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Pulssynchroner Tinnitus: Ursachen, Diagnose und Therapien

Der pulssynchrone Tinnitus geht meist auf eine konkrete organische Ursache zurück, die in den meisten Fällen diagnostiziert werden kann. Doch wie entsteht er und wie wird man ihn wieder los?

HNO-Untersuchung mit Ohrtrichter

Was ist ein pulssynchroner Tinnitus?

Bei einem pulssynchronen Tinnitus handelt es sich um ein um ein rauschendes und mit dem Herzschlag an- und abschwellendes Ohrgeräusch, welches synchron mit dem Herzschlag auftritt.

Es entsteht durch eine Änderung des Blutstroms in den arteriellen oder venösen Blutgefäßen, die in der Nähe des Innenohrs liegen.

Was führt zu einem pulssynchronen Tinnitus?

Unterschiedliche Erkrankungen der Kopf- und Halsgefäße können den pulssynchronen Tinnitus verursachen.

Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Krankhafte Kurzschlussverbindungen zwischen Arterien und Venen (Arteriovenöse Fistel oder Fehlbildung)
  • Gefäßeinengung (Stenose) bei Atherosklerose oder Gefäßwandeinriss (Dissektion)
  • Krankhafte Gefäßerweiterung (Aneurysma)
  • Gefäßreiche Tumore in oder nahe der Schädelbasis
  • Anomalien und Normvarianten von Venen und großen venösen Blutleitern, zum Beispiel hochstehender Bulbus Venae jugularis
  • Raumforderungen oder Gewebestrukturen, die auf die Halsgefäße drücken und diese einengen; zum Beispiel sehr langer Knochensporn (Griffelfortsatz) an der Schädelbasis.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Neben der Anamnese (Krankengeschichte) ist das Abhören an typischen Stellen des Schädels und der Halsgefäße wegweisend. Gefäßbedingte Ursachen lassen sich mithilfe von Ultraschall, Computertomographie (CT) mit CT-Angiographie oder Kernspintomographie (MRT) mit MR-Angiographie abbilden.

Zur Diagnosesicherung und Therapieplanung ist eine Untersuchung in Kathetertechnik unverzichtbar. In den Händen unserer erfahrenen Neuroradiolog:innen ist diese Untersuchung mit geringem Risiko für die Betroffenen verbunden.

Ursache und Behandlung

Die Art der Behandlung des pulssynchronen Tinnitus ist abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung, dem Behandlungsrisiko und vom spontanen Hirnblutungsrisiko. Zeitpunkt und Art der Behandlung werden durch den von den behandelnden Ärzten einzuschätzenden Spontanverlauf der Erkrankung bestimmt.

Eine der häufigsten Ursachen für pulssynchronen Tinnitus ist die durale arterio-venöse Fistel (dAVF). Durale AV-Fisteln sind Kurzschlussverbindungen zwischen zwischen Arterien und Venen an der harten Hirnhaut (Dura mater).

Spontane Rückbildung und Heilung sind möglich, aber selten. Durale AV-Fisteln werden medizinisch nach dem venösen Drainagemuster eingeteilt, da dieses entscheidend das Risiko einer Hirnblutung vorhersagt.

Beeinträchtigung des Alltags für Therapie entscheidend

Aber auch der persönliche Leidensdruck durch das pulssynchrone Ohrgeräusch ist für die Entscheidung zur Therapie maßgeblich. Beeinträchtigt der Tinnitus dauerhaft das private und berufliche Leben der Betroffenen bis hin zur möglichen Berufsunfähigkeit, ist eine individuelle Diagnose und Behandlung angeraten.

Therapie der Wahl ist der Fistelverschluss in Mikrokathetertechnik (endovaskuläre Embolisation). Dabei wird der Fistelpunkt über die zuführende Arterie mit einem kleinen Katheter erreicht und meist meist mit Gewebekleber verschlossen.

Manchmal kann die Fistel durch einen Verschluss der ableitenden Hirnvenen behandelt werden (transvenöse Therapie).

Zum Verschluss krankhafter Gefäßverbindungen werden Platinspiralen oder Flüssigkleber verwendet, die über Katheter von arterieller oder venöser Seite eingebracht werden. Bei komplexen Fisteln sind oft mehrere Behandlungen notwendig.

Welche Sonderformen gibt es?

Eine Sonderform der duralen arterio-venösen Fistel ist die sogenannte Carotis-Sinus-cavernosus-Fistel (CCF). Diese ist eine Kurzschlussverbindung zwischen der inneren (Arteria carotis interna) und/oder äußeren Kopfhauptschlagader (Arteria carotis externa) und dem Sinus cavernosus.

Da bei einer CCF der Blutabfluss aus der Augenhöhle gestört ist, kommt es neben dem pulssynchronen Tinnitus regelhaft auch zu einer Rötung und Schwellung des Auges manchmal auch mit Doppelbildern. Die CCF kann spontan (indirekte CCF) oder nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma (direkte CCF) entstehen.

Die CCF kann neuroradiologisch interventionell meist durch das Einbringen von Platinspiralen und/oder mit Flüssigkleber erfolgreich behandelt werden. Je nach Fisteltyp wird diese über die Arterien oder die Venen, manchmal auch kombiniert, verschlossen.

 

Individuelle Therapien sind unser Ziel

Der pulssynchrone Tinnitus ist eine Erkrankung, deren vielfältige Ursachen in den meisten Fällen gefunden und auch erfolgreich behandelt werden können.

Wichtig ist, die Ursache zuverlässig zu diagnostizieren, im Falle einer Fistel das Risiko einer Hirnblutung richtig einzuschätzen und diese durch eine individuelle, adäquate Therapie zu verhindern.

Die endovaskuläre Therapie bietet die Möglichkeit der Heilung oder ergänzt andere Therapieverfahren wie die chirurgische Operation und/oder die Bestrahlung.

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