Was ist ein Magenband?
"Das Magenband war die erste echte operative Maßnahme zur Gewichtsreduktion. Es handelt sich dabei um eine Silikonmanschette, die in einer minimalinvasiven Operation um den Mageneingang gelegt wird", sagt Dr. Kristina Lenz, Oberärztin und Leitung des Adipositaszentrums an den Helios Kliniken Schwerin.
Das weiche Silikonband teilt den Magen in zwei Teile: der kleine, obere Teil ist der Vormagen, der sogenannte Pouch, und den großen Restmagen. Die Weite des Bandes ist meist über einen in der Bauchdecke fixierten Port verstellbar. Durch Einspritzen von Flüssigkeit in den Port verändert sich die Kapazität des Magens, was direkten Einfluss auf die Menge der Nahrungsaufnahme und den Gewichtsverlauf hat. Je mehr Flüssigkeit eingespritzt wird, desto stärker schnürt es den Magen ein, wodurch das Sättigungsgefühl eher einsetzt. Wird Flüssigkeit entzogen, hat der Magen wieder mehr Raum.
Grundsätzlich ist das Magenband für alle drei Schweregrade von Adipositas geeignet, oft erfolgt der Eingriff ab einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30. Der sogenannte Excess Weight Loss, also die zu erwartende Gewichtsreduktion beträgt circa 40 Prozent des Übergewichts.
Was sind Voraussetzungen für ein Magenband?
Bevor eine Magenband-Operation in Betracht kommt, sind nach S3-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie bestimmte Kriterien zu erfüllen:
- multimodales Behandlungskonzept mit Ernährungs-, Bewegungs-, und Verhaltenstherapie
- Diagnosen und Ausschluss von anderen Ursachen der Adipositas
- Nachweis, dass andere Methoden erfolglos waren und das Übergewicht schon seit Jahren besteht
Die Vorbereitung im Vorfeld des Eingriffs dauert meist sechs Monate.
"Bei uns sind eine Gastroskopie, also Magenspiegelung, ein Ultraschall des Bauches, ein Screening auf das Schlafapnoesyndrom und eine komplexe Labor- einschließlich Hormondiagnostik Standard. Zudem werden alle Patientinnen und Patienten psychologisch untersucht", betont Dr. Lenz. So sprechen bestimmte körperliche und psychische Erkrankungen gegen ein Magenband. Dazu zählen etwa Fehlbildungen am Magen, Magengeschwüre sowie Suchterkrankungen oder unbehandelte Essstörungen.
Sind alle Voraussetzungen erfüllt, wird die Indikation zur Operation mit dem Patienten und den behandelnden Kollegen gemeinsam gestellt und durchgeführt.
Der Ablauf einer Magenband-OP
Eine Magenband-Operation erfolgt immer unter Vollnarkose und dauert in der Regel eine Stunde. Der Eingriff erfolgt laparoskopisch per Schlüssellochtechnik mit kleinen Einschnitten im Oberbauch (minimalinvasiv). Bei dieser Operationsmethode werden die Bauchhöhle und die Organe durch eine spezielle Kamera am Laparoskop sichtbar und in Echtzeit auf einen Monitor übertragen. Für den Pouch wird der obere Teil des Magen freigelegt und das verstellbare Magenband um diesen umgelegt und verschlossen. Anschließend wird das Band mit Nähten an der Magenwand fixiert, um ein Verrutschen möglichst zu verhindern.
Im nächsten Schritt wird der Port über einen weiteren kleinen Schnitt in der Bauchdecke platziert, sodass er sowohl gut tastbar als auch mit dem Katheter verbunden ist. Durch die Zugabe und das Entfernen von Flüssigkeit ist das Magenband anpassbar. Das Magenvolumen beträgt nach dem Eingriff etwa 20 Milliliter (ml).
Abschließend werden die Instrumente entfernt und die kleinen Wunden vernäht. Vor der Rückkehr auf die Station folgt eine Überwachung im Aufwachraum, bis der Patient wach, stabil sowie möglichst schmerzfrei ist.
Wie geht es nach dem Eingriff weiter?
"Unser Ziel ist, eine möglichst zügige Mobilisation der Patientinnen und Patienten aus dem Bett sowie der Kostaufbau. Zunächst starten die Patienten mit schluckweisen Trinken und Wassereis. Wird dies gut vertragen, steht Trinken von Wasser, Tee sowie Brühe am ersten Tag nichts entgegen", sagt Dr. Kristina Lenz.
Richtige Ernährung nach der Magenband-Operation
Das Ziel jeder Adipositastherapie ist das Erlernen einer dauerhaften gesunden Ernährung. Direkt nach der Operation dürfen die Patientinnen und Patienten nur trinken. Am zweiten Tag nach der OP stehen Joghurt, Suppe und Babynahrung auf dem Speiseplan. Die meisten Patientinnen und Patienten können bereits nach drei Tagen nach Hause entlassen werden. Voraussetzung dafür ist, dass sie die vorgegebene Trinkmenge schaffen, keine Beschwerden bestehen und die Kontrolle der Laborwerte keine Auffälligkeiten zeigt.
Wichtig ist, dass die Essensvorgaben eingehalten werden:
- Woche eins und zwei: flüssige Kost
- Woche drei und vier: pürierte und weiche Kost
- ab Woche fünf: Normalkost
Die Menge der Mahlzeiten ist nun sehr klein, da sich das Aufnahmevolumen des Magens verändert hat. Zudem sollte die Nahrung gut gekaut sein.
Vorteile der Magenband-Operation
Dr. Kristina Lenz: "Die künstlich geschaffene Enge erlaubt nur eine gut gekaute und langsame Nahrungsaufnahme in kleinen Mengen, was den Patienten bei seinen in der Therapie erlernten Verhaltensweisen zur Gewichtsabnahme unterstützt. Denn auch ein Magenband ist am Ende nur ein Hilfsmittel zur Kontrolle der Krankheit." Die meisten Patientinnen und Patienten können in den ersten Monaten etliche Kilogramm an Gewicht abnehmen – vorausgesetzt sie halten sich sowohl an die Diät und achten auf ausreichend Bewegung im Alltag.
weitere Vorteile im Überblick:
- Schlüssellochchirurgie
- kurzer Klinikaufenthalt
- Nachjustieren des Magenbandes ohne weitere Operation
- Eingriff umkehrbar (reversibel)
Nachteile und Risiken der Magenband-Operation
Wie bei jedem operativen Eingriff bestehen Operationsrisiken, dazu zählen vor allem Verletzungen von Speiseröhre, Magen, Darm und Milz sowie Blutungen und Bauchfellentzündungen.
Mittelfristig können durch das Band selbst bei guter Lage Engstellen im Magen entstehen, die zum Aufstau der Nahrung in der Speiseröhre führen. Begleitsymptome sind oft Sodbrennen, Erbrechen und Schmerzen. "Leider sind auch mechanische Komplikationen sehr häufig. Das bedeutet, ein Verrutschen des Bandes, des Magens durch das Band und sogar ein Durchwandern des Bandes durch die Magenwand mit teils schweren Problemen, die dann nicht selten mit einer großen Operation behandelt werden müssen", weiß die Oberärztin.
Wie wirksam ist das Magenband im Vergleich zu anderen Methoden?
Der Gewichtsverlust liegt rein statistisch bei etwa 40 Prozent. Damit ist das Magenband zwar schon sehr effektiv, aber deutlich unter den zu erwartenden Ergebnissen anderer adipositaschirurgischer Verfahren wie der Magenverkleinerung und dem Magen-Bypass.
Neben der Gewichtsabnahme ist vor allem die Behandlung von Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlafapnoe sowie eine Verbesserung der Lebensqualität ein wichtiges Ziel. Dennoch sind andere Methoden hier oft noch wirksamer.
Wie lange kann ein Magenband im Körper bleiben?
"Bei Adipositas handelt es sich um eine lebenslange Erkrankung, ein chronisches Krankheitsbild, welches nur mit einer langfristigen multimodalen Therapie behandelbar ist. Das Magenband wirkt hier unterstützend und kann zwar für immer im Körper bleiben, aber bei mehr als einem Drittel der Patienten kommt es in den ersten fünf Jahren zu Problemen, bei manchen auch später", weiß Dr. Kristina Lenz.
Treten die Probleme auf, muss das Magenband in der Regel entfernt werden, was bei den Betroffenen wieder zu einer deutlichen Gewichtszunahme führt. Das Gewicht erfordert erneute operative Maßnahmen. Doch gerade bei einem bereits operierten Magen erhöht sich das Risiko für Komplikationen. "In den meisten Adipositaszentren werden deswegen keine Magenbänder mehr eingebracht, da sie mit viele Mühe wieder entfernt werden mussten. Ich kann nur dazu raten, wer sich für eine Adipositasoperation entscheidet, sollte eine Variante wählen, die langfristig erfolgversprechend ist und einen lebenslangen Effekt hat – ein Magenband erfüllt dies nach der Erfahrung der letzten 20 Jahre leider nicht mehr", führt die Chirurgin aus.
Was kostet ein Magenband?
Das Magenband ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten für die Operation werden in der Regel jedoch übernommen, wenn Patientinnen und Patienten die medizinischen Voraussetzungen erfüllen. Hierzu sollten Sie sich im Vorfeld in einem Adipositaszentrum in Ihrer Nähe informieren.
Wer sich für die Magenband-OP als Selbstzahlerleistung entscheidet, sollte sich ausführlich in einem Adipositaszentrum beraten lassen. Dort können Sie sich auch über den Behandlungsaufwand und mögliche anfallende Folgekosten bei möglichen (späteren) Komplikationen informieren.