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Stresshormon Cortisol: Das sollten Sie wissen

Cortisol ist ein wichtiges körpereigenes Hormon. Es ist an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt und schützt unter anderem vor Entzündungen. Allerdings führt zu viel Stress zu einem Cortisolüberschuss. Was bedeutet das für den Körper?

10. Juli 2024
Yogagruppe

Was ist Cortisol?

"Cortisol ist ein Steroid-Hormon, welches in der Nebennierenrinde gebildet wird", sagt Dr. Jens Martin Kittner, Chefarzt der 2. Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie am Helios Klinikum Erfurt. Das Hormon hat Einfluss auf Stoffwechselvorgänge wie etwa den Fettstoffwechsel, aber auch auf den Blutzucker. Zudem wirkt es entzündungshemmend und verzögert die Wasserausscheidung.

Der Körper reguliert das Hormon sehr fein. Bei Stress körperlicher oder psychischer Art steigt der Hormonspiegel kurzfristig an. Deswegen wird Cortisol auch als „Stresshormon“ bezeichnet. Es bereitet sozusagen auf Kampf oder Flucht vor, was vom evolutionären Standpunkt betrachtet eine sinnvolle Funktion war, um zu überleben.

Wie wird der Cortisol-Wert bestimmt?

Es ist nicht Teil von Routine-Untersuchungen, den Cortisol-Spiegel zu bestimmen. Fachärztinnen und -ärzte aus dem Fachbereich der Endokrinologie können jedoch den Cortisol-Wert im Blut bestimmen lassen.

Chefarzt Dr. Kittner: "Cortisol sollte nur der endokrinologisch tätige Arzt im Blut bestimmen, da die Interpretation der Ergebnisse ganz schwierig ist." So schwanken die Werte im Tagesverlauf stark und unterscheiden sich beispielsweise morgens und abends.

Helios Klinikum Erfurt

Chefarzt

Cortisol ist ein Steroid-Hormon, welches in der Nebennierenrinde gebildet wird.

Was passiert, wenn Cortisol zu hoch ist?

"Es gibt sehr seltene Situationen, wo der Körper von sich aus durch eine gutartige oder sogar bösartige Veränderung zu viel Cortisol produziert", sagt Dr. Kittner. Ein Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) kann beispielsweise dazu führen, dass zu viel des adrenocorticotropen Hormons (ACTH) ins Blut abgegeben wird und der Cortisolwert ansteigt. Ein dauerhaft zu hoher Cortisolspiegel (Hypercortisolismus) wird auch als Cushing-Syndrom bezeichnet.

Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann sich vielfältig äußern. Er führt unter anderem zu:

  • massiver Gewichtszunahme bei eher dünnen Extremitäten
  • Symptomen eines „Mondgesichts“ und „Stiernackens“
  • narbenähnlichen Streifen in der Haut (Striae)
  • Akne
  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • Knochenschwund (Osteoporose)
  • bei Frauen kommt es zu Zyklusstörungen und vermehrtem Haarwuchs

"Wenn Ihr behandelnder Arzt vermutet, dass es sich um die Stoffwechselerkrankung Morbus Cushing handelt, kann eine Vorstellung bei einem Endokrinologen sinnvoll sein", sagt Dr. Kittner.

Was passiert, wenn Cortisol zu niedrig ist?

Eine verminderte Produktion von Cortisol wird als Hypocortisolismus bezeichnet. Dieser tritt bei einer Nebennierenunterfunktion (Addison-Syndrom) oder wenn der Hypophysenvorderlappen zu wenig ACTH produziert auf.

Unter anderem äußert sich ein niedriger Cortisolspiegel in:

  • Leistungsabfall, Müdigkeit
  • Schwächegefühl
  • Übelkeit und Erbrechen
  • und niedrigem Blutdruck

Wenn Cortisol komplett fehlt, ist das für den Menschen lebensbedrohlich. Betroffene leiden dann unter einem starken Schwächegefühl. Zudem geraten die Blutsalze (Natrium, Kalium) durcheinander. Das kann auch dann passieren, wenn Personen über einen längeren Zeitraum regelmäßig Cortisol eingenommen haben und der Körper daraus resultierend die eigene Cortisol-Produktion eingestellt hat.

Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer bekannten Unterproduktion Cortisol dauerhaft medikamentös ersetzen müssen (Substitution), brauchen in Stress-Situationen mehr davon. Das heißt, auch im Falle von schwereren Infektionen oder Operationen. Betroffene Patientinnen und Patienten tragen in der Regel einen Ausweis bei sich, auf dem der Mangel vermerkt ist. Es ist aber ratsam, die behandelnden Ärzte immer darauf hinzuweisen.

Helios Klinikum Erfurt

Chefarzt

Wenn Ihr behandelnder Arzt vermutet, dass es sich um die Stoffwechselerkrankung Morbus Cushing handelt, kann eine Vorstellung bei einem Endokrinologen sinnvoll sein.

Was ist bei der Gabe von Cortisol zu beachten?

Dr. Jens Kittner: „Auch 70 Jahre nach ihrer Entdeckung sind Cortisol und die daraus abgeleiteten Präparate immer noch unverzichtbare Medikamente, weil sie unschlagbar schnell gegen Entzündungen wirken.“

Um zu vermeiden, dass es durch ihre Einnahme zu Nebenwirkungen kommt, sollen sie immer nur so kurz wie nötig eingesetzt werden. Daher ist es ratsam, die Dauer der Einnahme mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Cortisol senken: Was hilft gegen Stress?

Der Lebensstil hat einen großen Einfluss darauf, wie gut Menschen die Anforderungen des Lebens bewältigen können. Stressabbau funktioniert bei jedem anders –  manche treiben Sport, meditieren oder machen Yoga, andere lesen ein Buch oder kochen. Nutzen Sie am besten Strategien, die Sie in stressigen Zeiten einfach umsetzen können.

Mit diesen Tipps können Sie den Cortisolspiegel positiv beeinflussen:

  1. Seien Sie körperlich, geistig und seelisch aktiv.
  2. Lassen Sie Pausen zu.
  3. Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
  4. Seien Sie freundlich zu sich selbst.
  5. Genießen Sie die Gegenwart von positiven Menschen und Tieren.
  6. Behalten Sie Ihren Humor.
  7. Achten Sie auf ausreichend Schlaf.
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