstellung von PRP gibt, welche die Produkteigenschaften beeinflussen können. Daher sind bei der Herstellung von PRP die in Deutschland geltenden gesetzlichen Vorgaben zu beachten. So darf PRP zur therapeutischen Herstellung nur unter der unmittelbaren fachlichen Verantwortung eines persönlich anwesenden Arztes gewonnen und hergestellt werden, nicht aber durch Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker.
Mögliche Nebenwirkungen der PRP-Injektion sind unter anderem Infektionen und Blutergüsse. Ein großer Vorteil bei Behandlung mit PRP ist, dass es in der Regel keine allergischen Reaktionen auslöst. Da die Behandlung mit körpereigenen Substanzen erfolgt, kann sie häufiger hintereinander durchgeführt werden. Für dauerhafte Erfolge empfehlen sich Injektionen im Abstand von einer Woche über drei bis fünf Wochen.
Neben der Injektion in das Kniegelenk, kann PRP auch direkt in Sehnen injiziert werden, ohne dass es zu Rissbildungen kommt, wie bei der Gabe von Kortison kommt.
Die PRP ist keine Kassenleistung. Das heißt, Patientinnen und Patienten müssen die Behandlungskosten selber tragen.
Fazit: Immer mehr Studien belegen die Wirksamkeit der Eigenbluttherapie. Obwohl die genaue Wirkungsweise des PRP noch nicht vollständig verstanden ist, ist bereits klar, dass sich die PRP-Therapie positiv auf Knorpel und Sehnen auswirkt.
SVF: weniger Schmerzen durch Eigenfett?
Ein ähnliches Verfahren wie die PRP ist SVF (stroma-vaskuläre Fraktion). Bei SVF handelt es sich um eine Eigenfett-Stammzellen-Therapie. Dafür werden Bindegewebs-Stammzellen, die sogenannten mesenchymalen Stammzellen aufbereitet und direkt in das betroffene Gelenk gespritzt.
Fazit: Das SVF ist ein noch relativ neues Verfahren, sodass hier noch größere Studien fehlen, die dessen Wirksamkeit belegen.
Fazit: Was bringen Arthrose-Spritzen?
Je nach Arthrose-Stadium und individuellen Voraussetzungen kann eine Therapie mit Arthrose-Spritzen ein unterstützender Baustein sein. Ziel der Arthrosespritzen ist es stets, Operationen hinauszuzögern beziehungsweise das Lernleiden zu lindern. Sollte dies nicht mehr möglich sein, hilft oft nur noch die Operation und der endoprothetische Gelenkersatz.