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Norovirus: Alles Wichtige über die Magen-Darm-Grippe

Norovirus-Infektionen stellen die häufigste Ursache für Magen-Darm-Erkrankungen dar. Welche Symptome auftreten und wie Sie sich schützen können, erklärt uns Experte.

28. August 2024
Diseased African American woman holding stomach feeling pain and anguish after food poisoning,Diseased African American woman holding stomach feeling pain and

Was sind Noroviren?

Noroviren sind die häufigsten Erreger einer akuten infektiösen Gastroenteritis (akuter Brechdurchfall) beim Menschen.

„Es handelt sich um sogenannte unbehüllte Viren. Das heißt, sie haben anders als zum Beispiel Grippe- oder Coronaviren keine Phospholipid-Hülle, die der menschlichen Zelloberfläche ähnelt“, erklärt Dr. Felix Giebel, Chefarzt der Abteilung für Krankenhaushygiene am Helios Universitätsklinikum Wuppertal.

Das macht Noroviren besonders unempfindlich (resistent) gegenüber Umwelteinflüssen und auch resistenter gegenüber Desinfektionmitteln als behüllte Viren. Der Mensch gilt als einziger Überträger für Noroviren.

Welche Ursachen gibt es für eine Infektion mit Noroviren?

Eine Infektion mit Noroviren setzt immer voraus, dass die Viren oral (über den Mund) aufgenommen werden, nachdem sie von einer erkrankten Person über Stuhl oder Erbrochenes ausgeschieden wurden.

„Eine weitere Besonderheit der Noroviren ist, dass eine sehr geringe Anzahl von Virus-Partikeln ausreicht, um eine Infektion auszulösen“, weiß der Experte.

So ist nicht nur eine direkte Übertragung von Person zu Person durch Tröpfchen möglich, sondern auch die Aufnahme über kontaminierte Oberflächen oder rohe Nahrungsmittel, die zum Beispiel mit kontaminiertem (verunreinigtem) Wasser zubereitet wurden.

Noroviren sind weltweit verbreitet. Dr. Giebel: „Eine Infektion mit Noroviren ist das ganze Jahr über möglich, in unseren Breiten kommt es aber vermehrt in den Wintermonaten – November bis März – zu Norovirus-Erkrankungen und Ausbrüchen.“

Durch die hohe Ansteckungsfähigkeit sind Noroviren häufig Auslöser von Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen, Altenheimen und Krankenhäusern mit vermehrten Übertragungen von Mensch zu Mensch.

Helios Universitätsklinikum Wuppertal - Campus Barmen

Chefarzt der Abteilung für Krankenhaushygiene

Eine Infektion mit Noroviren ist das ganze Jahr über möglich, in unseren Breiten kommt es aber vermehrt in den Wintermonaten – November bis März – zu Norovirus-Erkrankungen und Ausbrüchen.

Welche Symptome habe ich bei einer Infektion?

Bei einer Norovirus-Infektion finden sich die klassischen Symptome einer Gastroenteritis, das heißt, Erbrechen und Durchfall. Übelkeit und Erbrechen sind häufig die ersten und führenden Symptome.

„Nicht selten wird ein plötzlicher Beginn mit schwallartigem Erbrechen aus völliger Gesundheit heraus berichtet. Häufig besteht deutliches allgemeines Krankheitsgefühl mit Bauchschmerzen, Kopf- oder Gliederschmerzen“, weiß Dr. Giebel.

Die Körpertemperatur kann erhöht sein, es besteht aber meist kein hohes Fieber. Die Durchfälle sind typischerweise wässrig und ohne Schleim- oder Blutbeimengungen; leichtere Verläufe sind möglich.

Die Zeit von Ansteckung bis zu den ersten Symptomen (Inkubationszeit) ist mit sechs bis 50 Stunden recht kurz.

Bei kleinen Kindern und älteren, insbesondere vorerkrankten Personen, kann ein ausgeprägter Flüssigkeitsmangel (Exsikkose) durch verminderte Flüssigkeitsaufnahme und erhöhten Flüssigkeitsverlust eintreten. Dieser kann zu einer Behandlungsbedürftigkeit im Krankenhaus führen.

Wie werden Noroviren diagnostiziert?

Bei jeder akut einsetzenden Gastroenteritis sollte an eine Norovirusinfektion gedacht werden. Dr. Giebel: „Bei sonst gesunden Personen ist ein Nachweis der Noroviren nicht notwendig, da sich daraus keine spezifische Therapie ergibt.“

Sollte die Erkrankung aber länger andauern, ist die betroffene Person immungeschwächt oder ist die Ursache der Symptome unklar, können Stuhluntersuchungen auf Noroviren durchgeführt werden. „Hier werden entweder Virusproteine oder das Erbgut der Viren im Stuhl nachgewiesen. Meist wird gleichzeitig auf weitere Durchfallerreger hin untersucht“, erklärt der Mediziner.

Auch wenn sich ein zeitlicher Zusammenhang zwischen zwei Erkrankungen ergibt, insbesondere im Krankenhaus oder anderen Einrichtungen, ist eine Laboruntersuchung auf Noroviren sinnvoll.

Wie lange dauert eine Infektion mit Noroviren an?

Typischerweise dauern Erbrechen und Durchfall bei einer Norovirus-Infektion circa zwölf bis 48 Stunden an, wenn keine begleitenden Erkrankungen oder ein schwerer Verlauf mit Exsikkose vorliegen. Dr. Giebel rät: „Wenn die Symptome deutlich länger anhalten, sollte eine medizinische Abklärung der Ursache erfolgen.“

Nach einer Infektion besteht für einen gewissen Zeitraum (meist mehr als ein Jahr) eine relative Immunität gegen eine erneute Erkrankung durch Noroviren. Der Experte weiß: „Dadurch, dass es im Verlauf zu Veränderungen der Viren kommt, sind wiederholte Erkrankungen aber lebenslang möglich.“

Helios Universitätsklinikum Wuppertal - Campus Barmen

Chefarzt der Abteilung für Krankenhaushygiene

Eine bestimmte Diät wird nicht empfohlen. Betroffene dürfen zu sich nehmen, was vertragen wird, aber es empfehlen sich zunächst kleine Mahlzeiten.

Wie wird eine Norovirus-Infektion behandelt?

Üblicherweise gehen die Symptome rasch von selbst vorbei. Die Therapie erfolgt daher symptomatisch wie bei den meisten akuten Magen-Darm-Erkrankungen. Eine spezifische Therapie gibt es nicht.

Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Das kann, abhängig vom Ausmaß des Flüssigkeitsverlustes, in Form von speziellen Trinklösungen, erfolgen.

„Eine bestimmte Diät wird nicht empfohlen. Betroffene dürfen zu sich nehmen, was vertragen wird, aber es empfehlen sich zunächst kleine Mahlzeiten“, rät Dr. Giebel.

Medikamente die die Bewegungsfähigkeit des Darms hemmen und Medikamente gegen Übelkeit sollten nur nach ärztlicher Abklärung genutzt werden, wenn andere Ursachen der Symptome abgeklärt wurden.

Bei schwerem Verlauf (zum Beispiel unstillbarem Erbrechen), kleinen Kindern und älteren Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen sollte im Zweifel früh medizinischer Rat eingeholt werden. Bei diesen Personen kann rascher eine intravenöse Flüssigkeitsgabe notwendig werden.

Auf einen Blick: Rund um das Norovirus

Eine Infektion mit Noroviren ist die häufigste Unterform einer Magen-Darm-Infektion (akute Gastroenteritis, „Magen-Darm-Grippe“). Es gibt aber noch weitere Viren (zum Beispiel Rotaviren), die ähnliche Symptome auslösen können.

 

Wenn Durchfall und Erbrechen länger als drei Tage anhalten oder weitere Symptome hinzukommen (zum Beispiel Blut im Stuhl), sollte das ärztlich untersucht werden. Hier wird üblicherweise eine Stuhluntersuchung auf weitere, auch bakterielle Erreger durchgeführt.

Die Erkrankung ist für die Betroffenen nicht meldepflichtig. Die Information einer Gemeinschaftseinrichtung kann aber erforderlich sein, wenn beispielsweise ein Kind erkrankt ist, das in einen Kindergarten geht. Das Kind darf den Kindergarten während der Erkrankung nicht besuchen und die Leitungen dieser Gemeinschaftseinrichtungen müssen infektiöse Gastroenteritiden an das Gesundheitsamt melden.

 

Erkrankte Personen dürfen solange sie erkrankt sind auch nicht in Küchen oder Gaststätten arbeiten, das gilt aber für alle infektiösen Gastroenteritiden.

 

Das untersuchende Labor muss Nachweise von Noroviren an das Gesundheitsamt melden und Erkrankungsausbrüche müssen etwa durch Krankenhäuser oder Altenheime dem Gesundheitsamt gemeldet werden.

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