Prof. Schrader, E-Zigaretten gelten als die vermeintlich gesündere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten. Welchen Einfluss haben sie auf die männliche Fruchtbarkeit?
Zunächst muss man die Wirkungsweise verstehen. Bei elektronischen E-Zigaretten wird eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit, das sogenannte Liquid, erhitzt und vernebelt. Anstelle von Rauch, der beim Verbrennen von Tabak freigesetzt wird, wird ein Aerosol feinster Tröpfchen eingeatmet. Auch dabei werden Giftstoffe in Lunge und Blut aufgenommen.
Denn je nach E-Zigarettentyp und Zusammensetzung des verwendeten Liquids enthalten die elektronischen Verdampfer atemwegsreizende Substanzen wie Propylenglykol, krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und teilweise gesundheitsschädigende Metalle wie Blei, Chrom und eben auch Nikotin. Vor allem das Nikotin führt zu einer schlechteren Spermienqualität und -beweglichkeit. Daher kann man schlussfolgern, dass auch E-Zigaretten einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben.
Wie schätzen Sie die Studie ein, in der sich zeigt, dass der Konsum von E-Zigaretten die Hoden schrumpfen lässt?
In der türkischen Studie wurde im Tierversuch eine Korrelation von E-Smoking und Hodengröße untersucht. Bei E-Smoking zeigte sich bei den Ratten tendenziell eine Abnahme des Hodenvolumens.
Die Autoren schlussfolgerten, dass E-Smoking keinen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat. Wie auch immer man diese Ergebnisse einordnet, Nikotinmissbrauch ist zumindest nicht förderlich für eine höhere Fruchtbarkeit. Liegt ein unerfüllter Kinderwunsch vor und man will deshalb mit dem Rauchen aufhören, sollte man nicht auf das zweite Übel E-Zigarette wechseln und eine Sucht durch die andere ersetzen.