Was ist eine Magenverkleinerung?
"Der Begriff Magenverkleinerung umfasst verschiedene operative Verfahren, die eine Gewichtsreduktion bei Adipositas als Ziel haben. Während der Operation wird der Magen so stark verkleinert, dass nur noch kleine Portionen Nahrung verspeist werden können und das Sättigungsgefühl deutlich schneller einsetzt", sagt Dr. Kristina Lenz, Oberärztin und Leitung des Adipositaszentrums an den Helios Kliniken Schwerin.
Der Begriff Magenverkleinerung wird oft auch synonym mit Schlauchmagen verwendet. Wenn Patientinnen und Patienten über eine Magenverkleinerung nachdenken, können allerdings unterschiedliche, sogenannte bariatrische Operationen, infrage kommen. Dazu zählen etwa
- Magenbypass: Operative Eingriff, bei dem der Magen verkleinert wird und das Restvolumen zwischen 20 bis 100 Millilitern liegt.
- Schlauchmagen: Operative Methode, bei der ein Großteil des Magens entfernt wird, sodass nur noch ein schlauchförmiger Teil übrigbleibt.
- Magenballon: Eine nicht-operative Methode, die den Magen nicht anatomisch verkleinert. Der gefüllte Magenballon ändert Fassungsvermögen im Magen, wodurch schnell ein Sättigungsgefühl eintritt.
- Magenband: Operative Maßnahme, die den Magen nicht verkleinert, aber einen engen Übertritt in den Magen. Eingriff wird nicht mehr oft durchgeführt.
Welcher Eingriff geeignet ist, hängt unter anderem von Faktoren wie dem Body-Mass-Index (BMI), dem Essverhalten und weiteren individuellen Risikofaktoren ab.
Was sind Voraussetzungen für eine Magenverkleinerung?
Ein adipositaschirurgischer Eingriff kommt nach S3-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie erst in Betracht, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Dazu zählt eine multimodale Therapie aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Zudem müssen sowohl Diagnosen, die gegen den operativen Eingriff sprechen als auch andere Ursachen der Adipositas ausgeschlossen werden.
Die Vorbereitung auf eine Magenverkleinerung umfasst in der Regel sechs Monate. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird die Indikation zur Operation gestellt.
Wann ist eine Magenverkleinerung nicht möglich?
Gegen eine Magenverkleinerung sprechen unter anderem:
- ein zu geringer BMI (unter 35)
- eine bekannte Krebserkrankung,
- behandelbare körperliche Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion,
- eine nicht behandelte Essstörung
- Voroperationen/Schäden im Bereich des Magen-Darm-Traktes
- ein zu hohes Operations- und Komplikationsrisiko bei schlechtem Allgemeinzustand
- Medikamenten-, Drogen oder Alkoholabhängigkeit
Für wen ist die Magenverkleinerung geeignet?
Die Magenverkleinerung ist gut für (junge) Menschen geeignet, die ein gesundes Leben ohne die Adipositas führen möchten, aber es nicht schaffen mit Sport und einer Ernährungsumstellung ihr Gewicht ausreichend zu reduzieren oder dauerhaft zu halten.
Auch für junge Frauen mit Kinderwunsch kann sich der Eingriff positiv auswirken und eine Schwangerschaft erleichtern. Jedoch sollten diese in der Regel etwa 18 Monate mit einer Schwangerschaft warten, bis sich ihr Gewicht nach dem Eingriff stabilisiert hat.
Nebst diesen Aspekten stellt die Magenverkleinerung auch für chronisch kranke Patientinnen und Patienten, die auf eine sichere Aufnahme lebenswichtiger Medikamente angewiesen sind, eine gute Option dar.
Was sind Vorteile einer Magenverkleinerung?
Der Effekt einer Magenverkleinerung wirkt sich sowohl auf ein verbessertes Sättigungsgefühl als auch Folgeerkrankungen positiv aus.
Da die Nahrungsaufnahme begrenzt ist, sind fortan nur noch kleine Portionen möglich und Patienten sind schneller satt. Die Produktion des sogenannten Hungerhormons Ghrelin, welches appetitanregend wirkt, wird verringert. Dieser Effekt kann zu einer raschen, deutlichen und meist auch dauerhaften Gewichtsabnahme von bis zu 70 Prozent des Ausgangsgewichts führen.
Auch Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus können bei fast allen Patientinnen und Patienten deutlich gebessert werden. Mehr als die Hälfte der Operierten kann nach fünf Jahren ohne Medikation leben.
"Zudem ist durch die Reduktion des Körpergewichtes eine ganz andere Lebensqualität möglich, wie eine bessere Teilhabe an sozialem Leben, Reisen und Freizeit. Allein die Möglichkeit, schmerzfrei und ohne Luftnot längere Strecken gehen und Treppensteigen zu können, ist für viele Patienten seit Jahrzehnten nicht mehr denkbar gewesen", sagt die Oberärztin.
Was sind Nachteile einer Magenverkleinerung?
Wie bei jedem operativen Eingriff bestehen Operationsrisiken, dazu zählen vor allem Verletzungen von Speiseröhre, Magen, Darm und Milz sowie Blutungen und Bauchfellentzündungen. Nach einer Magenverkleinerung, wie dem Magenbypass, müssen zudem lebenslang Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel) eingenommen werden, welche die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sicherstellen.
Es kann auch passieren, dass einige stark zucker- oder fetthaltige Lebensmittel nicht mehr vertragen werden und Beschwerden verursachen. Dabei handelt es sich oft um eine Sturzentleerung (Dumping) in den Dünndarm, die mit Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Blutdruckabfall oder auch Durchfall einhergehen kann. Besonders in der ersten Zeit nach der Operation sollte daher mit Bedacht gegessen werden.
Was sollte ich vor und nach einer Magenverkleinerung beachten?
Wichtig ist: Die Magenverkleinerung ist keine Heilung der Krankheit Adipositas. Sie ist jedoch ein relativ schonendes, langfristiges und hoch effektives Hilfsmittel für Patientinnen und Patienten, ihr Gewicht besser zu kontrollieren. Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist die vorherige Änderung des Lebensstils. Denn auch mit Operation helfen nur gesundes Essen und genügend Bewegung wirklich effektiv gegen zu viel Körpergewicht.
"Wir bereiten unsere Patienten vor der Operation mit einer dreiwöchigen Eiweißphase auf die Operation vor. Dadurch reduziert sich der Grad der Leberverfettung, wodurch sich der Start in das neue Leben durch die bereits erfolgte Umstellung auf Low-Carb, einer kohlenhydratarmen Ernährung, erleichtert", weiß Dr. Kristina Lenz.
Jede Patientin und jeder Patient sollte sich bewusst sein, dass eine Magenverkleinerung eine dauerhafte Veränderung ist, die nicht rückgängig gemacht werden kann. Den übermäßigen Genuss von Süßigkeiten und Süßspeisen kann jedoch auch eine Magenverkleinerung nicht verhindern, hier bedarf es psychologischer Unterstützung in Form einer Verhaltensmodifikation und Ernährungsberatung – und dies bereits vor der Operation.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zudem, dass einige Patientinnen und Patienten nach Adipositasoperationen zur sogenannten „Suchtverschiebung“ neigen. Das bedeutet einen Wechsel von übermäßiger Nahrungsaufnahme zu anderen Suchtmitteln wie Alkohol, aber auch Schmerzmitteln.
Im Video: Dr. Kristina Lenz über die Behandlung der Adipositas
Erfahren Sie direkt von der Expertin, welche Aspekte in Bezug auf die Wahl der richtigen Therapie ein Rolle spielen und wie sich die verschiedenen Operationsmethoden voneinander unterscheiden.
Welche Gewichtsreduktion ist nach einer Magenverkleinerung möglich?
Prinzipiell ist das Erreichen des Normalgewichtes möglich. Ein Großteil der Patienten erreicht das präoperativ formulierte Wunschgewicht, das oft unter 100 Kilogramm lautet. Wie hoch der Gewichtsverlust ist, ist auch abhängig von der OP-Methode.
Auch ein Stillstand des Gewichtes ist normal. Bei längerem Stillstand oder einer Gewichtszunahme ist die Analyse der Ursachen wichtig. Dies können Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt in der Nachsorgesprechstunde tun.
Was kostet eine Magenverkleinerung?
Eine Magenverkleinerung ist keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten für die Operation werden in der Regel jedoch übernommen, wenn Patientinnen und Patienten die medizinischen Voraussetzungen erfüllen. Hierzu sollten Sie sich im Vorfeld in einem Adipositaszentrum in Ihrer Nähe informieren.
Wenn Sie sich für eine Magenverkleinerung als Selbstzahlerleistung entscheiden, sollten Sie sich ausführlich in einem Adipositaszentrum beraten lassen. Dort können Sie sich auch über den Behandlungsaufwand und mögliche anfallende Folgekosten bei möglichen (späteren) Komplikationen informieren.