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Diphtherie: Die vergessene Krankheit

Noch Anfang des letzten Jahrhunderts erkrankten in Deutschland jedes Jahr tausende Menschen an Diphtherie. Erst die Impfung hat die Infektionszahlen deutlich gesenkt. Warum der Impfschutz bis heute wichtig ist, lesen Sie hier.

19. März 2025
Impfung bei einem Mädchen

Was ist Diphtherie?

Diphtherie ist eine übertragbare bakterielle Krankheit, die durch den Erreger Corynebacterium diphtheriae ausgelöst wird. Gefährlich sind nicht die Bakterien selbst, sondern der von ihnen gebildete Giftstoff, das Diphtherietoxin.

In Deutschland ist Diphtherie meldepflichtig, das heißt: Laut Infektionsschutzgesetz müssen der Verdacht auf eine Erkrankung beziehungsweise die nachgewiesene Krankheit vom behandelnden Arzt oder dem Labor ans Gesundheitsamt gemeldet werden.

Es gibt die respiratorische Diphterie, hierzu zählen Rachen-, Nasen- sowie Kehlkopfdiphterie („Echter Krupp“) und die kutane Diphterie (Hautdiphtherie).

Die Kehlkopfdiphtherie betraf vor Einführung der Impfung meist Kinder, bei denen sich infolge der Infektion die Atemwege verengten. Die Erkrankung erhielt deswegen auch den Namen „Würgeengel der Kinder“.

Auch von der Nasendiphtherie sind zumeist Säuglinge und Kleinkinder betroffen. Durch das Diphtherietoxin stirbt Gewebe in der Nasenschleimhaut ab und es bilden sich blutig-eitrige Beläge. Die Nasenatmung ist dadurch stark erschwert.

Erreger und Übertragungswege

Die Infektionskrankheit tritt in der Regel beim Menschen auf. Hauptübertragungsquelle für Corynebacterium diphtheriae ist daher die Mensch-zu-Mensch Übertragung in Form einer Tröpfchen- oder Schmierinfektion. So kann der Erreger beispielsweise bei direktem Kontakt, durch Niesen, Husten oder Küssen übertragen werden. Auch das Berühren verunreinigter Oberflächen zählt zu den möglichen Infektionsquellen. Wichtig: Auch gesunde Menschen können Überträger des Bakteriums sein. Die Diphtherie-Impfung schützt vor den vom Erreger gebildeten Giftstoffen, nicht jedoch vor den Erregern selbst.

Häufigkeit und Verbreitung weltweit

Diphtherie ist eine auf der ganzen Welt verbreitete Infektionskrankheit. 2023 erkrankten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 25.000 Menschen daran, die meisten davon in Afrika und Südostasien. Anfang der 1980er Jahre gab es noch fast 100.000 Diphtherie-Fälle pro Jahr. Dank globaler Impfkampagnen konnte diese Zahl deutlich gesenkt werden.

Vor allem in Ländern mit niedrigen Hygienestandards und geringerer Durchimpfung der Bevölkerung ist das Risiko einer Ansteckung jedoch nach wie vor erhöht. Vor Auslandsreisen in Diphtherie-Risikogebiete sollten Sie daher Ihren Impfschutz  prüfen und gegebenenfalls erneuern lassen.

Weitere Informationen zum Thema Reiseimpfungen bietet auch das Auswärtige Amt.

Symptome der Diphtherie

Die am häufigsten auftretende Form der Diphtherie ist die Rachendiphtherie, die die oberen Atemwege betrifft.

Allgemeine Symptome:

  • hohes Fieber bis 39 Grad Celsius
  • Abgeschlagenheit
  • Übelkeit / seltener Erbrechen

Symptome Rachendiphtherie

  • weißlicher Belag auf den Mandeln (Tonsillen) und im Nasen-Rachen-Raum, der fest anhaftet und sich im Verlauf ausbreitet
  • faulig-süßliche Atemluft
  • Halsschmerzen beziehungsweise Schluckbeschwerden

Symptome Kehlkopfdiphterie

  • Husten
  • Heiserkeit und pfeifende Geräusche
  • Verengung der Luftwege

Symptome Hautdiphtherie:

Gelangen die Erreger bei ungeschützten Personen in eine Hautwunde, entsteht eine Hautdiphtherie. Typisch sind folgende Symptome:

  • Hautrötungen
  • eitrige Wunden
  • schmieriger Hautbelag

Systemische Komplikationen

Erreicht das Diphtherie-Toxin den Blutkreislauf, kann eine anfangs begrenzte Diphtherie ("lokale Infektion") auch auf andere Organe übergreifen und zu schweren Folgeerkrankungen führen. Mögliche Komplikationen sind:

  • Herzschäden (Herzmuskelentzündung, Herzinnenhautentzündung)
  • Nervenschädigungen (Polyneuritis)
  • Lungenentzündung
  • Nierenschäden

Behandlung von Diphtherie

Besteht der Verdacht auf eine Diphtherie, erfolgt die Behandlung wegen der Isolation und des nötigen Monitorings zwingend im Krankenhaus. Betroffene erhalten schnellstmöglich sogenannte Antitoxine, sprich Gegengifte, die das noch nicht im Körper gebundene Diphtherietoxin unschädlich machen sollen. Gegen bereits gebundenes Diphtherietoxin ist ein Antitoxin jedoch wirkungslos.

Um die Zahl der Bakterien zu reduzieren und Komplikationen entgegenzuwirken, wird eine schwere Diphtherie zudem mit Antibiotika behandelt. Sofern keine Allergie gegen den Wirkstoff vorliegt, ist Penicillin das Antibiotikum der Wahl.

Vorbeugung gegen Diphtherie: Wie schützt die Impfung?

Einzig zuverlässiger Schutz vor einer Diphtherie ist die Diphtherie-Impfung. Laut dem in Berlin ansässigen Robert Koch-Institut gab es im Jahr 2024 in Deutschland 56 bestätigte Diphterie-Fälle.

Wie wichtig die Impfung ist, zeigen die Infektionszahlen: Vor der Entwicklung des Impfstoffes wurden jährlich viele tausende Infektionen in Deutschland gezählt, betroffen waren vor allem Kinder und junge Erwachsene. Nach Einführung der Impfung im Jahr 1913 sank diese Zahl rapide.

Impfung gegen Diphtherie

Die Impfung gegen Diphtherie schützt nicht vor den Erregern, sondern vor dem Gift, das diese bilden. Deswegen können auch Menschen die Bakterien übertragen, dank ihres Impfschutzes nicht selbst erkranken.

Entsprechend der Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) gehört die Impfung gegen Diphtherie zur den Standardimpfungen in Deutschland.

Impfempfehlungen für Kinder und Erwachsene

In Deutschland wird die Diphtherie-Impfung bei Babys bis zum 11. Lebensmonat in drei Terminen durchgeführt (Grundimmunisierung). Im Alter zwischen fünf und sechs Jahren sowie zwischen neun und 16 Jahren folgt jeweils eine Auffrischung. Erwachsene sollten den Impfschutz alle zehn Jahre auffrischen lassen.

Kombi-Impfung: Welche gibt es, wann werden sie geimpft?

Die Diphtherie-Impfung ist in Deutschland nur in Form einer Kombi-Impfung erhältlich. Folgende Kombinationsimpfstoffe sind laut Paul-Ehrlich-Institut möglich:

  • Kombi-Impfstoff Diphtherie und Tetanus (Wundstarrkrampf)
  • 3-fach-Impfung Diphtherie, Tetanus und Pertussis (Keuchhusten)
  • 4-fach-Impfung Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Poliomyelitis (Kinderlähmung)
  • 6-fach-Impfung Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B (6-fach Impfung)

Impfempfehlung und Impfstoffe

Im Rahmen der Grundimmunisierung im ersten Lebensjahr wird die Verwendung eines 6-fach-Impfstoffes empfohlen. Die erste Auffrischung im Vorschulalter erfolgt mit einem 3-fach-Impfstoff, die zweite in der Jugend mit einem 4-fach-Impfstoff, da hier auch der Impfschutz gegen Kinderlähmung aufgefrischt wird. Im Erwachsenenalter erfolgt die Auffrischung in der Regel mit einem 3-fach- oder einem 4-fach-Impfstoff.

Häufig gestellte Fragen zu Diphtherie

1. Was passiert, wenn man Diphtherie hat?

Eine Diphtherieerkrankung im Rachen zeigt sich vor allem durch weißliche Beläge. Diese entstehen, da Gewebe durch das von den Erregern gebildete Toxin abstirbt. Während die Bakterien im Rachen bleiben, kann das Gift in den Blutkreislauf gelangen und andere Organe schädigen.

Eine Diphtherie ist meldepflichtig. Sobald der Verdacht auf eine Infektion besteht, erfolgt eine Behandlung im Krankenhaus.

2. Warum impft man gegen Diphtherie?

Die Impfung ist der einzige verlässliche Schutz gegen das Diphtherietoxin. Da die Erreger auch von gesunden Menschen übertragen werden können, ist der eigene Schutz durch eine Impfung umso wichtiger. Vor Einführung der Impfung stellte die Diphtherie in Deutschland eine der häufigsten Infektionskrankheiten dar, vor allem unter Säuglingen und Kleinkindern war die Sterblichkeit hoch.

3. Wo bekommt man Diphtherie?

Corynebacterium diphtheriae ist ein weltweit auftretender Erreger. Jedoch ist das Risiko für eine Infektion in Ländern mit geringerem Hygienestandard und niedrigerer Impfquote höher als in Deutschland. Daher wird die Schutzimpfung vor Reisen in bestimmten Regionen vom Auswärtigen Amt oder den Tropeninstituten als Reiseimpfung empfohlen.

4. Was löst Diphtherie aus?

Diphtherie wird durch Diphtherietoxin, einem vom Erreger Corynebacterium diphtheriae gebildeten Gift, ausgelöst. 

Die Inhalte dieser Seite wurden in Zusammenarbeit mit unserem Experten erstellt : Jan Hübsch, Facharzt Innere Medizin im MVZ An der Weißeritz Freital 

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