Fakten zum Hüftgelenk
Das Hüftgelenk ist das zweitgrößte Gelenk des Körpers nach dem Kniegelenk. Es verbindet das Becken (Pelvis) mit den beiden Oberschenkelknochen (Femur). Als sogenanntes "Kugelgelenk", das sich aus der Hüftgelenkspfanne und dem darin gleitenden Hüftkopf zusammensetzt, ermöglicht es dem Menschen vielseitige Bewegungen auszuführen wie Gehen, Laufen, Stehen, Tanzen oder auch Springen.
Das Hüftgelenk ist sicher in die Gelenkkapsel eingebettet. Die Innenhaut der Gelenkkapsel stellt Gelenkflüssigkeit (Synovia) her. Durch die Gelenkflüssigkeit wird einerseits die Reibung an den Gelenkflächen reduziert und andererseits der Knorpel mit Nährstoffen versorgt. Der Knorpel ist eine Art "Stoßdämpfer" zwischen den Knochen, der sich jedoch mit der Zeit abnutzen kann. Neben den Knochen sorgen Bänder, Sehnen und Muskeln für zusätzliche Stabilität und Beweglichkeit der Hüfte.
Risikofaktoren für eine Hüftarthrose
Es gibt diverse Faktoren, die das Risiko für eine Hüftarthrose erhöhen. Dazu zählen:
- Alter über 55 Jahre
- angeborene Hüfterkrankungen oder Fehlstellungen
- starkes Übergewicht
- über Jahre schwere körperliche Arbeit
- Dauerbelastung durch Sportarten mit starken Stoßbelastungen
- frühere Verletzungen wie Knochenbrüche im Bereich der Hüftgelenke
- Impingement-Syndrom der Hüfte
- Spätfolgen nach Infektionen des Hüftgelenks (Osteomyeltitis)
Ursachen für Hüftarthrose
Die Ursachen einer Hüftgelenksarthrose sind vielfältig und werden in zwei Gruppen eingeteilt:
Die primäre Coxarthrose, die etwa 20 bis 25 Prozent der Fälle ausmacht. Hierbei liegt kein auslösendes Ereignis vor und die Ursache der Schmerzen ist unbekannt. Risikofaktoren wie hohes Alter, Bewegungsmangel und Übergewicht begünstigen diese Form, die in der Regel beidseitig auftritt.
Die sekundären Coxarthrosen umfassen etwa 75 bis 80 Prozent der Fälle. Diese Form entsteht aufgrund eines ungleichmäßigen Verschleißes des Gelenkknorpels durch Erkrankungen, Verletzungen oder Operationen.
Symptome der Coxarthrose
Eine Hüftarthrose ist durch belastungsabhängige Schmerzen, vor allem in der Leiste mit Ausstrahlung in den Oberschenkel gekennzeichnet. Typisch sind Anlaufschmerzen nach längerer Ruhe, als auch Schmerzen beim Treppensteigen und Gehen. Weiterhin treten Funktions- und Bewegungseinschränkungen der Gelenkbeugung und -innendrehung auf, etwa, wenn die Beine übereinandergeschlagen werden. Im fortgeschrittenen Stadium sind zusätzlich Ruhe- und Nachtschmerzen typisch. Ist die Coxarthrose stark ausgeprägt, weisen Betroffene ein charakteristisches Schonhinken auf der von Arthrose betroffenen Seite auf.
Diagnose der Coxarthrose
In einem ausführlichen Gespräch erfasst die Ärztin oder der Arzt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) und die Beschwerden. Dabei werden vor allem die Schmerzintensität, die Dauer und der Ort der Schmerzen erfasst. Es schließt sich eine körperliche Untersuchung an, bei der das Hüftgelenk abgetastet und die Beweglichkeit überprüft wird. Hierbei werden auch mögliche Schwellungen und Rötungen erfasst sowie die Körperhaltung beurteilt.
Im Rahmen der Diagnostik können bildgebende Untersuchungen des Hüftgelenks, wie Röntgen, eingesetzt werden. Im Röntgenbild sind mögliche Veränderungen des Knorpels und Gelenkspalts sichtbar. Wichtig: Die sichtbaren Veränderungen im Röntgenbild müssen nicht dem erlebten Beschwerdebild entsprechen. Das heißt, dass es bei Personen mit einem ausgeprägten Beschwerdebild dennoch keine Anzeichen von Arthrose im Röntgenbild geben muss. Zum Ausschluss anderer Krankheitsbilder sollten daher noch weitere diagnostische Maßnahmen wie Ultraschall, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie erfolgen.
Hüftarthrose Behandlung
Eine Hüftarthrose ist nicht heilbar. Je nach Schweregrad wird zunächst mittels konservativer Behandlungsmethoden versucht, die Beschwerden zu lindern. Die S2 Leitlinie sieht verschiedene konservative Möglichkeiten vor, um die Beschwerden zu lindern. Wenn diese nicht mehr ausreichende Linderung bringen, werden operative Maßnahmen erwogen.
Konservative Behandlungen
Im Bereich der konservativen Therapie können Ärztinnen und Ärzte laut der S2 Leitlinie auf folgende Maßnahmen zurückgreifen:
- Veränderung des Lebensstils
- Physikalische Therapie
- Physiotherapie
- Orthopädische Hilfsmittel
- Komplementär- und Alternativmedizin
Lebensstil: Ein angepasster Lebensstil stellt eine wichtige Therapiesäule dar, um das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen. Empfehlenswert sind ausreichend körperliche Aktivität im Alltag, beispielsweise durch gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren. Übergewicht stellt einen Risikofaktor für die Entwicklung von Arthrose dar. Daher sollte auf ein gesundes Körpergewicht geachtet und Übergewicht vermieden werden.
Physikalische Therapie: Hierein fallen therapeutische Maßnahmen wie die Hydrotherapie (Wassertherapie), Elektrotherapie/Ultraschalltherapie, Wärme- und Kälteapplikationen als auch Massagen. Insbesondere die Therapie im Bewegungsbad hat eine positive Wirkung auf die Funktion des betroffenen Hüftgelenks und wirkt schmerzlindernd. Empfohlen wird eine zweimalige Anwendung pro Woche. Generell sollten Maßnahmen wie Ultraschall, Unterwasserdruckmassagen oder Kneipp-Güsse in Verbindung mit primär bewegungstherapeutischen Maßnahmen angewandt werden.
Physiotherapie: Kernelement der Physiotherapie ist die Bewegungstherapie. Diese sollte in Abhängigkeit von Alter, Begleiterkrankungen, Schmerzintensität und Bewegungseinschränkungen einerseits Übungen zur Kräftigung und andererseits zur Steigerung der körperlichen Belastungsfähigkeit beinhalten. Die Übungen sollten zunächst unter Anleitung von Experten durchgeführt werden. Geeignet sind Krafttraining, Ausdauertraining als auch eine Kombination. Ziel ist, dass Patientinnen und Patienten die Fähigkeit zum Schmerzmanagement, Entspannen und regelmäßiger Bewegung erwerben.
Orthopädische Hilfsmittel: Gehhilfen wie Stöcke der Gehstützen sollen das Hüftgelenk entlasten. Bei richtiger Anwendung können Schmerzen reduziert und die Balance verbessert werden. Zudem sinkt die Gewichtsbelastung auf dem betroffenen Gelenk.
Komplementär- und Alternativmedizin: Zusätzlich zur Standardtherapie können Maßnahmen wie Akupunktur, Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und Aromatherapie die Lebensqualität verbessern und Schmerzen mindern.
Medikamentöse Therapie: Im Rahmen der medikamentösen Therapie können verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Die Auswahl richtet sich dabei nach individuellen Risikofaktoren des Patienten sowie dem Alter. Möglich sind unter anderem Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken.
Frag die Docs: Wie behandelt man Arthrose?
In dieser neuen Folge von „Frag die Docs" besucht Dr. Carola Holzner, auch bekannt als Doc Caro, die Helios ENDO-Klinik in Hamburg, um alles über Arthrose zu erfahren. Sie spricht mit Dr. Thorsten Gehrke, Ärztlicher Direktor, über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Gelenkkrankheit. Caro begleitet den Helios-Experten auch in den OP, um zu zeigen, wie ein operativer Eingriff abläuft.
Operative Behandlungen
Lassen sich die Beschwerden bei fortgeschrittener Arthrose mit konservativen Maßnahmen nicht mehr lindern, kommen operative Verfahren in Frage, welche die Schmerzen lindern und dem Gelenkverschleiß entgegenwirken sollen:
Hüftarthroskopie: Erfolgt mittels minimal-invasiven Eingriff, um Knorpelschäden zu behandeln, freie Knochenstücke und Gelenkkörper zu entfernen oder die Gelenkschleimhaut zu behandeln.
Korrektur von Gelenkfehlstellungen: Eine Korrektur der Achsfehlstellung, die sogenannte Umstellungsosteotomie, kann bei Betroffenen schmerzlindernd wirken und das Fortschreiten der Hüftarthrose stoppen.
Hüftgelenkendoprothesen (Hüft-TEP): Hierbei besteht die Wahl zwischen einer Total-Endoprothesen und einer Teil-Prothese. Das künstliche Hüftgelenk ist der Form des natürlichen Gelenks nachempfunden. Es ersetzt Oberschenkelkopf und Hüftgelenkpfanne im Rahmen einer Total-Endoprothese. Bei einer Teil-Endoprothese bleibt die Hüftgelenkspfanne bestehen. Dank moderner Operationstechnik lassen sich heute die Muskeln und Weichteile mit minimalinvasiven Techniken weitgehend schonen und sorgen so für eine deutlich beschleunigte Rekonvaleszenz und Rehabilitation mit häufig auch verbesserter Funktion und Belastbarkeit des Hüftgelenkes. Die meisten Hüft-Endoprothesen bestehen heutzutage aus Titan- oder Kobalt-Chrom-Legierungen. Diese sind besonders korrosionsbeständig und gut verträglich. Ein modernes Hüftgelenk hält heute etwa 20 bis 25 Jahre. Danach kann es sein, dass das Gelenk ersetzt werden muss. Dabei können – je nach Notwendigkeit – das gesamte künstliche Gelenk oder nur einzelne Teile ersetzt werden.