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Gelenkprothesen: Beweglichkeit und Lebensqualität durch künstliche Gelenke

Wenn die Gelenke dauerhaft Schmerzen bereiten und konservative Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind, kommen künstliche Gelenke zum Einsatz. Welche verschiedenen Materialien es gibt, wie sie funktionieren und wann eine Operation sinnvoll ist, erfahren Sie hier.

19. Dezember 2024
Gelenkprothesen: Beweglichkeit und Lebensqualität durch künstliche Gelenke

Wann ist der Einsatz einer Gelenkprothese sinnvoll?

Es gibt viele Gründe, warum es im Laufe des Lebens zur Abnutzung der Gelenke kommt: Neben Gelenkverschleiß (Arthrose) oder Verletzungen können auch Erkrankungen wie Rheuma oder Arthritis eine Rolle spielen. Die Patienten leiden oft unter starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

Bringt die konservative Behandlung mit schmerzlindernden Medikamenten oder Krankengymnastik keine ausreichende Linderung, ist eine Prothese oft der einzige Weg, um wieder dauerhaft schmerzfrei zu sein. Künstliche Gelenke ersetzen hierbei das eigene Gelenk. Durch die Prothese werden Schmerzen reduziert und die Beweglichkeit wiederhergestellt. Dadurch erlangen die Patienten neue Lebensqualität.

Welche Gelenke können durch Prothesen ersetzt werden?

Gelenkprothesen kommen an allen großen Gelenken zum Einsatz. In Deutschland werden am häufigsten Knie- und Hüftgelenke ersetzt. Auch das Sprunggelenk, der Ellenbogen oder die Schulter können durch eine Prothese ersetzt werden. Bei den kleineren Gelenken sind es vorrangig die Fingergelenke und das Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus), die für Gelenkersatz in Frage kommen.

 

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Arten von Gelenkprothesen: Teil-Endoprothesen und Total-Endoprothesen

Ist das Gelenk geschädigt, können Teile oder das komplette Gelenk ersetzt werden. Bei einer Teilprothese bleibt der gesunde Anteil des Gelenks erhalten, während der erkrankte Teil durch ein Implantat ersetzt wird.

Teilprothesen kommen insbesondere beim Knie zum Einsatz, da die Kniearthrose häufig nicht in allen Teilen des Gelenks gleichmäßig voranschreitet. Ist beispielsweise nur die Innenseite des Knies betroffen, kommt eine Knie-Teilprothese, auch Schlittenprothese genannt, in Frage. Durch diese gelenkerhaltende Maßnahme bleiben gesunder Knorpel und Bänder erhalten. Patienten empfinden Bewegungsfähigkeit und Koordinationsvermögen des mit einer Teilprothese versorgten Knies Patienten häufig als wesentlich natürlicher als bei einer Vollprothese.

Mit der Totalendoprothese (Hüft- oder Knie-TEP) wird das gesamte Gelenk ersetzt.

Diese werden immer dann nötig, wenn das gesamte Gelenk bereits durch Arthrose oder nach einem Unfall stark angegriffen ist oder ausgeprägte Fehlstellungen wie beispielsweise X- oder O-Beine vorhanden sind. Im Fall von X-oder O-Beinen kann das Gelenk in – je nach Ausprägung der Schädigung – manchen Fällen zunächst durch eine Achskorrektur-OP (Umstellungsoperation oder Umstellungsosteotomie) erhalten werden.

Bei der Knieprothese gibt es neben der Totalendoprothese in speziellen Fällen die Möglichkeit, eine gekoppelte Prothese einzusetzen:

Die ungekoppelte Prothese: Wenn das Knie keine schweren Fehlstellungen aufweist und die Seitenbänder, Muskulatur noch ausreichend stabil sind, ist die ungekoppelte Knie-TEP die erste Wahl.  Dies ist bei über 90 Prozent aller Patienten der Fall. Die Knorpeloberfläche des Kniegelenks wird hier vollständig durch die Prothese ersetzt. Die Knie-TEP kann einzementiert oder zementfrei eingesetzt werden. Vorteil der ungekoppelten Prothese ist eine Schonung des Knochenmaterials und eine längere Haltbarkeit. Patienten empfinden die Beweglichkeit des Knies als sehr natürlich.

Die teilgekoppelte Prothese kommt dann zum Einsatz, wenn zum Beispiel die Seitenbänder nicht mehr intakt sind oder entfernt werden muss. Ein kleiner „Zapfen“ am Plastikinlay (Meniskusersatz) erhöht dabei den Kopplungsgrad.

Die gekoppelte Prothese: Diese Prothesenart wird verwendet, wenn das Kniegelenk bereits stark geschädigt ist und erhebliche Stabilität benötigt. Dies ist beispielsweise bei schwerer Arthrose mit Gelenkdeformationen, schwerer Schädigung der Seiten- einer stark ausgeprägten Fehlstellung (X- und O-Beine) der Fall.  Bei stark geschädigten Gelenken bietet die Prothese die notwendige Stabilität und Funktionalität. Dies wird durch eine gewisse Kopplung zwischen den Prothesenteilen erreicht entweder durch den Plastikeinsatz oder eine echte metallener Verbindung (echtes Scharniergelenk).

Helios Klinikum Berlin-Buch

Chefarzt Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie

Die Operation ist immer der letzte Behandlungsschritt, wenn konservative Therapieansätze wie Schmerztherapie nicht mehr ausreichen.

Materialien von Endoprothesen

Künstliche Gelenke haben eine begrenzte Haltbarkeit. Da immer mehr jüngere Menschen Gelenkersatz benötigen, ist die Auswahl eines geeigneten Materials von großer Bedeutung, um weitere Operationen zu vermeiden. In den letzten Jahren hat die Medizintechnik einige abriebarme Materialien aus Keramik entwickelt, die eine längere Haltbarkeit von Hüft- und Knieprothesen zur Folge haben.

Welche Materialien gibt es für Gelenkprothesen?

Moderne Prothesen haben inzwischen eine durchschnittliche Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren. Dies liegt vor allem an neuen Entwicklungen in den verwendeten Materialien. Zum Einsatz kommen beispielsweise Kobalt-Chrom-Molybdän-Verbindungen, Titan oder Keramik. Das Inlay besteht aus gut verträglichem hochvernetzten Polyethylen-Kunststoff.

Einfluss der Materialwahl auf Haltbarkeit und Beweglichkeit

Knieendoprothesen (Knie-TEP) oder Hüftendoprothesen (Hüft-TEP) können grundsätzlich auf zwei Arten implementiert werden: mit oder ohne Zement. Zementierte Prothesen kommen meist bei älteren Menschen zum Einsatz. Da bei jüngeren Patienten die Wahrscheinlichkeit eines Prothesenwechsels hoch ist, wird häufig die zementfreie Implantation gewählt, insbesondere bei der Hüfte.

Zementierte Hüftprothesen werden häufig aus einer Chrom-Molybdän-Legierung hergestellt.

Zementfreie Prothesen, die in den Knochen einwachsen sollen, bestehen häufig aus einer Titanlegierung. Der Knochen verzahnt sich mit der rauen Oberfläche und hat so gute Voraussetzungen, um einzuwachsen. Dies sorgt für eine gute Stabilität und lange Haltbarkeit. Zwischen dem Kugelkopf der Prothese und der Hüftpfanne befindet sich als Knorpelersatz die sogenannte Gleitpaarung. Diese muss über Jahrzehnte hinweg die Beweglichkeit des Gelenks herstellen. Sie besteht meist aus abriebarmer Keramik oder einer Verbindung aus Keramik und Polyethylen.

Bei der Knieendoprothese kommt meist eine Legierung aus Chrom, Kobalt und Molybdän zum Einsatz sowie Anteile aus vollen Titan. Die neue Gleitschicht bildet ein Kunststoff-Inlay (Polyethylen).

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Einsatzbereiche von Gelenkprothesen

Indikationen für ein künstliches Hüftgelenk:

  • fortgeschrittenen Verschleiß des Hüftgelenks (Coxarthrose)
  • entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis)
  • Oberschenkelhalsbruch
  • Unfälle/Verletzungen
  • Knochentumore

Indikationen für ein künstliches Kniegelenk:

  • fortgeschrittener Gelenkverschleiß (Gonarthrose)
  • entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis)
  • Fehlstellungen der Beine (X- oder O-Beine)
  • Unfälle/Verletzungen

Wann ist Gelenkersatz sinnvoll?

Wann der richtige Zeitpunkt für eine Operation ist, wird vom Operateur jeweils individuell mit dem Patienten besprochen. Ein Faktor ist der Schweregrad der Arthrose oder Verletzungen, die sich auf Röntgenbildern zeigen. Entscheidend ist jedoch immer das individuelle Empfinden des Patienten: Welche konkreten Beschwerden und Einschränkungen hat er? Wie empfindet er Beweglichkeit und Lebensqualität im Alltag?

Der Prozess der Prothesenimplantation

Wenn möglich, wird der operative Eingriff mithilfe von minimal-invasiven Operationsverfahren durchgeführt. Dabei werden Muskeln und Gewebe geschont. Es entstehen nur kleine Narben, die Patienten haben in der Regel nach der Operation weniger Schmerzen und sind schneller wieder mobil.

Wichtige Phasen der Nachsorge und Rehabilitation

Nach der Operation erhalten Sie eine optimal angepasste Schmerztherapie. Das stabil eingepasste künstliche Gelenk erlaubt es Ihnen, selbständig zur Toilette zu gehen, sich zu waschen oder anzukleiden. Bereits am Tag nach der Operation unterstützen speziell geschulte Physiotherapeuten Sie dabei, aufzustehen und das Implantat zu belasten. Nach wenigen Tagen sind die meisten Patienten in der Lage, sich mit Unterarmgehstützen fortzubewegen. Die meisten Patienten sind derzeit nur noch drei bis vier Tage im Krankenhaus nach der Operation.

Eine intensive Rehabilitation erfolgt nach dem Krankenhausaufenthalt. Hier wird die Muskulatur mobilisiert und trainiert. Idealerweise setzen die Patienten die Übungen nach der Reha in ihrem Alltag fort. Dies kann heute zu Tage stationär oder ambulant erfolgen.

Häufig gestellte Fragen zu Endoprothesen

Was ist eine Gelenkendoprothese?

Unter einer Gelenkendoprothese versteht man den vollständigen Ersatz eines natürlichen Gelenks. Neben der Totalendoprothese (TEP) gibt es die Teilendoprothese.

Kann ich auf das Metall in der Prothese allergisch reagieren?

Für Patienten mit Metallallergien gibt es „Allergiker-Prothesen“ mit einer Beschichtung. Bei einer Zementallergie (sehr selten) kann auf den zementfreien Einsatz des Gelenks zurückgegriffen werden.  Sprechen Sie bei Fragen mit Ihrem behandelnden Arzt.

Wie schnell kann ich nach der Operation wieder arbeiten?

Je nachdem, inwieweit Ihr Beruf körperliche Arbeit erfordert, können Sie nach acht bis zwölf Wochen wieder an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Kann ich mit einem künstlichen Gelenk wieder Sport machen?

Grundsätzlich können Sie mit einer Prothese wieder Sport machen - insbesondere die Sportarten, die Sie vorher schon betrieben haben. Besprechen Sie Ihre Wünsche und Erwartungen mit Ihrem behandelnden Arzt.

Wie lange hält meine Prothese?

Statistisch gesehen hält eine Prothese zwischen 15 und 20 Jahren. Wie lange die Lebensdauer im individuellen Fall ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.

 

Hinweis der Redaktion: Die im Artikel gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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