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Revisionschirurgie bei Gelenkersatz

Die Implantation eines Kunstgelenkes ist eine der am häufigsten durchgeführten Eingriffe in der Orthopädie. Manchmal können jedoch nach einiger Zeit erneut Beschwerden auftreten, die einen Wechsel des Kunstgelenks erforderlich machen. Erfahren Sie alles Wissenswerte rund um Revisionsoperationen bei künstlichen Gelenken.

26. Februar 2025
Operation

Was macht die Revisionschirurgie?

Die Revisionschirurgie befasst sich im Rahmen einer Wechseloperation mit Folgeeingriffen nach der ersten Gelenkprothese. Ziel der Wechseloperation ist, ein früheres chirurgisches Verfahren zu korrigieren, zu verbessern oder Komplikationen zu beheben. Revisionseingriffe sind sehr komplexe Operationen, die eine präzise Planung sowie ein erfahrenes chirurgisches Team.

Wechseloperationen sind unter anderem bei einem künstlichen Hüftgelenk, aber auch bei Schulter- und Knieprothesen möglich. Im Rahmen der Wechsel-OP ersetzen die Operateure entweder das gesamte künstliche Gelenk (Endoprothese) oder nur die aufgebrauchten Gleitlager des Gelenkersatzes.

Was sind Ursachen für eine Wechseloperation?

Die Gründe für einen Austausch der implantierten Prothesen können vielfältig sein:

  • Lockerung: Eine Lockerung ist die häufigste Ursache. Eine Prothese kann sich aufgrund von Knochenabbau oder einer Fehlstellung lockern.
  • Verschleiß: Ein Abrieb der Gleitflächen kann Schmerzen verursachen oder die Funktion beeinträchtigen.
  • Infektion: Infektionen können das umgebende Gewebe schädigen und erfordern oft ein sofortiges Entfernen der Prothese.
  • Brüche: Sollte es zu einem Knochenbruch im Bereich einer einliegenden Endoprothese kommen, dann ist in manchen Fällen ein Austausch der Prothese notwendig sein
  • Allergie: Sehr selten kann der Körper auf bestimmte Materialen der Prothese reagieren und Schmerzen auslösen.

Je nach Ursache wird die aseptische (nicht infektiöse) von der septischen (infektiösen) Wechseloperation unterschieden.

Welche Symptome sprechen für eine Wechseloperation?

Schmerzen: Oftmals weisen andauernde oder erneut auftretende, mitunter belastungsabhängige Schmerzen auf ein Versagen der Prothese oder einzelner Prothesenkomponenten hin. Eventuell kann ein Rüttel- und Stauchungsschmerz im Rahmen der Untersuchung ausgelöst werden.

Infektion: Fehlen Zeichen der Überwärmung und Rötung, ist eine Infektion oft nicht sicher auszuschließen. Anhaltende Ruheschmerzen können hingegen ein erster Anhaltspunkt für eine (chronische) Protheseninfektion sein.

Zusätzlich können folgende Symptome auftreten:

  • Neigung zu Schwellungen und Gelenkergüsse
  • Bewegungseinschränkungen
  • Gangunsicherheiten

Diagnostik bei Endoprothesenbeschwerden

In Anbetracht des Ausmaßes und der Tragweite einer Wechseloperation bedarf es einer umfassenden und sorgfältigen Diagnostik des betroffenen Kunstgelenkes. Es erfolgt zunächst ein ausführliches Gespräch zwischen Patient und Arzt sowie eine körperliche Untersuchung am betroffenen Gelenk, um Beschwerden und mögliche Bewegungseinschränkungen zu erfassen.

Zusätzlich erfolgt auch immer eine umfassende Röntgendiagnostik des Gelenkes. In den Röntgenbildern wird ein möglicher Lockerungssaum oder eine knöcherne Defektzone um die einliegende Prothese sichtbar. Radiologisch sind Aufhellungssäume von über zwei Millimeter und eine veränderte Lage des Gelenk-Implantats richtungsweisend für die Diagnose Prothesenlockerung.

Bei dem Verdacht auf eine Gelenkinfektion oder auch um diese auszuschließen, werden die Entzündungswerte im Blut im Labor untersucht. Deuten die Blutwerte auf eine Infektion hin, schließt sich eine Gelenkpunktion (Abziehen von Gelenkwasser) an, um den Verdacht zu bestätigen.

Was ist eine Saumbildung?

Die Bezeichnung Saumbildung beschreibt die Bildung eines „Saums“ aus Bindegewebe zwischen dem Zementmantel der Endoprothese und dem Knochen beziehungsweise bei einer zementfrei implantierten Endoprothese zwischen der Prothese und dem Knochen.

Es werden drei Hauptarten der Saumbildung unterschieden:

  1. Saumbildung bei Prothesenlockerung: Sie tritt auf, wenn die Prothese nicht mehr fest im Knochen verankert ist. Ursache ist meist Verschleiß, Knochenverlust oder eine minimale Verschiebung der Prothese. Durch den gebildeten Saum kommt es zur Instabilität, die unter anderem mit Schmerzen und Fehlstellungen einhergeht. Ab einem Saum von über zwei Millimeter wird in der Regel eine Wechseloperation angestrebt und die Prothese ersetzt.
  2. Saumbildung durch entzündliche Prozesse: In selten Fällen ist eine Saumbildung auf entzündliche Prozesse zurückführen, die durch Infektionen oder allergische Reaktionen auf die Prothese zurückzuführen sind. Dabei bildet sich Flüssigkeit, die als Saum zwischen Prothese und Knochen sichtbar ist. In diesem Fall findet ebenfalls ein revisionschirurgischer Eingriff statt, um die Gelenkprothese zu ersetzen.
  3. Inlayverschleiß: Prothesen haben heutzutage eine lange Haltbarkeit. Im Verlauf der Zeit kann es jedoch zu einem mechanischen Verschleiß des sogenannten Inlays, dem Platzhalter zwischen den Prothesenkomponenten, kommen. Dieser entsteht durch die mechanische Belastung des Gelenks beim Gehen oder auch beim Sport und kann zu einem Verschleiß der Gleitflächen der Prothese führen. Dies kann zu einer Lockerung der Führung der Prothese und daraus resultierend dem Tausch des Inlays oder der gesamten Prothese führen.

Was macht die Wechseloperation so besonders?

Kunstgelenk-Wechseloperationen sind wesentlich anspruchsvoller und technisch schwieriger auszuführen als die Erstimplantation der Prothese. Meist haben sich durch Lockerung beziehungsweise knöcherne Veränderungen die anatomischen Gegebenheiten geändert. Instabilitäten durch gelockerte Bänder beziehungsweise Narben- und Weichteilveränderungen kommen oft erschwerend hinzu.

Deshalb sind Wechseleingriffe am Gelenk für das OP-Team handwerklich in besonderem Maße fordernd.

Wie erfolgt der Gelenktausch?

Je nach Ursache findet ein teilweiser oder kompletter Austausch der Endoprothese während der Wechseloperation statt. Dabei verwenden Orthopäden oftmals spezielle Revisionsimplantate. Diese sind robuster und größer als der ursprüngliche Gelenkersatz.

Teilersatz oder Komplettwechsel 

Die Wahl des operativen Verfahrens richtet sich nach dem Beschwerdebild des Patienten und den Ergebnissen der Diagnostik. Bei einem teilweisen Austausch wird die lockere oder abgenutzte Prothesenkomponente getauscht, zum Beispiel der Hüftkopf oder die Pfanne. Im Rahmen eines kompletten Gelenkwechsels wird die Prothese vollständig entfernt und ein neuer Gelenkersatz implantiert. Auch bei einer Gelenkinfektion findet ein Komplettwechsel statt.

Spezialimplantat zur Knochenstärkung

Ist der Knochen bereits stark geschädigt, verwenden Chirurgen ein Spezialimplantat. Zur Stärkung des noch vorhandenen Knochens wird dieses mit Knochenersatzstoffen, Knochentransplanten oder einem metallischen Knochenersatz verstärkt. Dadurch wird sichergestellt, dass die Wechselprothese einen festen Halt hat und stabil im Knochen verankert ist. 

Ablauf der Wechseloperation

Die Wechseloperation dauert in der Regel länger als der Ersteingriff. Während des Eingriffs achten die Operateure darauf, Weichteile und knöcherne Strukturen zu schonen. Nachdem die alte Endoprothese entfernt und die Wechselprothese eingesetzt ist, wird erneut der korrekte Sitz und die Beweglichkeit der Prothese überprüft. Dazu kann auch eine Röntgenaufnahme gemacht werden. Abschließend wird die Wunde vernäht und der Patient in den Aufwachraum gebracht.

Was sind Risiken der Wechseloperation?

Wie bei jedem operativen Verfahren bestehen auch bei Wechseloperationen Risiken. So kann es zu Blutungen, Infektionen und Nervenschäden durch den Eingriff kommen. Auch eine erneute Prothesenlockerung oder ein Verschleiß ist möglich. 

Postoperative Nachsorge und Rehabilitation

Der Heilungsprozess ist immer sehr individuell und von Faktoren wie Alter, allgemeinem Gesundheitszustand und Art des Eingriffs abhängig. In der Regel können die meisten Patientinnen und Patienten noch am Tag der Wechsel-OP an zwei Unterarmgehstützen in Begleitung erste Schritte machen und das operierte Bein vollbelasten. Aber auch eine Teilbelastung des operierten Beines mit Unterarmgehstützen ist für einige Wochen möglich.

Im postoperativen Verlauf ist eine Rehabilitationsbehandlung, die entweder ambulant oder stationär erfolgen kann, sinnvoll. Die Dauer der Reha beträgt meist drei Wochen.

Kann man einer Wechseloperation vorbeugen?

In einem gewissen Maß lässt sich eine Wechseloperation vorbeugen beziehungsweise hinauszögern: So können sich etwa routinemäßige Röntgenkontrollen, gezielte Physiotherapie und gelenkschonendes Verhalten positiv auswirken. Dazu sollte auch auf ein gesundes Körpergewicht geachtet werden, um das Gelenk nicht zu überlasten.

Wer Schmerzen, Infektionsanzeichen oder andere Symptome bei sich feststellt, sollte diese ärztliche abklären lassen, um bestenfalls langfristigen Beschwerden oder einem Gelenkwechsel vorzubeugen.

Der Inhalt dieser Seite wurden in Zusammenarbeit mit unserem Experten erstellt
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