Herr Dr. Abdunnur, wie erfolgsversprechend ist der Einsatz einer Penisprothese?
Dr. Rudi Abdunnur: Die Zufriedenheitsrate von Betroffenen und deren Partnerinnen oder Partnern nach der Implantation einer Penisprothese ist sehr hoch. Aufgrund der sich ständig verbessernden Qualität der Implantate ist auch die Langzeithaltbarkeit sehr gut. Eine Umfrage unter betroffenen Patienten im Helios Klinikum Schwelm ergab, dass sich ihre Lebensqualität maßgeblich verbessert hat.
Was macht Ihrer Meinung nach den Erfolg einer Penisprothese aus?
Dr. Abdunnur: Der Schlüssel zum Erfolg ist meines Erachtens eine ausführliche Anamnese im Beisein der Partnerin oder des Partners, falls vorhanden. Dabei entwickeln wir ein Gefühl dafür, ob der Patient und seine Partnerin oder sein Partner tatsächlich mit der Implantation einer Penisprothese zufrieden sein werden. Zudem wird dabei sehr ausführlich die chronologische Entwicklung der Erektionsstörung ermittelt. Im Fokus stehen dabei insbesondere die bereits durchgeführten konservativen Maßnahmen und deren Wirkung.
Welche Erwartungen haben die Patienten, die zu Ihnen kommen?
Dr. Abdunnur: Oftmals kommen die Patienten bereits mit einer gewissen Erwartungshaltung zu uns. Sie haben sich im Vorfeld über die Behandlung, die Funktionsweise und manchmal sogar über die OP-Technik der Penisprothesen über das Internet informiert. Sie erachten diese Operation als die Therapie der Wahl für sich selbst. Doch trifft das nicht immer zu. Hier gilt es für uns zwischen leitliniengerechter Behandlung, OP-Tauglichkeit und Erwartungshaltung des Patienten gut abzuwägen, denn nur so ist der Erfolg gewährleitet.
Seit wann gibt es das Verfahren bei Ihnen in Schwelm?
Dr. Abdunnur: Die Implantation einer Penisprothese ist eine der zuverlässigsten Methoden zur Behandlung der anhaltenden Impotenz, wenn alle konservativen Behandlungen ausgeschöpft sind. Wir führen diese Operation bereits seit den frühen 1980er-Jahren im Helios Klinikum Schwelm routinemäßig durch und gehören mit diesem Verfahren zu den führenden Kliniken bundesweit. Unsere Klinik ist Ansprechpartner bei allen die harnbildenden und harnableitenden Organe betreffenden Fragestellungen, aber insbesondere in Deutschland eines der größten Zentren für die Implantation von Schwellkörperprothesen und künstlichen Blasenschließmuskeln.
Sind auch jüngere Menschen davon betroffen?
Dr. Abdunnur: Ja, wir sprechen nicht von einer Erkrankung des Alters – das Patientenspektrum bewegt sich zwischen jungen Männern, zum Beispiel Diabetikern, und rüstigen Herren, die eine Verbesserung ihrer Lebensqualität wünschen. Oft ist eine Erektionsstörung zudem ein erstes Anzeichen für eine Gefäßverkalkung.
Wie hoch ist der Leidensdruck der Betroffenen?
Dr. Abdunnur: Impotenz, Erektionsstörungen und erektile Dysfunktionen haben viele Gründe. Häufig verursachen diese neben den körperlichen Beschwerden auch einen hohen psychosozialen Leidensdruck, was durchaus Auswirkungen auf die Partnerschaft haben kann. Um Betroffenen zu helfen, werden zunächst alle konservativen Maßnahmen in Betracht gezogen. Wenn diese nicht zum Erfolg führen, empfehlen wir eine Operation.
Welche konservativen Methoden gibt es?
Dr. Abdunnur: In der Regel wird zunächst medikamentös behandelt, das heißt mit Potenztabletten. Eine weitere konservative Behandlungsmethode ist die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT). Diese wirkt beispielsweise auch, wenn die für eine Erektion notwendigen Nervenbahnen gestört sind. Das kann in Folge eines Unfalls oder bei einer Querschnittslähmung sein. Dabei spritzt sich der Patient mit einer sehr dünnen Nadel ein erektionsauslösendes Medikament direkt in die Schwellkörper des Penis. Durch die nahezu schmerzfreie Injektion wird nach kurzer Zeit eine Erektion ausgelöst.
Eine weitere konservative Alternative zur Injektion ist die Harnröhren-Stäbchen-Methode. Dabei wird der erektionsauslösende Wirkstoff über ein Gel und nicht über eine Spritze zugeführt. Man spricht hierbei von einem sogenannten Medikamentösen Urethralen System zur Erektion (MUSE).
Zudem wird auch die Vakuumtherapie in Betracht gezogen. Der Penis wird in einen Zylinder eingeführt und anschließend die Luft daraus gepumpt. Durch den Unterdruck strömt Blut in die Schwellkörper. Der Penis wird erigiert. Erst wenn diese einzelnen Behandlungsmethoden oder die Kombination aus einzelnen bei anhaltender Impotenz nicht helfen, verspricht der Einsatz einer Schwellkörperprothese einen nachhaltigen Behandlungserfolg.