Was ist der Body Roundness Index?
„Der Body Roundness Index, kurz BRI, ermöglicht eine Einschätzung der Körperform und der damit verbundenen gesundheitlichen Risiken. Dabei setzt der BRI die Körpergröße ins Verhältnis zum Taillenumfang und lässt das Körpergewicht außen vor“, sagt Dr. Kristina Lenz, Oberärztin und Leitung Adipositaszentrum der Helios Kliniken Schwerin. Zeigt sich im Ergebnis ein hoher Wert, ist dies ein Zeichen für einen hohen Anteil von Bauchfett (viszerales Fett). Viel viszerales Fett erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus erheblich.
BRI-Wert und seine Bedeutung
- < 3,41: sehr schlanke Körperform, wenig bis kaum viszerales Fett
- 3,41 ≤ BRI < 4,45: schlanke bis durchschnittliche Körperform, moderates Gesundheitsrisiko
- 4,45 ≤ BRI < 5,46: durchschnittliche Körperform mit einem gewissen Anteil an viszeralem Fett, Risiko für Erkrankungen erhöht, insbesondere, wenn Bewegungsmangel oder schlechte Ernährung hinzukommen
- 5,46 ≤ BRI < 6,91: überdurchschnittliche Körperrundheit mit einem hohen Anteil an viszeralem Fett, deutlich erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme
- > 6,91: hohe Körperrundheit mit einem hohen Anteil an viszeralem Fett, Risiko für chronische Erkrankungen besonders hoch
Um die Ergebnisse richtig zu interpretieren und einzuordnen, sollten Sie diese in Ihrer hausärztlichen Praxis besprechen. Dort können sowohl gesundheitliche Risiken als auch Anpassungen im Lebensstil besprochen werden.
Vergleich mit etablierten Indikatoren wie dem BMI
Ein grundlegender Unterschied des BRI zum BMI ist, dass das Körpergewicht keine Rolle in der Berechnung spielt. Während der BRI die Fettverteilung betrachtet, kategorisiert der BMI das Gewicht einer Person in Unter-, Normal- und Übergewicht. Ein häufiger Kritikpunkt am Body-Mass-Index ist, dass keine Unterscheidung zwischen Muskel- und Fettmasse stattfindet. Dadurch sind durchtrainierte Menschen, die einen hohen Anteil an Muskelmasse haben und damit schwerer sind, mitunter im gleichen Bereich wie Personen mit einem hohen Körperfettanteil. Der Body Roundness Index könnte hier eine weitere Alternative in der Beurteilung darstellen.
Klinische Relevanz und Studienergebnisse zum BRI
„Der Body Roundness Index hat den BMI nicht abgelöst. Er bleibt in Kombination mit weiteren medizinischen Faktoren weiterhin ein weit verbreiteter Standard in der Adipositasmedizin“, sagt die Oberärztin.
Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus Studien
Eine chinesische Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass der BRI ein Indikator für ein erhöhtes Sterberisiko sein könnte. So stellte das Forscherteam fest, dass Teilnehmende mit hohen BRI-Werten (über 6,9) ein um 50 Prozent erhöhtes Sterberisiko im Vergleich Teilnehmenden mit mittleren BRI-Werten zwischen 4,5 bis 5,5 hatten. Auch jene mit extrem niedrigen BRI-Werten unter 3,41 weisen ein erhöhtes Sterberisiko auf. Grund dafür könnten etwa Muskelschwund und Unterernährung sein.
Das Journal der Amerikanischen Herzstiftung (Journal of the American Heart Association) veröffentlichte im September 2024 eine Studie, die den Zusammenhang zwischen erhöhten BRI-Werten und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erforschte. Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass ein höherer BRI-Wert mit einem erhöhten Risiko Herz-Kreislauferkrankungen einhergeht und bei der frühzeitigen Erkennung von Gesundheitsrisiken unterstützen könnte.
Fazit: Ist der BRI eine gute Alternative zum BMI?
Jein. Der Body Roundness Index stellt eine vielversprechende Methode zur Beurteilung des Körperfettanteils und dessen Verteilung dar. Dadurch lassen sich potenzielle Gesundheitsrisiken, die aus einem zu hohen Bauchfettanteil resultieren, gut einschätzen. Aber wie beim BMI sollten die Werte des BRI immer mit anderen Gesundheitswerten ins Verhältnis gebracht und betrachtet werden. Besprechen Sie daher am besten mit einer Ärztin oder einem Arzt, welche Maßnahmen Sie für Ihre Gesundheit ableiten können.