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Pankreasinsuffizienz: Wenn die Bauchspeicheldrüse schlappmacht

Bei einer Pankreasinsuffizienz arbeitet die Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig. Die Ursachen können vielfältig sein. Unser Experte erklärt alles Wichtige zur exokrinen und endokrinen und Pankreasinsuffizienz. 

07. August 2024
Gastro: Erkrankungen Bauchspeicheldrüse

Welche Funktionen hat die Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein lebenswichtiges Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers. Seine Funktionen lassen sich dabei unterteilen in die exokrine und die endokrine Pankreasfunktion.

„Die exokrine Pankreasfunktion beinhaltet die Produktion von Enzymen, die der Körper benötigt, um Kohlenhydrate, Fette und Proteine zu verdauen“ erklärt Prof. Dr. Ingmar Mederacke, Klinikdirektor der Klinik Innere Medizin II: Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

Das Pankreas bildet dabei pro Tag 1,5 bis 3 Liter Pankreassaft mit Pankreasenzymen, der direkt in den Zwölffingerdarm (Duodenum) abgegeben wird. „Die endokrine Pankreasfunktion umfasst dahingegen die Bildung von Hormonen, die den Blutzuckerspiegel regulieren. Die wichtigsten Vertreter der Pankreashormone sind das Insulin und Glucagon“, sagt der Experte.

Kommt es nun zu einer Funktionsverschlechterung der Bauchspeicheldrüse, einer sogenannten Pankreasinsuffizienz, sind die Symptome abhängig davon, ob die exokrine oder endokrine Pankreasfunktion betroffen ist.

Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)

Kommt es zu einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, werden nicht mehr genügend Verdauungsenzyme produziert. Prof. Mederacke: „Der Darm ist somit nicht mehr in der Lage, Kohlenhydrate, Proteine und insbesondere Fette richtig zu verdauen.“ In Folge dessen können die Nährstoffe nicht mehr richtig aufgenommen werden.

Die Symptome der EPI sind recht unspezifisch:

  • Gewichtsverlust durch fehlende Nährstoffaufnahme
  • Fettstühle (Steatorrhoe): unverdautes Fett verbleibt im Darm und wird mit dem Stuhl ausgeschieden, der dadurch klebrig, voluminös und auch sehr übelriechend wird
  • Völlegefühl, typischerweise 30 bis 60 Minuten nach dem Essen
  • Blähungen oder auch Bauchschmerzen durch vermehrte Gasbildung aufgrund im Darm verbliebender unverdauter Nahrungsbestandteile

Ursachen der exokrinen Pankreasinsuffizienz

Eine EPI kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, zum Beispiel durch:

  • chronische Pankreatitis
  • Pankreaskrebs
  • nach operativen Eingriffen an der Bauchspeicheldrüse
  • genetische Erkrankungen (zum Beispiel Mukoviszidose)

Diagnose der exokrinen Pankreasinsuffizienz

Bei Patientinnen und Patienten mit entsprechender Symptomatik kann die Bestimmung des Verdauungsenzyms (Pankreaselastase) im Stuhl erfolgen. „Ein niedriger Wert der Pankreaselastase spricht für eine unzureichende Funktion der Bauchspeicheldrüse“, weiß der Mediziner.

Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz

„Da die Beschwerden bei einer EPI durch einen Mangel von Verdauungsenzymen verursacht werden, besteht die Therapie vor allem in der Substitution – also die Zufuhr – von Pankreasenzymen. Diese können als Tabletten oder Kapseln zu den Mahlzeiten eingenommen werden“, sagt Prof. Mederacke.

Eine exokrine Pankreasinsuffizienz ist nicht heilbar, jedoch kann durch die Senkung wichtiger Risikofaktoren, wie zum Beispiel eine Beendigung von Nikotin- und Alkoholkonsum das Fortschreiten der Insuffizienz aufgehalten werden. 

Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden

Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie

Ein niedriger Wert der Pankreaselastase spricht für eine unzureichende Funktion der Bauchspeicheldrüse.

Endokrine Pankreasinsuffizienz

„Bei einer endokrinen Pankreasinsuffizienz werden von der Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Hormone produziert, die für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich sind,“ erklärt der Experte. Hierbei sind die wichtigsten Hormone das Insulin und sein Gegenspieler Glucagon. Am häufigsten kommt es durch einen Insulinmangel zu einem (pankreopriven) Diabetes mellitus.

Häufige Symptome sind:

  • erhöhtes Durstgefühl
  • häufiges Wasserlassen durch den erhöhten Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie)
  • Erschöpfung/Energiemangel, da weniger Glukose in die Zellen transportiert wird und als Energielieferant fehlt

Durch einen Glucagonmangel ist dagegen das Risiko einer Hypoglykämie, das heißt eines erniedrigten Blutzuckerspiegels, erhöht.

Ursachen der endokrinen Pankreasinsuffizienz

„Die endokrine Pankreasinsuffizienz ist häufig eine Folge von chronischer Pankreatitis, Pankreaskrebs oder chirurgischen Eingriffen“, sagt Prof. Mederacke. Auch die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift, kann zu endokriner Pankreasinsuffizienz führen.

Symptome und Diagnose der endokrinen Pankreasinsuffizienz

Bei Ausfall der endokrinen Funktion der Bauchspeicheldrüse kommt es durch den Insulinmangel zu einem Anstieg des Blutzuckers. Dies führt zu einem vermehrten Flüssigkeitsverlust.

Betroffene fallen durch einen vermehrtes Durstgefühlt mit vermehrtem Wasserlassen auf. Der Mediziner warnt: „Dies kann im Verlauf zu einem lebensbedrohlichen Erkrankungsbild, dem ketoazidotischen oder hyperosmolaren Koma führen.“

Die Diagnose erfolgt durch die Bestimmung des Blutzuckers. Ist dieser beim nüchternen Patienten größer als 7,0 mmol/l oder 126 mg/dl ist die Diagnose gestellt. In der Praxis hat sich die Bestimmung des sogenannten Langzeitzuckerwertes, dem HbA1c, bewährt. Ist dieser über 6,5 Prozent ist die Diagnose ebenfalls sicher.

Behandlung der endokrinen Pankreasinsuffizienz

Die Behandlung besteht in der Regel in der Gabe von Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Patientinnen und Patienten müssen ihren Blutzucker regelmäßig überwachen und ihre Insulindosen entsprechend anpassen.

Der Experte weiß: „Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Behandlung.“ In sehr seltenen Fällen kann auch eine Transplantation der Bauchspeicheldrüse erfolgen.
Eine Pankreasinsuffizienz, sei es exokrin oder endokrin, kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende Behandlung einzuleiten, um Komplikationen zu vermeiden.

Prof. Mederacke rät: „Bei Verdacht auf eine Pankreasinsuffizienz sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden, um die genaue Ursache zu klären und eine geeignete Therapie zu starten.“ Mit der richtigen Behandlung können viele der Symptome erfolgreich gemanagt und die Lebensqualität verbessert werden.

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