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Reizdarm: Wenn das Bauchhirn die Nerven verliert

Verstopfung, Durchfall, Krämpfe – eine der häufigsten Diagnosen in der Gastroenterologie lautet Reizdarm. Wer ist davon betroffen? Wie kann die Medizin helfen? Und welche Rolle spielt eigentlich die Psyche? Wir beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen zum Thema.  

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Was genau versteht man unter Reizdarm? 

Das sogenannte Reizdarmsyndrom ist auch in Deutschland weit verbreitet. Offizielle Schätzungen gehen von etwa 20 Prozent der Bevölkerung aus, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind als Männer.

Allerdings sind die genauen Ursachen noch nicht vollständig geklärt und werden weiterhin intensiv erforscht. Fest steht, dass es nicht den einen Faktor gibt, sondern eine Vielzahl von Einflüssen, die zusammenwirken. Dazu gehören etwa:

  • gestörte Bewegungsabläufe des Darms
  • Schmerzempfindlichkeit
  • Verdauungsenzyme (Serinproteinase)
  • psychisches Befinden wie Stress
  • ungesunde Ernährung
  • gestörte Darmflora beispielsweise nach Antibiotikaeinnahme

Vor allem deshalb ist das Reizdarmsyndrom eine Ausschlussdiagnose, was bedeutet, dass schrittweise andere mögliche Erkrankungen mit gleichen Symptomen ausgeschlossen werden.

 

Reizdarm: Klassische Symptome

Etwa die Hälfte aller Betroffenen sind jünger als 35 Jahre und leiden vor allem tagsüber unter folgenden Beschwerden:

  • Schmerzen
  • Krämpfen
  • Verstopfung
  • Durchfall ohne Gewichtsabnahme
  • Blähungen
  • Stuhlentleerungsproblemen

Häufig wird von Patient:innen auch über Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörung, Kopf- und Rückenschmerzen, Unterbauchschmerzen und Blasenbeschwerden, Herzrasen, Ängste und depressive Verstimmung berichtet. 

(Entzündliche) Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Reizdarm: Das Hirn und Bauch

Schon der Volksmund weiß, dass „Schiss haben“ etwas mit Angst zu tun hat, dass also der Darm durch das sogenannte enterische (von „enteron“, altgriechisch für Darm) Nervensystem dem sogenannten „Bauchhirn“ beeinflusst wird. Kopf- und Bauchhirn kommunizieren laufend miteinander.

Unsere Darmgesundheit wirkt sich auf die Stimmungslage aus und umgekehrt. Das Bauchhirn steuert bei Gesunden die Verdauung problemlos, beim Reizdarmbauchhirn, das besonders sensibel reagiert, entstehen Überlastungen, die zu Schmerzen, Durchfall oder Verstopfung führen.

Psychotherapie kann helfen mit den Einschränkungen durch die Erkrankung besser zurecht zu kommen. Sie kann aber auch sinnvoll sein, um herauszufinden, was neben offensichtlichen Belastungen, Konflikten und Stressfaktoren noch an inneren, persönlichen Faktoren am Krankheitsgeschehen beteiligt ist.

 

Reizdarm: Behandlung

Oftmals probieren Betroffene viele verschiedene Maßnahmen aus, zum Beispiel Diäten (Auslassdiäten oder FODMAP, die Abkürzung steht für „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ und bezeichnet eine Gruppe von Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen), unterschiedliche Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Probiotika, Sport und Entspannungsverfahren.

Wenn all das nicht weiterhilft und Betroffene keine gute Lebensqualität erlangt haben, kann eine psychosomatische Behandlung hilfreich sein. Insbesondere wenn die Patient:innen sich schämen und immer weiter zurückziehen.

 

Hilfe bei Reizdarm

Wir klären mit Ihnen in einem ausführlichen ambulanten Vorgespräch, welche therapeutischen Angebote für Sie sinnvoll sein könnten. Manchmal ist es auch notwendig, „aus allem auszusteigen“ und sich in einem stationären Aufenthalt Zeit zu nehmen, sich intensiv medizinisch und psychotherapeutisch sich und seinem Körper zu widmen. Dafür bieten wir Ihnen eine Behandlung in unseren psychosomatischen Abteilungen an.

 

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