Was passiert bei einer Panikattacke?
Eine Panikattacke löst eine Schutzfunktion des Körpers mit folgenden Symptomen aus: Atemnot, Herzrasen oder unregelmäßiger Herzschlag, heftiges Schwitzen, ein Engegefühl im Hals, das auch Erstickungsgefühle auslösen kann. Aber auch weiche Knie, Schwindelgefühle oder Übelkeit können den Betreffenden in solchen Momenten überkommen.
Experten wie Dr. Christian Gerhardt, Ärztlicher Leiter der Spezialsprechstunde und Funktionsoberarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz im Helios Park-Klinikum Leipzig, schätzen, dass etwa elf Prozent aller Deutschen innerhalb eines Jahres mindestens eine Panikattacke erleiden. Die benannten Symptome, sagt er, steigerten sich dabei innerhalb weniger Minuten.
„Panikattacken sind Phasen einer intensiven körperlichen Stressreaktion, die innerhalb weniger Minuten ihr Maximum erreichen. Danach klingen sie im Normalfall selbstständig wieder ab“, beschreibt Dr. Gerhardt den Verlauf.
Schutzfunktion des Körpers
Ein Problem sei jedoch, dass ähnliche Symptome auch bei körperlichen Krankheiten auftreten, etwa einem Herzinfarkt. „Von daher glauben viele Betroffene erst einmal an eine körperliche statt eine psychische Ursache ihrer Beschwerden. Der Weg zur Hausärztin beziehungsweise zum Hausarzt oder in die Notfallambulanz erscheint dann natürlich logischer als die Abklärung psychischer Anlässe“, so der Experte weiter.
Warum der Körper in Stresssituationen, worunter übrigens auch der leidliche Liebeskummer zählt, so reagiert, hat ursprünglich nur einen Grund. „Eine Angst- oder Panikattacke soll uns schützen. Sie soll den Menschen flucht- oder auch kampfbereit machen“, erläutert Dr. Gerhardt. Insofern dieses Phänomen eine Ausnahme bleibt und sich keine körperlichen Ursachen finden, müsse sich niemand ernstere Gedanken machen. Kritisch werde es erst, wenn diese Fälle des Öfteren auftreten oder die Person bereits Angst vor der nächsten Angstattacke hat und beginnt, ihr Leben aufgrund der Beschwerden einzuschränken. Psycholog:innen sprechen dann von einer Panikstörung.
Vorbeugende Maßnahmen bei Panikattacken
Einzelne Panikattacken können als liebevolles Warnsignal des Körpers durchaus zum Leben dazugehören und wichtige Grenzen markieren. Oft helfen allgemeine Verhaltensregeln, etwa dem Pflegen eines sinnvollen Wechsels aus Aktivität und Entspannung, ausreichend Schlaf, regelmäßiges Sporttreiben oder die genaue Beachtung von Medikamenteneinnahmen.
Letztere können ebenso wie Drogen oder übermäßiger Koffeinkonsum mögliche Ursachen derartiger körperlicher Reaktionen sein.
Hilfe bei Panikattacken
Wenn sich die Stressattacken zur dauerhaften Panikstörung ausweiten, bedarf es oftmals professioneller Hilfe. „Hier findet man im Regelfall schwer allein heraus. Nicht selten ziehen sich die Patienten aus dem gesellschaftlichen Leben immer weiter zurück, büßen einen großen Teil ihrer Lebensqualität ein. Sie scheuen den Weg in die Öffentlichkeit, auch weil sie befürchten, unkontrolliert einen neuen Panikanfall oder in der Attacke keine Hilfe zu bekommen“, berichtet Dr. Gerhardt von den Erfahrungen seiner Klient:innen.
Hilfreich zur Seite stehen den Betroffenen dann nicht nur einzelne Psycholog:innen oder Ärzt:innen. Gruppentherapien, welche über die Problematik aufklären und Bewältigungsansätze bieten, können dabei ebenso ein hilfreiches Mittel sein wie Medikamente.
Bewältigung und Therapie
„Panikattacken sind ein Phänomen, das jeden treffen kann. Größten Respekt habe ich deshalb vor denen, die ihrer Angst ins Auge blicken und nach Wegen zur Bewältigung suchen. Derart mutige Menschen treffe ich im Verlaufe meiner Therapiegespräche oft. Das zeigt mir, dass man vor Angst keine Angst haben und sich ihr ergeben muss“, betont Christian Gerhardt.