Arthrose: die Fakten auf einen Blick
- Gelenkverschleiß durch Knorpelverlust
- kann jedes Gelenk betreffen, häufig Knie, Hüfte, Hände
- geht mit Schmerzen, Entzündungsreaktionen und Bewegungseinschränkungen einher
- Verläuft im Beschwerdebild sehr unterschiedlich
- oft schreitet sie nur langsam voran und bereitet nur gelegentlich Beschwerden
- die Beschwerden können aber auch schneller zunehmen
Welche Bedeutung hat Ernährung bei Arthrose?
"Bisher war das Ziel der ernährungsmedizinischen Behandlung in der Arthrose-Therapie primär, das Gewicht des Patienten zu senken. Das kann durch einen angepassten Lebensstil mit mehr Bewegung und veränderte Essgewohnheiten gelingen", sagt Pia Salchert, Ernährungswissenschaftlerin am Helios Park-Klinikum Leipzig. Denn im Gegensatz zu Krankheitsbildern wie der rheumatoiden Arthritis, bei der Ernährung eine wichtige Rolle spielt, ist die Studienlage bei Arthrose eher gering und wenig erforscht.
Derzeit liefern Studien zu Ernährung bei Arthrose erste Hinweise dazu, dass Mikronährstoffe positive Effekte auf den Knorpel und die Schmerzsymptome haben können. Zu den Mikronährstoffen zählen mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Vitamin D, Vitamin K sowie die Antioxidantien Vitamin C, E und Seelen. Die Studie zeigt auch, dass zu hohe Eisen- und Kupferspiegel hingegen schädlich für die Schleimhaut des Gelenks (Synovialmemembran) und den Knorpel sein können. "Da wir bislang keine wissenschaftlichen Belege aus Langzeitstudien haben, gibt es keine Empfehlung hinsichtlich einer gezielten Ernährungsweise bei Arthrose. Dennoch raten wir zu einer ausgewogenen, ballaststoffreichen und mediterranen Ernährung mit viel Obst, Gemüse und guten Fetten", fasst die Ernährungswissenschaftlerin zusammen.
Wer im Rahmen der Arthrose-Erkrankung über eine Ernährungsumstellung nachdenkt, sollte sich dazu an die hausärztliche Praxis oder an die Ernährungsberatung wenden und das Vorhaben besprechen.
Welche Rolle spielt eine antientzündliche Ernährung bei Arthrose?
Antientzündliche Ernährung bedeutet zunächst, Nahrungsmittel vom Speiseplan zu entfernen, die Entzündungen begünstigen können. Dazu gehören etwa hochverarbeitete Lebensmittel wie Wurst, Fastfood und Weißmehlprodukte. Ziel der antientzündlichen Ernährungsweise ist, Entzündungsprozesse im Körper zu unterbinden.
"Arthrose-Betroffene sollten auch auf das Rauchen verzichten. Vor allem in Kombination mit einer zu hohen Salzaufnahme hat dies negative Auswirkungen. Kommt dann noch Übergewicht hinzu, steigt das Risiko für entzündliche Gelenkerkrankungen deutlich an", sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Zudem ist es wichtig, auf das Gewicht zu achten, denn ein gesundes Körpergewicht entlastet auch die Gelenke.
Übersicht entzündungshemmender Mikronährstoffe und Lebensmittel (Auswahl)
- Vitamin C: Kiwi, Paprika, Brokkoli, Rosenkohl, Grünkohl; bei der Verarbeitung das Gemüse nur kurz dämpfen; hilft gegen Entzündungen
- Vitamin E: Weizenkeimöl, Olivenöl und rotes Palmöl; hilft gegen Entzündungen
- Polyphenole: In den Randschichten und Blättern von rotem, blauem und violettem Obst und Gemüse wie Äpfel, Beeren, Pflaumen, Grüner Tee, Zimt; hilft gegen Entzündungen
- Carotinoide: Tomaten, Papaya, Grapefruit, Karotten, Grünkohl; hilft gegen Entzündungen
- Curcumin: Kurkuma und Currypulver; entzündungshemmend und schmerzlindernd
- Capsaicin: Chili- und Paprikaschoten; schmerzlindernd
- Omega-3-Fettsäuren: Lein-, Hanf- und Chia-Öl, Leinsamen, Walnüsse, Lachs, Hering, Makrele; Pflanzenöle nicht erhitzen und zügig aufbrauchen; hemmen Entzündungsreaktionen
- sekundäre Pflanzenstoffe und pflanzliche Antioxidantien: dunkles Kakaopulver, Hülsenfrüchte, Soja, Sesam, Lachs, Spinat, Beeren; entzündungshemmend
- Sulfide: Knoblauch und Zwiebel; antibakterielle und gefäßschützende Wirkung
Ernährung bei Arthrose: Was sollte ich beachten?
- Konsum von Fleisch, Wurst und Eiern reduzieren.
- Zweimal pro Woche Fisch (Lachs, Makrele, Hering) essen. Achten Sie auf eine anerkannt nachhaltige Herkunft beim Kauf.
- Pflanzliche Öle wie Raps-, Lein-, Sonnenblumen oder Olivenöl verwenden.
- Viel zuckerarmes Obst (Beeren, Pflaumen, Nektarine) und Gemüse in den Speiseplan integrieren.
- Haferflocken, Dinkel und Hirse für eine gute Ballaststoffzufuhr einbauen.
- Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte statt Weißmehlprodukte essen.
- Mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag trinken.
- Halbfett Milchprodukte, wie Quark, Naturjoghurt und körniger Frischkäse zur Knochenstärkung konsumieren.
- Auf Süßigkeiten und Fertiggerichte weitestgehend verzichten.
- Koffein, Alkohol und Nikotin vermeiden.
Mehr Gemüse, weniger tierische Lebensmittel
Die Basis der Ernährung stellen viel Gemüse, zuckerarmes Obst, Hülsenfrüchte und gesunde Pflanzenöle, wie Raps- und Leinöl dar. Dies ermöglicht Arthrose-Betroffenen, ausreichend Antioxidantien und gesunde Fette aufzunehmen.
Pia Salchert: "Fleisch oder andere tierische Lebensmittel sollten nur in geringen Mengen verspeist werden. In tierischen Nahrungsmitteln steckt viel Arachidonsäure, eine Omega-6-Fettsäure, aus der unser Körper Stoffe herstellt, die Entzündungen im Körper fördern können. Besser sind Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind. Dazu zählen die fettreichen Fischsorten Hering, Makrele und Lachs sowie gute Öle."
FAQ: Ernährung und Arthrose
Klares Nein. Zwar gibt es viele Versprechen in Zeitschriften und Büchern, dass Arthrose mit der richtigen Diät heilbar ist. Wissenschaftliche belegt ist dies aber nicht. Zu beachten ist, dass Arthrose grundsätzlich jedes Gelenk betreffen kann und gleichzeitig verschiedene Ursachen vorliegen können. Diese reichen von angeborenen Fehlstellungen über unfallbedingte Gelenk- und Knorpelschäden hin zu familiärer Veranlagung. Eine Diät, die diese Ursachen beheben kann, gibt es nicht.
In Erfahrungsberichten aus dem Deutschen Arthrose Forum schreiben einige Betroffene darüber, dass ihnen einen eine Umstellung ihrer Ess- und Lebensgewohnheiten umso besser tat, je ungesünder ihre Ernährung und Lebensweise zuvor war. . Dennoch: Ein zerstörter Knorpel entsteht auch dadurch nicht neu.
Tipp: Hinterfragen Sie Arthrose-Diäten kritisch und besprechen Sie eine Ernährungsanpassung immer mit Ihrer behandelnden Hausärztin oder dem Hausarzt.
Jein. Eine antientzündliche Ernährungsweise kann den zerstörten Knorpel nicht reparieren oder neu wachsen lassen. Aber: Bei Arthrosearten, wie Kniearthrose oder Hüftarthrose, kann sich eine Ernährungsumstellung günstig auf den Verlauf auswirken. Insbesondere, wenn es sich um entzündliche Erkrankungen handelt.
Tipp: Halten Sie ärztliche Rücksprache darüber, was Sie beachten sollen, wenn Sie in Ihre Ernährung mehr entzündungshemmende Lebensmittel einbauen und auf entzündungsfördernde Lebensmittel verzichten möchten.
Weniger Zucker und Weißmehlprodukte
Ein zu viel an Zucker kann entzündliche Prozesse verstärken. Daher ist die Empfehlung von Pia Salchert ganz klar: "Zuckerkonsum reduzieren, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine tägliche Menge von 50 Gramm bei Erwachsenen. Süßigkeiten, Gebäck und Weißmehlprodukte bringen dem Körper nichts. Wer auf sein Gewicht achtet, sollte sich diese leeren Kalorien sparen."
Gewürze als natürliches Schmerzmittel
Einige Gewürze enthalten entzündungshemmende Inhaltsstoffe. Dazu zählen Kurkuma, Chili oder Zimt. Eine Mixtur aus Kreuzkümmel, Koriander und Muskat kann eine natürliche schmerzlindernde Wirkung haben, da sie die Durchblutung der Gelenkschleimhaut verbessern kann. Betroffene sollten hierzu mit der hausärztliche Praxis Rücksprache halten, welche Mengen sinnvoll sind.
Welchen Einfluss hat Ernährung auf Gelenkschmerzen?
Wer über Ernährung im Rahmen von Gelenkschmerzen spricht, sollte immer zwischen einer Gewichtsabnahme und entzündlichen Erkrankungen unterscheiden. So hat eine Ernährungsumstellung bei einer Gewichtsabnahme oft sehr gut Erfolge, denn weniger Körpergewicht entlastet die Gelenke und kann dadurch schmerzlindern wirken.
Gegen die Gelenkentzündung selbst stellt antientzündliche Ernährung jedoch nur eine ergänzende Maßnahme dar. Patientinnen und Patienten mit einer aktivierten Arthrose, die mit Entzündungszeichen wie Schwellung, Überwärmung und Gelenkerguss einhergeht, müssen diese immer auch ärztlich behandeln lassen, um mögliche Folgeschäden zu verhindern. Eine Diät reicht als alleiniges Mittel nicht aus.
Fazit: Gesunde Ernährung bei Arthrose sinnvoll, aber kein alleiniges Heilmittel
Ernährung ist ein ergänzender Baustein in der Behandlungskette bei Arthrose: Mit Ernährung allein haben Betroffene jedoch keine "Wunderwaffe", die einen zerstörten Knorpel aufbaut, oder alle Symptome lindert. Dennoch ist es nach ärztlicher Rücksprache sinnvoll, dauerhaft auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten, die möglichst antientzündlich ausgerichtet ist.