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Refluxkrankheit: Hilfe bei Sodbrennen

Jeder fünfte Deutsche leidet gelegentlich unter Sodbrennen oder Aufstoßen. Diese Missempfindung in der Speiseröhre ist in der Regel völlig harmlos. Sie kann aber auch Ausdruck einer sogenannten Refluxerkrankung der Speiseröhre und des Magens sein. Die Ursachen sind äußerst vielfältig. Wir geben einen Überblick sowohl über die Ursachen als auch Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung. 

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Was ist eine Refluxkrankheit und welche Beschwerden bringt sie mit sich/äußern sich?

Normalerweise verhindert der Schließmuskel am Übergang der Speiseröhre zum Magen, dass Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Versagt diese sogenannte Refluxbarriere kann saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückgelangen. Die Folgen sind Sodbrennen mit brennenden Schmerzen und Druckgefühl hinter dem Brustbein, die sich im Liegen oftmals verstärken.

Tritt dieser Reflux gelegentlich auf, zum Beispiel nach einer fettreichen Mahlzeit, hat dies noch keinen Krankheitswert. Von einer Refluxkrankheit spricht man erst, wenn dieser Rückfluss dazu führt, dass häufiges oder starkes Sodbrennen und Aufstoßen die Lebensqualität beeinträchtigt. „Wenn sich die Speiseröhre durch die Säure des Magens zusätzlich noch entzündet, liegt bereits eine sichtbare Schädigung des Gewebes vor. Dann besteht dringend Handlungsbedarf“, sagt Dr. Martin Lehmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Helios Klinik Jerichower Land.

Der in die Luftröhre zurücklaufende Magensaft kann Husten auslösen oder die Zähne angreifen. Zu den typischen Beschwerden zählen Heiserkeit, Brustschmerzen, Asthma, eine Kehlkopfentzündung oder der Verlust von Zahnschmelz. Reflux und Sodbrennen können eine sehr starke körperliche Belastung darstellen und die Lebensqualität einschränken.

Welche gesundheitlichen Folgen können entstehen?

Durch den ständigen Kontakt der empfindlichen Schleimhaut der Speiseröhre mit dem aggressiven, säurehaltigen Magensaft kommt es zunächst zu einzelnen, oberflächlichen und örtlich begrenzten Schleimhautschädigungen. Im Verlauf entwickeln sich großflächige Geschwüre und narbige Verengungen. Im schlimmsten Fall können die Geschwüre sogar zu einem Speiseröhrenkrebs entarten. Um dies zu verhindern, müssen Refluxbeschwerden frühzeitig und konsequent behandelt werden.

Wie wird eine Refluxkrankheit diagnostiziert?

  • Endoskopie (Spiegelung der Speiseröhre mit gleichzeitiger Entnahme von Gewebeproben)
  • High-Resolution-Manometrie (Spezialuntersuchung zur Druckmessung in der Speiseröhre)
  • 24-Stunden-ph-Metrie (Langzeit-Säuremessung der Speiseröhre)
  • 24-Stunden-Impedanz-Messung (Messung der elektrischen Widerstände in der Speiseröhre)
  • 13C-Octansäure Atemtest (Messung der Magenentleerungszeit)
  • Röntgendiagnostik
  • Endosonographie (Ultraschalluntersuchung der Speiseröhre)

Refluxkrankheit: Was Sie selbst tun können

  • Sie können selbst aktiv Ihren Lebensstil ändern, um Beschwerden zu lindern:
  • Stellen Sie das Rauchen ein.
  • Streben Sie Normalgewicht an, sollten Sie übergewichtig sein.
  • Nehmen Sie häufige, kleine, eiweißreiche, fettarme Mahlzeiten ein.
  • Essen Sie im Sitzen und legen Sie sich zwei Stunden nach den Mahlzeiten nicht hin. Dies gilt besonders für die Abendmahlzeit.
  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen. Wenn Sie trotzdem flach schlafen möchten, dann drehen Sie sich dabei auf die linke Seite.
  • Tragen Sie keine einengende Kleidung (zum Beispiel Gürtel, enger Bund von Hose oder Rock).
  • Zum Bücken gehen Sie besser in die Hocke, statt den Oberkörper herunter zu beugen.
  • Vermeiden Sie Alkohol, Kaffee, Pfefferminze, fettreiche Speisen, Fruchtsäfte, Kohlensäure und Tomatensoße, da diese die Magensäureproduktion anregen beziehungsweise den Speiseröhrenschließmuskel entspannen.
  • Meiden Sie, wenn möglich, Schmerzmittel.

Wie wird die Refluxkrankheit behandelt?

Wenn es nicht gelingt, die Reflux-Beschwerden durch eine Änderung des Lebensstils zu lindern, werden zusätzlich Medikamente zur Behandlung eingesetzt. Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die die Beschwerden sehr wirksam lindern können – allerdings nur solange, wie die Medikamente eingenommen werden. Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, die Bildung und Ausschüttung der Magensäure zu reduzieren beziehungsweise zu blockieren. Dadurch verringert sich der Reflux und seine schädigende Wirkung vermindert sich.

Sollte eine über Jahre andauernde, tägliche Medikamenteneinnahme nicht möglich sein oder die Behandlung erzielt nicht den gewünschten Erfolg, kann eine operative Verengung des Überganges der Speiseröhre zum Magen sinnvoll sein.

Ziel einer Anti-Reflux-Operation (Fundoplikatio) ist es zu verhindern, dass Säure vom Magen in die Speiseröhre zurückfließt. Bei dieser Operation wird der obere Teil des Magens –manschettenartig, ganz oder teilweise – um das untere Ende der Speiseröhre gelegt und dort an Zwerchfell, Magen oder Speiseröhre festgenäht. Das stärkt den Verschluss am unteren Ende der Speiseröhre und verhindert den dauerhaften Rückfluss von Magensäure. Der Eingriff erfolgt in der Regel minimalinvasiv über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie).  Häufig geht mit der Refluxkrankheit ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) einher, welcher im Rahmen der Operation mitbehandelt wird.

Der durch den Zwerchfelleinriss in den Brustkorb verlagerte Anteil des Magens fördert den Rückfluss des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre, sodass zusätzlich eine sogenannte Hiatoplastik vorgenommen wird. Hierbei wird der „Durchtrittsschlitz“ der Speiseröhre im Zwerchfell zusätzlich operativ verengt (mittels einer Naht oder dem Einbringen eines Netzes). Die Erfolgsquote ist hoch: Über 80 Prozent der Patient:innen sind nach der Operation beschwerdefrei und brauchen keine Medikamente mehr. Die übrigen Patient:innen nehmen nach der Operation zumindest weniger Medikamente ein als zuvor – können aber nicht ganz darauf verzichten.

 

Dem Reflux auf der Spur: Eine Patientin erzählt ihre Geschichte

„Endlich habe ich wieder Spaß am Essen.“ Bis vor wenigen Monaten war das für Britta Hiddemann noch undenkbar. Seit vier Jahren litt sie unter starkem Sodbrennen. Im Laufe der Zeit wurden die Beschwerden schlimmer und jede Mahlzeit wurde zur Qual. „Ständig hatte ich ein starkes Ziehen in der Brust. Es fühlte sich an wie ein Herzinfarkt“, berichtet sie. „Beim Frühstück schaffte ich es gerade mal, zwei Toastscheiben zu mir zu nehmen. Danach war ich aber auch den ganzen Tag satt. Immer mehr entwickelte ich auch eine Angst vor dem Essen. Es tat mir weh und hat mir einfach keine Freude mehr bereitet.“ Britta Hiddemann, die auch vor der Erkrankung schon sehr schlank war, nahm immer mehr ab. Bald zeigte die Waage nur noch 40 Kilogramm. Der Leidensweg kostete sie 25 Kilogramm. Die 34-Jährige nahm viele ärztliche Besuche auf sich, doch eine Diagnose blieb aus.

Ratsuchend wandte sich Britta Hiddemann an ihre Mutter, die als Krankenschwester in der Helios Klinik Wipperfürth tätig ist. Im Refluxzentrum fand die Patientin endlich Hilfe. Hier arbeiten die Ärzt:innen der Klinik für Innere Medizin und der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie eng zusammen, um für die Diagnosestellung sowie für die weitere Therapie die bestmögliche Versorgung der Patient:innen zu gewährleisten.

Bei Britta Hiddemann wurde die Fehlfunktion durch einen Zwerchfellbruch verursacht. „Die Diagnose ist zum Teil schwierig, denn die Symptome sind nicht eindeutig der Refluxkrankheit zuzuordnen. Dann haben die Patientinnen und Patienten trotz Behandlung, weiterhin Beschwerden und wissen oft nicht weiter“, erklärt Marco Wagner, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin.

Für die Diagnosestellung wurde bei Britta Hiddemann neben weiteren Untersuchungen eine sogenannte High Resolution-Manometrie durchgeführt. „Bei der High Resolution Manometrie handelt es sich um die Druckmessung der Muskulatur in der Speiseröhre, die bei einem Schluckakt ausgelöst wird. Zusätzlich werden der obere und der untere Schließmuskel auf ihre Ruhefunktion und ihr Verhalten während des Schluckaktes überprüft“, sagt Marco Wagner. „Dazu werden die Patientinnen und Patienten gründlich durchleuchtet, indem ihnen ein ganz dünner Schlauch durch die örtlich betäubte Nase in die Speiseröhre und den Magen geführt wird.“

Die eingeführte Sonde ist mit vielen Drucksensoren ausgestattet, die kontinuierlich die gemessenen Druckwerte an ein Computersystem weitersendet. Jedem Druck wird ein Farbwert zugeordnet. Die Untersuchung zeigt anhand dieser Farbkodierung sehr eindrucksvoll den Schluckakt. Dieser kann durch eine Vielzahl von Messparametern von den Mediziner:innen des Refluxzentrums der Helios Klinik Wipperfürth genau charakterisiert werden. So können sie entscheiden, ob eine medikamentöse Therapie ausreichend ist oder eine operative Versorgung erfolgen muss. 

Im Fall von Britta Hiddemann zeigten alle Untersuchungsergebnisse, dass nur eine Operation Erfolg bringen würde. Uwe Mutter, Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Helios Klinik Wipperfürth, führte eine laparoskopische Operation (minimalinvasive Schlüssellochoperation) zum Verschluss des Zwerchfellbruches durch. Über fünf kleine, circa einen Zentimeter große, Schnitte im Oberbauch wurde der Magen aus dem Bruch in den Bauchraum gezogen, der obere Magenanteil aus seinen Verwachsungen gelöst und der Zwerchfellbruch mit einer nicht auflösbaren Naht verschlossen.

Zur Sicherung wurde eine 270 Grad-Magenmanschette, auch Fundoplicatio genannt, (Operationsverfahren, bei dem die Speiseröhrenmündung durch eine Umformung des Magens verstärkt) um den unteren Teil der Speiseröhre gelegt. Somit bleiben die natürlichen Funktionen des Schließmuskels teilweise noch erhalten, wodurch Nebenwirkungen verringert werden.

Trotz ihres Untergewichts erholte sich die Wipperfürtherin schnell von dem Eingriff. Inzwischen hat Britta Hiddemann bereits wieder zehn Kilogramm zugenommen und auch das Essen ist wieder ein Genuss. „In der Helios Klinik Wipperfürth wurde ich von dem Team des Refluxzentrums eng betreut. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Fachrichtungen, der Inneren Medizin und der Chirurgie ist hier etwas ganz Besonderes. Alle arbeiten Hand in Hand und die Wege sind kurz, zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, betont Britta Hiddemann.

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