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Osteochondrose: Unterschätze Ursache für Rückenschmerzen

Eine Osteochondrose zählt zu den typischen Abnutzungserkrankungen der Wirbelsäule. Wir erklären Ihnen, wie das Krankheitsbild aussieht, wer davon betroffen ist und welche Therapie Schmerzen lindern kann.

29. August 2024
Rückenschmerzen

Osteochondrose: Ein Überblick

Führen Abnutzungserscheinungen oder Fehlbelastungen zu dauerhaften Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, kann dahinter eine Osteochondrose stecken. Unter dem Begriff werden verschleißbedingte Veränderungen der Bandscheibe sowie der benachbarten Knochen und Knorpel zusammengefasst. Daher rührt auch der Name: „Osteo“ bedeutet im Lateinischen Knochen, „chondro“ steht für Knorpel.

Osteochondrose und Arthrose

Osteochondrose und Arthrose sind keine unterschiedlichen Erkrankungen. Im Gegenteil: Tritt eine Arthrose im Bereich der Wirbelsäule auf, so wird sie Osteochondrose genannt. Obgleich die degenerative Erkrankung am häufigsten an der Wirbelsäule auftritt, kann sie grundsätzlich jedoch überall entstehen, wo Knochen und Knorpel durch Verschleiß verändert sind. Betroffen sind oft auch:

  • Schulter
  • Knie
  • Sprunggelenk
  • Schambeinfuge (Symphyse)

 

Ursachen der Osteochondrose

Die häufigsten Ursachen für eine Osteochondrose sind eine dauerhafte Fehlbelastung oder Abnutzung der Wirbelsäule, insbesondere der Bandscheibe. Dies kann dazu führen, dass die Bandscheibe über einen langen Zeitraum so stark zusammengedrückt wird, dass sie bleibend geschädigt wird. Dadurch wiederum erhöht sich der Druck auf die benachbarten Knorpel und Knochen, sodass es zu knöchernen Auswüchsen kommen kann. In der Folge all dieser Veränderungen treten oft Rückenschmerzen auf.  

Eine wichtige Ursache der Fehlbelastung ist der Umbau des Multifidusmuskels. Dieser Muskel ist der kräftigste und tiefliegendste Rückenstrecker und gibt der Wirbelsäule von hinten Stabilität. Ein Schwinden der Muskelmasse führt zu einer vermehrten Belastung des Wirbelsegments. Der Muskel wird zum Beispiel bei einem Hexenschuss vom Nervensystem abgestellt. Kommt es dann dazu, dass dieser Muskel nicht wieder genutzt wird, verschwindet er und wird in Fettgewebe umgebaut, welches dann im MRT zu sehen ist.

Eine Osteochondrose kann in jedem Alter und bei jedem Menschen auftreten. Jedoch gehören Personen, die dauerhaft schwere Lasten heben oder tragen, zur Risikogruppe für die Erkrankung. Ebenso begünstigen bestimmte körperliche Bedingungen wie vorangegangene Bandscheibenvorfälle, Fehlstellungen der Wirbelsäule wie beispielsweise Skoliose oder Bewegungsmangel eine Osteochondrose. 

Eine besondere Form der Wirbelsäulenerkranung sind die sogenannten juvenilen Osteochondrosen (vom Lateinischen „juvenilis“ für jugendlich). Sie treten nur im Kinder- und Jugendalter auf.

Helios Kliniken Mittelweser, Nienburg

Ärztlicher Leiter MVZ, Oberarzt Neurologie

Eine wichtige Ursache für die Fehlbelastung ist der Umbau des Multifidusmuskels. Dieser Muskel ist der kräftigste und tiefliegendste Rückenstrecker und gibt der Wirbelsäule von hinten Stabilität. Ein Schwinden der Muskelmasse führt zu einer vermehrten Belastung des Wirbelsegments.

Symptome einer Osteochondrose

Eine Osteochondrose macht sich nicht immer durch Schmerzen bemerkbar. Jedoch leiden viele Betroffene unter starken Schmerzen im betroffenen Gelenk. Besteht die Erkrankung im Bereich der Bandscheibe, sind die Schmerzen oft schwer zu behandeln und strahlen häufig auch in andere Körperbereiche aus. So kann eine Osteochondrose auf Höhe der Halswirbelsäule zu Nackenschmerzen führen, die bis in die Finger zu spüren sind. Auch Kopfschmerzen und Verspannungen sind möglich. Ist der untere Bandscheibenbereich vom Verschleiß betroffen, können die Schmerzen bis in Gesäß und Beine ziehen.

Diagnostik der Osteochondrose

Bildgebende Verfahren gelten bei chronischen Rückenschmerzen in der Regel als Diagnoseverfahren der Wahl. Bei Verdacht auf Osteochondrose wird meist eine Magnetresonanztomographie (MRT) in Kombination mit einer Röntgenuntersuchung genutzt. Mit der MRT werden hierbei entzündliche Prozesse und Stoffwechselvorgänge in Knorpeln, der Bandscheiben, dem Weichteilgewebe oder den Nerven sichtbar gemacht. Das Röntgenbild hingegen gibt Aufschluss über einen gegebenenfalls verringerten Abstand zwischen den Wirbelkörpern oder vorliegende knöcherne Anbauten.

Behandlung der Osteochondrose

Ob die Osteochondrose konservativ mit Medikamenten und Physiotherapie oder operativ behandelt wird, hängt von ihrer Schwere und Dauer ab.

Physiotherapie und medikamentöse Behandlung

Gegen akute Schmerzen kommen meist schmerzlindernde, muskelentspannende oder entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Häufig wird zudem versucht, die Rückenmuskulatur durch krankengymnastische Übungen zu stärken, sodass die Wirbel der betroffenen Rückenpartie entlastet werden. Der Muskelaufbau braucht jedoch Zeit und erfordert, die Übungen auch außerhalb der Physiotherapie zu Hause durchzuführen.

Sollten diese Therapieformen nicht helfen, kommen minimalinvasive Injektions- oder Infiltrationsbehandlungen infrage („Schmerzspritze“).

Operative Therapie

Ist die konservative Therapie nicht ausreichend beziehungsweise haben sich chronische Schmerzen eingestellt, kann eine Operation empfohlen werden. Möglich ist dann beispielsweise die Implantation von bewegungserhaltenden Bandscheibenprothesen. Bei fortgeschrittenem Bandscheibenverschleiß hilft häufig nur die Versteifung mit Platzhaltern und Schrauben beziehungsweise Plattensystemen.

Bei Bandscheibenprothesen sowie Versteifungen im Lendenwirbelbereich beträgt der Krankenhausaufenthalt circa sieben bis neun Tage. Sobald die Patienten nach dem Eingriff wieder belastbar sind, kann eine Reha-Maßnahme absolviert werden. Die Regelkrankschreibungszeit beträgt circa acht bis 12 Wochen.

„Ein neuer, minimal invasiver Ansatz ist die Stimulation von Nerven in der Nähe des Multifidusmuskels im Lendenbereich. Hierbei werden Elektroden in die Nähe der Nerven, welche den Muskel kommandieren, implantiert. Der Multifidusmuskels wird dann durch feine über die Nerven fortgeleitete Stromstöße zum Arbeiten angeregt“, sagt Dr. med. Torsten Eichenauer, Facharzt für Neurochirurgie. Ähnlich wie beim Training im Fitness-Studio braucht es hier drei bis sechs Monate, um einen deutlichen Stabilitätseffekt zu erzielen, der dann mit einer entsprechend nachhaltigen Schmerzreduktion einhergeht.

 

 

 

Prävention und Übungen

Um einer Osteochondrose bestmöglich vorzubeugen, sollte eine dauerhafte Fehlbelastung des Rückens beziehungsweise der Gelenke vermieden werden. Wer regelmäßig schwer hebt oder trägt, sollte währenddessen auf einen geraden Rücken achten.

Wichtig ist zudem, die Rückenmuskulatur durch Rückengymnastik zu stärken oder Sportarten zu wählen, die als rückenfreundlich gelten. Dazu zählen unter anderem Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking.

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