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Bauchspeicheldrüsenkrebs: Ursachen, Symptome und Therapie

Jedes Jahr erkranken ungefähr 20.300 Menschen in Deutschland an Bauch­speichel­drüsen­krebs. Das Risiko für diese aggressive Krebsart steigt mit zunehmenden Alter. Welche Anzeichen es gibt und wie hoch die Lebenserwartung ist, erklärt unser Experte. 

29. Mai 2024
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Was ist Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Bauchspeicheldrüsenkrebs – auch als Pankreaskarzinom bezeichnet – ist eine bösartige Tumorerkrankung, bei der sich Krebszellen in den Geweben der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) bilden. Die Drüse spielt bei der Verdauung sowie bei der Regulation des Blutzuckerspiegels eine wichtige Rolle.

„Pankreaskarzinome sind schwer zu behandeln, da die Erkrankung oftmals zu spät entdeckt wird und sich somit schnell ausbreiten kann“, sagt Prof. Dr. Florian Gebauer, Direktor des Chirurgischen Zentrums und Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und onkologische Chirurgie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal.

Mit zirka 70 Prozent ist der Kopf der Bauchspeicheldrüse am häufigsten betroffen. Das duktale Adenokarzinom ist der am häufigsten auftretende Typ. Die Prognose ist schlecht, sodass die 5-Jahres-Überlebensrate bei etwa 8 Prozent liegt. Mit etwa fünf Prozent tritt der neuroendokrine Tumor seltener auf. Dieser entsteht aus den hormonbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse.

Gibt es Vorsorgeuntersuchungen oder eine Früherkennung?

Es gibt kein Screening zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs, da Tumore sehr schnell, oft innerhalb eines Jahres, entstehen können. Aufgrund dessen ist es mithilfe diagnostischer Verfahren wie Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Ultraschall oder Tumormarker nicht möglich, Vorstufen von Tumoren frühzeitig zu erkennen.

Was sind Risikofaktoren und Ursachen?

Gesicherte Risikofaktoren sind Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum. Darüber hinaus zählen genetische Mutationen wie das BRCA-Gen, welches auch Brustkrebs auslöst, zu den auslösenden Faktoren. Zirka fünf Prozent aller Pankreaskarzinome sind genetisch bedingt. „Bauchspeicheldrüsenkrebs tritt meist erst im höheren Alter auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 65 Jahren, wobei Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen sind“, weiß der Experte.

Was sind Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs?

„Leider werden die Tumore erst im Spätstadium symptomatisch“, erklärt Prof. Gebauer und fügt hinzu, dass „Patientinnen und Patienten beim Orthopäden mit wiederkehrenden Rückenschmerzen vorstellig werden und sich im Verlauf als Ursache ein Pankreaskarzinom zeigt.“ Des Weiteren stellt ein neu aufgetretener Diabetes mellitus ein erstes Anzeichen eines Pankreaskarzinoms dar. Auch eine Gelbfärbung der Haut, Schleimhäute und Organe (schmerzloser Ikterus) ist ein Anzeichen für die Erkrankung. Die Bauchspeicheldrüse und der Gallengang haben eine gemeinsame Mündung in den Zwölffingerdarm. 

Der Mediziner erklärt: „Ein wachsender Tumor im Kopf der Bauchspeicheldrüse verengt diese Mündung mit der Folge, dass sich das Gallesekret staut. Dies spiegelt sich in der Gelbfärbung zunächst der weißen Augenanteile und später auch des gesamten Körpers wieder.“ Zudem zählen eine Dunkelfärbung des Urins (Honigfarbe) sowie eine deutliche Entfärbung des Stuhlgangs zu den Symptomen eines Pankreaskarzinoms.

Leider werden die Tumore erst im Spätstadium symptomatisch. Patientinnen und Patienten werden beim Orthopäden mit wiederkehrenden Rückenschmerzen vorstellig, sodass sich im Verlauf zeigt als Ursache ein Pankreaskarzinom zeigt. 

Welche Stadien gibt es und was bedeuten diese?

Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in verschiedene Stadien eingeteilt, wobei das Stadium der Ausbreitung ein wichtiges Kriterium darstellt.

Die Stadieneinteilung erfolgt nach dem TNM-System:

  •  Größe des Tumors (T)
  • die Beteiligung der Lymphknoten (N)
  • das Vorhandensein von Metastasen (M)

Stadium I: Der Tumor ist auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt

Stadium II: Die Krebszellen haben sich auf umliegendem Gewebe ausgebreitet.

Stadium III: Der Tumor hat umliegende Blutgefäße und benachbarte Lymphknoten befallen. Entfernte Organe sind nicht betroffen.

Stadium IV: Der Krebs hat sich auf entfernte Organe, wie die Leber oder die Lunge ausgebreitet (Fernmetastasen).

Die genaue Bestimmung des Stadiums ist wichtig, um die bestmögliche Behandlungsstrategie festlegen zu können. Für die nichtmetastasierten Tumoren gibt es jedoch beim Pankreaskarzinom eine Unterscheidung in lokal resektabel (lokal operabel) und nicht resektabel (nicht operabel) Die Problematik der Bauchspeicheldrüse ist, dass sämtliche große arterielle und venöse Gefäße, welche die Organe im Bauchraum mit Blut versorgen, durch die Bauchspeicheldrüse ziehen.

Die Entscheidung, ob ein Tumor operiert werden kann oder nicht, ist anders als bei anderen Tumoren nicht von der Größe abhängig, sondern einzig von der Lage innerhalb der Bauchspeicheldrüse. „Es kann also sein, dass ein sehr kleiner Tumor nicht operiert werden kann. Wohingegen ein großer Tumor mit günstiger Lage, problemlos entfernt werden kann“, sagt Prof. Gebauer.

Wie erfolgt die Diagnostik?

Für die Diagnostik ist eine Computertomografie des Brust- und Bauchraumes notwendig. Zusätzlich wird eine MRT-Untersuchung der Leber zum Ausschluss von Metastasen empfohlen. Bei klinischen und bildgebenden klaren Anzeichen kann auf eine Punktion und feingewebliche Untersuchung verzichtet werden. Bei unklaren Befunden kann mittels einer endoskopisch gesteuerten Feinnadelbiopsie aus der Bauchspeicheldrüse eine Gewebeprobe genommen werden.

Wie wird Bauchspeicheldrüsenkrebs behandelt?

Grundsätzlich sollte, wann immer möglich die operative Tumorentfernung angestrebt werden, da hiermit die besten Chancen auf eine Heilung zu erzielen ist. Die Therapie ist abhängig vom Tumorstadium. Eine Operation kann dann durchgeführt werden, wenn die Aussicht auf eine vollständige Tumorentfernung vorliegt, dies bedeutet die Abwesenheit von Fernmetastasen und einem Tumor, welche die großen Gefäße im Bauchraum noch nicht angegriffen hat. Dies tritt in zirka 20 Prozent der Fälle auf.

Bei Tumoren, die bereits Kontakt zu Blutgefäßen im Bauchraum haben, oder in diese eingewachsen sind, wird zunächst eine Chemotherapie durchgeführt, mit dem Ziel den Tumor schrumpfen zu lassen, wodurch sich die Operationsbedingungen verbessern. Hat der Krebs bereits Metastasen in anderen Organen gebildet, erfolgt eine palliative Chemotherapie.

Die Art der Operation ist abhängig von der Lokalisation des Tumors innerhalb der Bauchspeicheldrüse. „Bei Tumoren im Kopf der Bauchspeicheldrüse wird die sogenannte Whipple-Operation durchgeführt. Bei dieser OP-Methode werden der Pankreaskopf, der Zwölffingerdarm, ein Teil des Gallengangs sowie die Gallenblase entfernt“, erklärt Prof. Gebauer.

Bei Tumoren im Körper und Schwanz der Bauchspeicheldrüse erfolgt die Entfernung des Pankreasschwanzes und sowie die Entfernung der Milz.

Wie ist der Verlauf der Erkrankung?

Das Pankreaskarzinom ist eine der aggressivsten Krebserkrankungen im Verdauungstrakt (Gastrointestinaltrakt). „Eine potenzielle Heilung ist nur durch eine vollständige Tumoroperation möglich. Eine Chemotherapie alleine führt immer zum Versterben des Betroffenen“, sagt der Experte.

Unbehandelt kommt es bei einem Tumor im Pankreaskopf zu einer Stauung im Gallengang, bei Einwachsen in den Zwölffingerdarm zu einer Magenentleerungsstörung, sodass die Patientinnen und Patienten nicht in der Lage sind sich angemessen zu ernähren.

„Es kommt zum Gewichtsverlust, chronischen Schmerzsyndromen und schlussendlich zum Versterben an dieser Erkrankung. Unbehandelt führt das Pankreaskarzinom statistisch zum Versterben innerhalb von drei bis fünf Monaten“, erklärt Prof. Gebauer.

Wie sieht die Nachsorge und Rehabilitation aus?

Aufgrund der umfangreichen Operationen im Oberbauch, können Betroffene einen Diabetes mellitus entwickeln und/oder einen Zustand der Mangelernährung erreichen. Daher spielt die Nachsorge eine wichtige Rolle und wird in spezialisierten Pankreaszentren durchgeführt. Darüber hin aus finden nach einer Operation immer Reha-Maßnahmen statt.

Wie hoch sind die Überlebenschancen und Heilungschancen?

Die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die nach fünf Jahren noch leben beträgt ungefähr acht Prozent. „Es gab in den letzten Jahren einige Durchbrüche in der Chemotherapie, welche entweder vor oder nach einer Operation durchgeführt werden kann. Diese ist jedoch sehr belastend und kommt für Patientinnen und Patienten über 80 Jahre beispielsweise nicht infrage“, weiß der Mediziner.

Nach einer Tumorresektion – also einer teilweise oder vollständigen Entfernung des Tumors – liegt die Überlebensrate bei zirka 24 Monaten. Bei einer rein palliativen Chemotherapie beträgt die Überlebensrate ungefähr sieben bis zehn Monate.

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